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Donnerstag, 23. Januar 2020

Grönland 1912 (Ausstellung vom 6.Februar bis 19. April 2020 im Landesmuseum Zürich)

«1912 durchquerte Alfred de Quervain Grönland. Die Daten, die der Schweizer Forscher auf der siebenwöchigen Expedition gesammelt hatte, sind für die Wissenschaft bis heute von Bedeutung. Die Ausstellung beleuchtet de Quervains Pioniertat im ewigen Eis und verknüpft sie mit der Gegenwart. Bis heute betreibt die Schweiz in Grönland Gletscherforschung und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einem der zentralsten Themen unserer Zeit: der Klimaerwärmung.» (Landesmuseum, Zürich)

Landesmuseum

Siehe auch die Beiträge von Marc Tribelhorn, Helga Rietz, Sven Tietz sowie von Stephan Orth in der NZZ, 7.2.2020, Seiten 45-51.

Die Überquerer: Roderich Fick, Karl Gaule, der 33jährige Alfred de Quervain und Hans Hössli

Montag, 4. November 2019

Switzerland in Greenland. Alfred de Quervain's rediscovered mountains in East Greenland, by Jan Løve and Hans Christian Florian Sørensen

«The book describes the Swiss meteorologist Alfred De Quervain’s crossing of the Greenlandic icecap from West Greenland to East Greenland in 1912, and how a small piece of Switzerland came to East Greenland. The books two authors have through travels, historical sources and with the collaboration with the Greenlandic Place Names Committee, rediscovered the almost unknown Switzerland in East Greenland north of Tasiilaq. Through expedition history and place name research, the two authors have also managed to make this piece of history relevant in our time. As a result of their work, Alfred De Quervain’s place names have been placed on a modern map, and some of them have been officially recognized as the name for the place. The book is richly illustrated with maps and photos.» (The Greenlandic Society)

Käuflich kann dieses Buch hier bezogen werden und in einer Bibliothek in der Schweiz ist es hier einsehbar.

Sonntag, 23. Dezember 2018

Coast to Coast 2018 - Grönlanddurchquerung von Thomas Ulrich, Stefan Glowacz und Philipp Hans

"Mit dem Segelboot, zu Fuss und mit dem Kite haben wir unsere Grönlanddurchquerung 2018 erfolgreich über die Bühne gebracht – ein Abenteuer in purer Form, bedächtig, manchmal ungewiss und voller nachhaltiger Erlebnisse." Thomas Ulrich

Website Thomas Ulrich




Sonntag, 4. November 2018

„Wir sind einfach losgerannt ins Unbekannte“ (Julian Charrière)

„Ich wollte an das Suchlicht des Forschungsschiffes meiner Antarktisexpedition und an Frank Hurley, den Pionier der Abenteuerfotografie, anknüpfen. Und an sein Blitzlicht: einen Teil der Landschaft verstecken, den anderen Teil in den Fokus rücken. Wie das Auge der Wissenschaft. Die Landschaft entwickelt sich wie eine Fotoplatte. Statt des Suchlichts des Bootes wollte ich eine Drohne fliegen lassen." Welt online, 4.11.2018

Quelle: © Julian Charriere

Freitag, 6. Juli 2018

GreenLAnd Circumnavigation Expedition - GLACE (Call for Proposals)

The GreenLAnd Circumnavigation Expedition (GLACE) will offer an unprecedented complete circumnavigation of Greenland in a single expedition over a 2-month period in August and September 2019. The expedition will provide access to the remote and as yet critically understudied Northern Greenland area and provide a unique opportunity to investigate the marine, terrestrial, atmospheric, and cryospheric environments of the Arctic.

The R/V Akademic Tryoshnikov (AARI, St Petersburg) will be available for the expedition after a partial refit, offering a range of equipment and infrastructures. During the Northern Greenland section of the expedition the AT will be escorted by the nuclear icebreaker 50 Let Pobedy.

As the ship will be steaming for around 20 hours each day, scientific sampling should be focused on continuous oceanographic and atmospheric (underway) sampling approaches, combined with terrestrial and cryospheric studies at several super-sites, with emphasis on Northern Greenland.

Proposals should be directed specifically to one of the subjects highlighted in the science plan. A combination of different subject areas into multi-disciplinary projects is also possible. Projects should include multiple sites and are encouraged to address broad and relevant scientific questions taking advantage of the entire journey.

Access to the vessel and its facilities (incl. helicopter time) will be free of charge for all teams selected by the scientific review panel, from the embarkation port onwards. International teams are invited to apply, provided they can cover their own logistics and science-related costs. Swiss-led projects will be eligible for additional funding of up to CHF 150’000 per project.

The scientific review panel will select up to 10 research projects from the submitted proposals. Deadline for submission is 10 September 2018 (12:00, Swiss time) (SPI)

Swiss Polar Institute SPI 

GLACE

GLACE: Proposed travel plan and timing

Freitag, 5. Juni 2015

Die Naturforschenden. Auf der Suche nach Wissen über die Schweiz und die Welt, 1800–2015.

Herausgegeben von Patrick Kupper und Bernhard C. Schär. Mit Beiträgen von Alban Frei, Pascal Germann, Remo Grolimund, Lea Haller, Flavio Häner, Franziska Hupfer, Tobias Krüger, Patrick Kupper, Sibylle Marti, Lukas Meier, Lea Pfäffli, Serge Reubi, Bernhard C. Schär, Tobias Scheidegger, Alexis Schwarzenbach. Verlag Hier und Jetzt (Baden)

„Die Schweiz ist global vernetzt. Zu verdanken hat sie dies nicht zuletzt den Schweizer Naturforschenden, die seit dem 18. Jahrhundert die Welt erkundet und sich grenzüberschreitend mit anderen Wissenschaftlern ausgetauscht haben. Die Forschenden selbst sind jedoch kaum bekannt. Das Buch schliesst diese Lücke. 15 Autorinnen und Autoren beleuchten die Biografien von Naturwissenschaftlern und Naturwissenschaftlerinnen. Sie erklären, wie die Forschenden zu ihren Entdeckungen, Einsichten und Irrtümern kamen und wie sie dabei in den letzten 200 Jahren den Wissenschaftsstandort Schweiz mit aufbauten. Bekannte historische Persönlichkeiten wie Louis Agassiz oder Albert Einstein werden neu beleuchtet, bislang vernachlässigte Figuren wie Clémence Royer oder Boukary Porgo werden in ihrer Bedeutung für die Naturwissenschaften und die Schweiz sichtbar.“ (Verlag Hier und Jetzt)

Der Beitrag von Lea Pfäffli, Doktorandin am Lehrstuhl für Technikgeschichte der ETH Zürich, „Diplomatie statt Heldentum. Robert Haefeli, die Schweizer Polarforschung und der Kalte Krieg.“ interessiert hier natürlich speziell. Zum Volltext.

"Wie die Schweiz das Ranking erfand und zur Wissenschaftsnation wurde." Interview mit Bernhard C. Schär und Lea Pfäffli von Florian Meyer (ETH Zürich, News, 13.8.2015) ETH Zürich, News

Montag, 19. Januar 2015

Arktis - Grönland & Spitzbergen - Multivision von Andreas & Christian Zimmermann

„Die Fotografen Andreas und Christian Zimmermann haben den Hohen Norden insgesamt sieben Mal besucht und ihre Eindrücke in einer packenden Reportage zusammengestellt. Mit wunderschönen Bildern, Videos und spannenden Geschichten möchten die Brüder Sie nach Grönland und Spitzbergen entführen und Sie mit dem Arktisvirus anstecken.“ (PR-Text) Termine und Tickets















Sonntag, 28. Dezember 2014

Künstlerischer Nachlass von Andreas Züst in der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek

Geschenkweise und durch Ankauf gelangen bis 2017 rund 70'000 Diapositive, s/w-Negative und Abzüge von Andreas Züst (1947-2000) nach Bern (https://www.helveticarchives.ch/detail.aspx?ID=583039).

Teile des Fotoarchivs, das Verzeichnis seiner Kunst- und Büchersammlung sowie weitere Informationen zum Leben und Werk Andreas Züsts sind bereits heute online verfügbar unter http://www.andreaszuest.net/; Eintrag im "Historischen Lexikon der Schweiz"  http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D49976.php. In den frühen Siebzigerjahren war Züst als Mitarbeiter des ETH-Professors für physische Geografie und Glaziologie Fritz Müller (1926-1980) am North-Water-Project beteiligt.

Andreas Züst beim Modellieren einer Schneeskulptur im Churchill Motel & Hotel (Churchill, Manitoba, Kanada)






















Die Abbildung stammt aus dem Film über das Nordlicht Picture of Light (83 Min) von Peter Mettler; mit Andreas Züst als Koproduzent entstand er zwischen 1991 bis 1994. Bezug in der Schweiz: www.looknow.ch

Siehe auch Post vom März 2014 http://polararchiv.blogspot.ch/2014/03/the-eagle-has-landed-oder-wozu-ein.html

Sonntag, 14. Dezember 2014

Importverbot für Robbenprodukte (Wintersession 2014 des Nationalrats)

BERN. Nach langem Hin und Her ist der Weg frei für ein Verbot von Einfuhr und Handel mit Robbenprodukten. Der Nationalrat hat am Montag eine Motion von Oskar Freysinger (SVP/VS) in abgeänderter Form angenommen.

Die grosse Kammer hatte der Motion vor über zwei Jahren schon einmal zugestimmt, Der Ständerat schob das Anliegen jedoch auf die lange Bank. Er wollte zunächst den endgültigen Entscheid der Welthandelsorganisation WTO zum EU-Handelsverbot abwarten. Dieses war von Kanada und Norwegen angefochten worden.

Inzwischen hat die WTO das Verbot grundsätzlich für rechtmässig erklärt. Deren Schlichtungsstelle kritisierte allerdings, dass die Inuit vom Jagdverbot ausgenommen werden sollen. Der Ständerat änderte darum die Motion in dem Sinn ab, dass für die Schweiz die gleichen Regeln gelten müssen, wie sie die EU aufgrund des WTO-Entscheids beschliesst. Mit der Umsetzung soll zugewartet werden, bis die EU eine WTO-konforme Lösung gefunden hat.

Dieser Version der Motion hat sich der Nationalrat stillschweigend angeschlossen. Über die Auswirkungen eines Verbots gehen die Meinungen auseinander. Mit Ausnahme von Omega-3-Kapseln sind seit zehn Jahren keine Robbenprodukte in die Schweiz mehr eingeführt worden. 34 Länder haben den Import verboten, darunter die USA und Russland, (sda) - Appenzeller Zeitung vom 25.11.2014

Da stellt sich die Frage, was bei einem vollständigen Importverbot die Inuit mit den Fellen anfangen sollen, die von erwachsenen Robben stammen. Erwachsene Robben werden zu ihrer eigenen und zur Ernährung der Schlittenhunde bis heute legal gejagt. Ein Verdienst konnte bisher dadurch erzielt werden, indem die Felle gereinigt, gegerbt und dann zu Gebrauchsgegenständen oder zu Souvenirs verarbeitet wurden.

Fäustlinge aus dem Fell einer erwachsenen Ringelrobbe (Nachlass Victor Stoll / Polararchiv Schweiz)



Sonntag, 26. Oktober 2014

ThuleTuvalu. (CH) Regie und Drehbuch: Matthias von Gunten. Ab 30. Oktober (Deutschschweiz), 3.12.14 (Romandie)

"Vor acht Jahren feierte Davis Guggenheim mit seinem Dokumentarfilm An Inconvenient Truth in der Schweiz einen Grosserfolg. Darin referierte Al Gore über den Klimawandel und untermauerte seinen Sermon mit alarmierend steil ansteigenden Statistik-Kurven. Der Schweizer Matthias von Gunten verhandelt das gleiche Thema subtiler. Er stellt in seinem auf aufwendiger Recherche basierenden Dokumentarfilm jene zwei Orte vor, die heute schon bedroht sind: Thule in Nordgrönland und die Inselgruppe Tuvalu im Pazifik. Im Norden leben die Menschen vom Wal- und Robbenfang, doch weil das Eis schmilzt, kommen sie mit ihren Schlittenhunden nicht mehr an die Beute heran. Im Süden spült der steigende Wasserpegel allmählich das Korallenriffweg, auf dem die gottesfürchtigen Einwohner leben. Das Trinkwasser ist zeitweise bereits rationiert, Einheimische erklären, ihnen blieben kaum noch 20 Jahre, die Emigration ist unausweichlich. Von Gunten lässt seine atemberaubend schönen Bilder sprechen, stellt die naturverbundenen Menschen einfühlsam vor und zeigt auf, welche Auswirkungen die Klimaveränderung hat. Etwas holprig, weil unelegant geschnitten, ist die Verbindung der beiden Schauplätze. Aber der ruhige, in Nyon prämierte „Thuletuvalu“ öffnet ein Fenster in entlegene Welten, die durch unseren westlichen Lebensstil bedroht sind." (ci., NZZ am Sonntag, 26.10.14)

"Thule" (Qaanaaq)


















ThuleTuvalu (2014). Official Trailer

Freitag, 19. September 2014

Peter Schmidt Mikkelsen: North-East Greenland 1908-60. The Trapper Era. Cambridge 2008, Rezension von Stefan Kern

Grönland ist die grösste Insel der Welt. Sie dehnt sich vom 59. bis zum 83. Breitengrad auf über 2‘650 Kilometern aus. Nur knapp 20 Prozent ihrer Fläche ist vom Eis nicht bedeckt. Bedingt durch den Nordatlantik- und den Golfstrom sind an der Westküste viel mehr Siedlungen entstanden, als an der Ostküste. Dort sind es nur zwei: Das etwas südlich des Polarkreises liegende Tassilaq (Ammassalik) sowie die ungefähr 600 Kilometer nördlich davon gelegene Siedlung Ittoqqortoormiit (Scoresbysund). Sie wurde 1925 auf Veranlassung der dänischen Kolonialverwaltung gegründet. Die Küstengewässer Ost-Grönlands wurden 1607 vom Seefahrer Henry Hudson erstmals erkundet. Vereinzelt auch von dänischen und holländischen Walfängern, als ihre Fanggründe in Spitzbergen und Jan Mayen zu versiegen begannen. Der Brite Douglas C. Clavering, Kapitän der Griper, überlieferte 1823 eine Begegnung mit zwölf Inuit in Nordost-Grönland. Sie endete dramatisch: Nachdem einer der weissen Männer einen Inuk dazu überredet hatte, eine Pistole abzuschiessen, floh die Gruppe. Sie gehörten einer Population an, die von Nordwest-Grönland, den Nordteil der Insel durchquerend, die Küste Ostgrönlands besiedelt hatte. Seit dieser Begegnung gilt sie als ausgestorben.

Die wissenschaftliche Erforschung Ost-Grönlands setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch deutsche, dänische und schwedische Expeditionen ein. Im 20. Jahrhundert prägte der Däne Lauge Koch sie jahrzehntelang. Geboren im Jahr 1892, verschrieb sich der promovierte Geologe der Erforschung Grönlands. Das Ziel seiner von ihm geleiteten Expeditionen in den Jahren von 1926 bis 1958 war die geologische und topographische Untersuchung und Kartierung von Nordost-Grönland. Nur vom 2. Weltkrieg unterbrochen, wurden die Expeditionen grosszügig mit Mitteln und Personal ausgestattet. Die Wissenschafter untersuchten in kleinen, autonom operierenden Gruppen den Untergrund entlang der weitverzweigten Fjordsysteme und die zahlreichen Inseln. Am Ende des Sommers, nach sechs bis acht Wochen, zogen sie wieder ab. Zwischen 1932 und 1958 nahmen auch rund 80 Schweizer Wissenschafter an den Lauge-Koch-Expeditionen teil. Auf der Grundlage ihrer Forschungen entstanden zahlreiche Dissertationen, und oft war es auch der Beginn von steilen Karrieren. 

Station Eskimonæs im Winter 1938/39
So etwa die von Eduard Wenk und Augusto Gansser: Beide waren nach ihren Arbeiten in Grönland auf der ganzen Welt in der Rohstoffexploration tätig und erhielten später Lehrstühle für Geologie an den Universitäten von Basel und Zürich sowie an der ETH Zürich; Wenk wurde 1970 auch Rektor der Universität Basel. Oder der um eine Generation jüngere Erdhart Fränkl, der während der Sommer von 1948 bis 1953 in Nordost-Grönland arbeitete und auch einmal überwinterte. Danach war er in Südamerika und Afrika tätig; seine Karriere beendete er als Chefgeologe des Shell-Konzerns.Wichtigstes Ergebnis dieser Expeditionen war die im Jahr 1965 veröffentlichte geologische Karte Nordost-Grönlands. Der Basler John Haller kompilierte sie während eines Jahrzehnts aus den Ergebnissen Dutzender Untersuchungen. Haller wurde später Professor für Geologie an der Harvard University.

Die Habitués an der Küste Nordost-Grönlands waren jedoch dänische und norwegische Trapper. Sie stellten dem arktischen Fuchs sowie dem Eisbär nach. Für die Überwinterung errichteten sie Wohnstationen sowie knapp dreihundert Hütten, die sie für ein oder zwei Nächte während ihrer Reisen mit Hundeschlitten benutzten. Von Oktober bis etwa Ende Juni fuhren sie auf dem gefrorenen Meer regelmässig ihre Routen entlang der Küste ab. Dabei legten sie mit Strychnin versetzte Köder aus und kontrollierten die aus Treibholz erbauten und mit Steinen beschwerten Fallen. Die Füchse wurden darin, ihr Fell schonend, erschlagen. Meistens boten die temporär genutzten Unterkünfte nur gerade Platz für einen auf ein paar Holzplanken ausgerollten Schlafsack aus Rentierfell und für einen gusseisernen Ofen.

Für die norwegischen Seehund- und Walrossjäger waren bis Ende des 19. Jahrhunderts der Archipel Svalbard (Spitzbergen) und die Insel Jan Mayen die traditionell genutzten Fanggebiete. Als im Juli 1889 eine kleine Flotte erfolglos westlich von Svalbard kreuzte, entschloss sich der 31jährige Ragnvald Knudsen, die Hekla mit der 48köpfigen Mannschaft nach Ostgrönland zu dirigieren. Aufzeichnungen früherer Expeditionen hatte er entnommen, dass dort die Chancen für Beute gut sein könnten. Nach der Rückkehr des Schiffs am 28. August wurde in Hammerfest folgende Ladung gelöscht: 1‘000 Fässer mit Blubber, über 3‘500 Seehunde, das Fleisch von 267 Walrossen, 220 Kilogramm Elfenbein ihrer Hauer, neun Eisbärenfelle sowie das Fleisch und die Decken von 24 Moschusochsen. Diese Sensation verbreitete sich rasch. Bis ins Jahr 1931 suchten norwegische Fängerschiffe noch 124 Mal die Küste Nordost-Grönlands auf.

Fänger operierten von Schiffen aus. Waren die Verhältnisse gut, fuhren sie den Eiskanten entlang, um Jagd auf Robben und ihre Widersacher, die Eisbären, zu machen. Waren die Verhältnisse nicht gut, lavierten sie tage- oder wochenlang im Treibeis und im Nebel. Manchmal stiessen sie an Stränden auch auf schlafende Walrosse. Dann wurden zuerst diejenigen Tiere erschossen, welche der Strandlinie entlang lagen. So war den hinter ihnen liegenden Tiere die Flucht ins Meer verwehrt. Diese Methode erklärt die gelegentlich enorm hohen Zahlen erbeuteter Tiere. Magnus K. Giæver aus Tromsø begann anfangs des 20. Jahrhunderts für gutbetuchte Touristen Jagdsafaris nach Nordost-Grönland anzubieten. Die Idee wurde kopiert, doch mit dem Beginn des 1. Weltkriegs kam dieses Geschäft zum Erliegen. Für die Felle des arktischen Fuchses bestand damals ebenfalls eine Nachfrage. Vom Schiff aus konnte sie jedoch nicht gejagt werden. Eigner und eigens dafür gegründete dänische und norwegische Firmen begannen damit, im Sommer einzelne Jäger oder kleine Mannschaften an der Küste abzusetzen und Unterkünfte zu bauen. Die Bedeutung dieses Geschäfts ist bezifferbar: Zwischen 1908 und 1960 erbeuteten 527 Trapper etwa 20‘000 Füchse und 571 Eisbären.

Für gebildete Bürger in Mitteleuropa stand damals ausser Frage, dass Dänemark die Hegemonie über ganz Grönland ausübte. Schliesslich hatten die Dänen vor zweihundert Jahren damit begonnen, den Ureinwohnern den rechten Glauben zu vermitteln und Handel mit ihnen zu treiben; Zucker, Kaffee, Baumwollstoff, Holz und Waffen wurden gegen Felle eingetauscht. Für Norwegen war der Status Nordost-Grönlands jedoch nicht geklärt und mit der zunehmenden Nutzung dieses Gebiets spitzte sich diese Frage zu. Am 29. Juni 1931 hissten fünf Norweger im Namen ihres Königs Hakoon VII die norwegische Flagge in Myggbukta. Orchestriert von der Presse und Politikern, reklamierten sie ein Gebiet vom 71. bis zum 75. Breitengrad als „Eirik Raudes Land“. Die Regierung Dänemarks sah sich darauf herausgefordert und brachte den Fall vor den Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Nach Anhörungen und Beratungen entschied das Gericht im Frühjahr 1933, dass Dänemark die Herrschaft über ganz Grönland ausüben solle. Dänemark gelang dies jedoch nicht lange, denn nach dem deutschen Überfall im Frühjahr 1940 wurden praktisch alle Verbindungen nach Grönland unterbrochen. Der dänische Botschafter in den USA unterzeichnete in Washington ein Jahr danach ein Abkommen, das den USA die Verteidigung Grönlands und die Einrichtung von Luftwaffenstützpunkten erlaubten. Dem für die Herstellung von Aluminium benötigten Mineral Kyrolith, das an der westgrönländischen Küste abgebaut wurde, massen die Alliierten strategische Bedeutung zu.

Der Ostküste kam aus einem anderen Grund kriegsentscheidende Bedeutung zu: Mit den Wetterdaten von dort konnten Prognosen für den gesamten Nordatlantik erstellt werden. Um Versuche der Deutschen abzuwehren, mit Schiffen oder U-Booten Mannschaften dort abzusetzen und Wetterstationen einzurichten, wurde 1941 die Nordøstgrønlands Slædepatrulje gegründet. Sie setzte sich aus neun Dänen und einem Norweger zusammen: Trapper, die das mehr als tausend Kilometer lange Gebiet, das zu überwachen war, bestens kannten. Ausgerüstet und logistisch unterstützt wurden sie von den amerikanischen Streitkräften. Die Befürchtungen der Amerikaner bewahrheiteten sich kurze Zeit später, als deutsche Truppen sich dort einzunisten versuchten. Nach dem 2. Weltkrieg stillgelegt, wurde diese Fernspäh-Einheit 1950 von der dänischen Marine unter grösster Geheimhaltung erneut aktiviert. Seit 1953 unter dem Namen Slædepatruljen SIRIUS, geniesst diese Truppe mit eigener Hundezucht bis heute einen legendären Nimbus. Erich Schmidt Mikkelsen leistete Ende der Siebzigerjahre Dienst bei dieser Einheit.

In einführenden Kapiteln dokumentiert er die Entdeckungs, Erforschungs- und Wirtschafts-Geschichte Nordost-Grönlands. Statistiken weisen die wirtschaftliche Bedeutung auch quantitativ aus. Der Hauptteil der über 500 Seiten umfassenden, lesefreundlich zweispaltig gesetzten und in hervorragender Qualität gedruckten Monographie ist den Überwinterungs-Stationen der Trapper und Forscher gewidmet: Alabamahuset, Dødemandsbugten, Nordfjordhuset oder Zackenberg sind einige ihrer klingenden und sprechenden Namen.

Station Kulhus im Jahr 2004
In einem weiteren Kapitel sind sämtliche Bauten systematisch beschrieben: Koordinaten, ihr Name, durch wen und wann sie erbaut wurden, die genaue topographische Lage und der bauliche Zustand, Grundmasse und Einrichtung. Stets ist auch der Kontext ihrer Erbauung und Nutzung erfasst. Aktuelle Innen- und Aussenaufnahmen der Hütten und ihrer Umgebung, ergänzen dieses denkmalpflegerische Inventar. Einige alte Materialdepots und Relikte bergbaulicher Unternehmungen sind in einem weiteren Abschnitt dokumentiert. Das Buch schliesst ab mit einem Abkürzungsverzeichnis, mit einem Wörterbuch topographischer Begriffe in Dänisch und Norwegisch und ihrer Übersetzung ins Englische, Verzeichnissen der verwendeten Literatur, der Quellen sowie der Belegstellen. Den gezielten Zugriff auf den Inhalt ermöglichen mehrere Register sowie vier Karten, auf denen die Stationen und Hütten sowie die dänischen und norwegischen Territorien eingezeichnet sind.

Im Sommer 1989 unternahm Schmidt Mikkelsen mit Freunden eine Kajakexpedition von Daneborg, einem Stützpunkt der Sirius-Patrouille, nach dem etwa 260 Kilometer südlicher gelegenen Mestersvig, einer aufgelassenen Bleimine. Während den Vorbereitungen begann er in Büchern danach zu forschen, durch wen und wann die Hütten erbaut worden waren, denen sie auf ihrer Reise begegnen würden. Von seinen früheren Reisen waren sie ihm zwar vertraut, doch wusste er kaum etwas über ihre Geschichte. Neben den zahlreichen Zeltplätzen der Ureinwohner sind es die einzigen Spuren menschlicher Tätig-keit in den immensen Landschafträumen. Nach seiner Rückkehr weitete er seine Nachforschungen auf dänische und norwegische Archive aus. Dort wertete er Archivalien, Tage- und Logbücher aus und begann Kontakte zu ehemaligen Trappern und anderen Oldtimern in Dänemark und Norwegen zu knüpfen, die „dort oben“ gelebt hatten. Bei der ersten Kontaktnahme am Telefon fielen ihre Reaktionen oft identisch aus: “Nordost-Grönland? Ja, dort verbrachte ich die besten Jahre meines Lebens.“ Mit fünf weiteren dänischen Nordost-Grönland-Enthusiasten gründete Schmidt Mikkelsen 1991 die Non-Profit-Organisation Nanok. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wissen um Nordost-Grönland und seine Kulturgeschichte bekannt zu machen und einen Beitrag zur Erhaltung der vom Zerfall bedrohten Bauten zu leisten. Seither restaurieren jeden Sommer ehrenamtlich tätige Teilnehmer diese Bauten. Finanziell unterstützt werden sie dabei von der im Natur- und Tierschutz tätigen Stiftung Aage V. Jensens Fonde.

Die Ergebnisse der Recherchen Peter Schmidt Mikkelsens wurden erstmals 1994 in Dänemark veröffentlicht. Weil das Buch eine gute Aufnahme fand, erschien es überarbeitet 2001 erneut. Mit Unterstützung der grönländischen Selbstverwaltung wurden durch 20 Nanok-Mitarbeiter zwischen 2003 und 2007 die Daten aller Bauten systematisch erhoben und fotografisch dokumentiert. Sie sind in die 2008 erschienene englische Ausgabe aufgenommen worden. Reisende können daraus auch einen ganz praktischen Nutzen ziehen: Zu jeder Hütte sind die mit einem GPS ermittelten Koordinaten angegeben.

Um Arbeit als Trapper in Nordost-Grönland zu finden, waren offenbar keine speziellen Qualifikationen erforderlich. Manche der teilweise blutjungen Männer arbeiteten vorher als Gehilfen in Warenhäusern oder in Büros. Unternehmungslust, Mut und die Bereitschaft zu einem zwar weitgehend selbstbestimmten, aber einfachen Leben unter harschen Bedingungen, scheinen wichtiger gewesen zu sein. Nicht jedem behagte jedoch das einsame und raue Leben, denn manche traten nach ein, zwei Jahren die Heimreise an. Wer die Stationen im Winter bewohnte, geht jeweils im ersten Abschnitt zu den Darstellungen der Stationen hervor. Wollte man dort jedoch längere Zeit überleben, war Erfahrung eminent wichtig. Doch auch sie konnte versagen: Als der Norweger Gerhard „City“ Antonsen, der schon mehrere Male allein überwintert hatte, im Winter 1938/39 während eines Schneesturms routinemässig die Tür seiner Hütte im Granta Fjord mit dem Messer zusperren wollte, sprang es ihm ins Auge. Zur Tradition unter den Trappern war es geworden, sich um das Jahresende gegenseitig zu besuchen. Aus diesem Grund wurde der Schwerverletzte von dänischen Trappern entdeckt, worauf eine Rettungsaktion zwischen den Besatzungen zweier Stationen einsetzte.

Geologe Adolf Ernst Mittelholzer im Frühjahr 1939
Auf einer davon, Eskimonæs, lebten auch zwei Schweizer: Der promovierte Geologe Adolf Ernst Mittelholzer und sein Assistent Peter Bachmann; es waren die letzten Schweizer, die sich vor dem 2. Weltkrieg in Nordost-Grönland aufhielten. Antonsen überlebte und kehrte im Sommer darauf als wohlhabender Mann nach Oslo zurück. Dort unterzog er sich einer Operation und brachte darauf sein Geld „unter die Leute“. Erst 45 Jahre alt, wurde sein Leben an der Pazifikküste, wo er als Holzfäller arbeitete, 1945 von einem Baum ausgelöscht.

Drei Frauen arbeiteten auch als Trapper. „Das ist das Ende aller Rekordfänge“ rief ein Trapper aus, als er hörte, dass die 28jährige Petra Winther im Jahr 1939 zu ihrem Mann auf die Station Hoelsbu gezogen war. Tatsächlich fielen die Fänge höchst unterschiedlich aus. Im Rekordwinter 1937/38 erbeuteten norwegische Trapper gut 2‘000 Füchse. Auf den Fotos, viele davon aus privater Hand, sind etwa die Strecken mit schneeweissen Fellen zu sehen, die an Leinen zum Trocknen vor den Stationen aufgehängt sind. Auf einem anderen posieren zwei Trapper vergnügt vor der Kamera; in ihrer Mitte ist ein Apparat zur Herstellung von Brantvin aufgebaut.

„Der Raum ist wichtiger als die Zeit.“ Dieses Diktum des deutschen Geographen und Begründers der Geopolitik Karl Haushofer stellte Fernand Braudel an den Anfang seiner Vorlesung über Geohistorie, die er in einem deutschen Gefangenenlager für Offiziere in Lübeck im Jahr 1941 hielt. Während einer relativ kurzen Zeitspanne öffnete sich in Nordost-Grönland ein Fenster, wo sich eine bestimmte Art von Menschen an eine Umgebung mit spezifischen Bedingungen anpasste. Sie fanden dort ein wirtschaftliches Auskommen. Ein soziales Netz wurde gesponnen und eine eigene Kultur bildete sich heraus. Als um 1960 die Nachfrage nach Fuchsfellen zurückging, zogen die Trapper von dort weg. Mit dem 1974 deklarierten Nationalpark – der nur unter strengen Auflagen der Behörden betreten werden darf – schloss sich dieses Fenster ganz. Denkbar ist, dass es in der Zukunft erneut aufgestossen wird. Im Grund der Grönlandsee werden grosse Erdölreserven vermutet. Die Nachfrage nach Rohstoffen ist gross, und wertvolle Erze werden auch im Untergrund des „sechsten Kontinents“ vermutet. Auf der Agenda der beiden Regierungschefinnen Grönlands und Dänemarks steht die Frage, ob in Grönland Uran abgebaut werden darf oder nicht: Die Verfassung Dänemarks verbietet dies, das Parlament Grönlands stimmte dem Abbau im vergangenen Herbst zu.

Assistent Ernst Bachmann im Frühjahr 1939
Links
Das Buch kann für £ 45 beim Scott Polar Research Institute in Cambridge bezogen werden  http://www.spri.cam.ac.uk/shop/books/arcticexploration.html oder auch bei Nanok. Dort sind auch die jährlichen Rechenschaftsberichte veröffentlicht http://www.xsirius.dk/nanok.html

Literatur
Braudel, Fernand: Geschichte als Schlüssel zur Welt. Vorlesungen in deutscher Kriegsgefangenschaft 1941. Herausgegeben von Peter Schöttler. Stuttgart 2013.  

Abbildungsnachweis
1. Station Eskimonaes. Sie wurde im März 1943 vom deutschen Marinewetterdienst niedergebrannt und das Gelände zwei Monate später vom US Army Air Corps bombardiert. Nachlass Adolf Ernst Mittelholzer. Kontaktabzug auf Barytpapier (ca. 55 x 55 mm). Polararchiv Schweiz. - 2. Station Kulhus. Aufnahme im besprochenen Buch auf Seite 351. Copyright: North-East Greenland Company Nanok. - 3. Geologe Adolf Ernst Mittelholzer im Frühjahr 1939. Nachlass Adolf Ernst Mittelholzer. Kontaktabzug auf Barytpapier (ca. 55 x 55 mm). Polararchiv Schweiz. - 4. Assistent Ernst Bachmann im Frühjahr 1939. Nachlass Adolf Ernst Mittelholzer. Kontaktabzug auf Barytpapier (ca. 55 x 55 mm). Polararchiv Schweiz.

Mittwoch, 9. April 2014

Extrembergsteigen trifft Wissenschaft - 75 Jahre Stiftung für alpine Forschung (SSAF)

"Rund ein Dutzend Expeditionen wurden von der Schweizerischen Stiftung für Alpine Forschung (SSAF) mit dem Ziel der Erschliessung der Gebirge ausserhalb Europas von 1939 bis 1956 in der Himalayaregion organisiert. Heute betreibt die SSAF Forschungsvermittlung und setzt sich für die Förderung einer lebenswerten Bergwelt ein." (Pressetext)

Hier ergänzt werden soll, dass die vom Unternehmer Karl Weber (er war u.a. Direktor der legendären "EPA", der Einheitspreis AG) mitbegründete und finanzierte Stiftung, pionierhaft - neben den Akademischen Alpenclubs in Zürich, Bern und Basel - auch mehrere Expeditionen in den Hohen Norden ausrichtete. Auch deren Ergebnisse fanden in der von der Stiftung herausgegebenen Buchreihe "Berge der Welt" ihren Niederschlag. Die opulent ausgestatteten Bände wurden auch auf Englisch und Französisch publiziert.

Die sehr ansprechend gestaltete Festschrift kann hier bestellt werden: http://www.alpinfo.ch/de/news/. Biographische Angaben zu Karl Weber sind im Historischen Lexikon der Schweiz zu finden: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D44277.php








Montag, 20. Januar 2014

Landschaften Islands und Grönlands in Aquarellmalerei (Ausstellung von Thomas Häberle)

"Mein Beruf ist Geographielehrer. Mit Spezialgebiet Geomorphologie habe ich mich mit den Formen verschiedenster Landschaft auseinandergesetzt. Im Jahre 1975 reise ich erstmals nach Island und war sehr berührt von dieser unglaublichen Insel unter dem Polarkreis. Immer wieder musste ich hinauf in den Norden, die Insel, ihre Landschaften und Menschen liessen mich nicht mehr los." (Thomas Häberle)


Abend am Eyjafjallajökull














Die Aquarelle sind ab Januar 2014 ein Jahr lang in den Räumen der Firmen Wanner AG Solothurn, GeoMIT GmbH und Wanner Expert GmbH an der Dornacherstrasse 29 in 4501 Solothurn ausgestellt. Für eine Besichtigung wird um eine Terminabsprache bei Herrn Piet Ouwehand (Wanner AG Solothurn, Telefon 032 625 75 75) gebeten.

Samstag, 11. Januar 2014

Greenland 100 years ago. Hand-colored photos from 1909 and 1912 (Neuerscheinung)

Als der der junge Geologe Arnold Heim (1882-1965) im Sommer 1909 nach Grönland reiste, um zusammen mit dem dänischen Geologen Jesper Peter Ravn (1866-1951) die Nuussuaq Halbinsel und den Uummannaq Fjord hautptsächlich auf Kohlevorkommen geologisch zu untersuchen, führte er auch eine Fotoausrüstung mit. Auf seiner Reise belichtete Heim mehr als 700 Glasplatten, die heute im Bildarchiv der ETH-Bibliothek in Zürich sowie im Arktischen Institut in Kopenhagen archiviert sind.

Anfang August 1909 traf Arnold Heim auch Alfred de Quervain (1879-1927) während einiger Tage. Zusammen mit Emil Baebler und August Stolberg hatte dieser im Juli einen dreiwöchigen Vorstoss auf das Inlandeis unternommen. Drei Jahre später gelang de Quervain dann zusammen mit drei Kameraden die Überquerung des Inlandeises von der West- zur Ostküste. Auch er führte eine Fotoausrüstung mit, zusätzlich machte er 1912 noch Filmaufnahmen.   

Der Däne Erik Torm, früher als Schulleiter und -Entwickler tätig und heute in kulturellen Projekten in Dänemark, der Slowakei und in Grönland engagiert, hat nun eine Auswahl der Aufnahmen von Heim und de Quervain zusammengestellt und sie in Buchform veröffentlicht. Die beiden Wissenschafter interessierten sich nämlich nicht nur für ihr eigenes Fach, sondern auch lebhaft für die Lebensweise der Grönländer. So zeigen zahlreiche ihrer Fotografien die Bekannten und Helfer, denen sie auf ihren langen Reisen begegnet sind. Den besonderen Reiz dieser Bilder macht aus, dass sie für Vortragszwecke nachträglich von einem Spezialisten von Hand koloriert wurden.

Neben einem Aufsatz in englischer und französischer Sprache über die drei Expeditionen aus der Hand Erik Torms sind dem Buch mit harten Deckeln und fadengehefteten Seiten auch Fotografien von ihm selbst beigegeben, die in den letzten drei Jahren entstanden sind. Diese zeigen jeweils genau den Ausschnitt einer Szenerie oder Landschaft vom Standort aus, wo Heim und de Quervain ihre Aufnahmen machten.

Verlegt wird dieses Buch und ein weiteres, das anlässlich der Wanderausstellung zum Hundertjahr-Jubiläum der Überquerung des Inlandeises durch Alfred de Quervain vor einem Jahr erschienen ist, vom Uummannaq Polar Institute. Dort ist auch die Kontaktadresse für den Bezug der beiden Bücher angegeben. Der Erlös aus den beiden Büchern kommt dem Kinderheim in Uummannaq zugut.

Uummannaq Polar Institute http://www.upi.gl/

Samstag, 12. Oktober 2013

Prix de Quervain 2013 für Polar- und Höhenforschung

Zum fünften Mal wird der "Prix de Quervain" für Polar- und Höhenforschung vom Swiss Committee on Polar and High Altitude Research, a Committee of SCNAT and SAMS verliehen.

Das Symposium und die Preisverleihung an Nicole Inauen ("Alpine Gletschervorfeldpflanzen unter erhöhter atmosphärischer CO2-Konzentration") und Lena Hellmann ("Arktisches Treibholz aus Grönland und Spitzbergen - Holzanatomische Klassifikation") finden am Mittwoch, 6. November 2013 von 18.00 - 20.30 Uhr im Alpinen Museum in Bern statt.

http://www.polar-research.ch/e/prix_de_quervain/symposium/2013/

Treibholz am Strand von Smeerenburg, NW-Spitzbergen (August 2003). Stefan Kern/Polararchiv Schweiz

Mittwoch, 31. Juli 2013

Jost auf Disko (Teil 2). "Wie die Felsen lockten! Es war ja erster August, und da sollte ein Schweizer etwas Rechtes tun!" - Zwei Expeditionen des Berners Wilhelm Jost auf der westgrönländischen Insel Disko vor hundert Jahren, von Stefan Kern

Kurze Zeit nach der Rückkehr Morten Porsilds, seines Sohns Thorbjörn und von Wilhelm Jost von der zweiwöchigen Schlitten-Expedition ins Innere der westgrönländischen Insel Disko im Mai 1913 (Post vom 19. Mai 2013) muss ein Versorgungsschiff in Godhavn eingetroffen sein.

An Bord befand sich auch der 19jährige Student Lauge Koch. Es war seine erste Reise in die Arktis. Beauftragt war er nach fossilen Pflanzen zu suchen. Persönlich war er an Ornithologie interessiert. Im Jahr 1929 promovierte er dann mit Stratigraphy of Greenland.

Im Rückblick auf diesen Sommer schrieb er: "Als die Reise wieder nach Süden ging und Grönlands Berge und Horizont verschwanden, war mein Entschluss gefasst: ich wollte die geologische Karte Nordgrönlands schaffen und die vorläufige Untersuchung des Landes abschliessen." (Koch 1928) Jahrzehnte später bilanzierte der französische Polarforscher Jean Malaurie seine Leistungen mit den Worten: "Über Generationen hinweg kann ihm auf diesem Feld kein anderer das Wasser reichen." (Malaurie 2003, S. 203)

Sein Onkel, der Infanteriehauptmann und Glaziologe Johan Peter Koch, befand sich in diesem Sommer noch weiter im Norden: Zusammen mit dem deutschen Geowissenschafter Alfred Wegener und zwei isländischen Kameraden gelang ihnen - nach Nansen im Jahr 1888 und de Quervain im Jahr 1912 - die dritte und bisher nördlichste Überquerung des Inlandeises.

Mitte Juli 1913 brachen Morten Porsild, Botaniker und Vorsteher der Arktischen Station in Godhavn, sein Sohn Thorbjörn, Wilhelm Jost und Lauge Koch sowie zwei Einheimische zur zweiten Expedition in diesem Jahr auf. Diesmal sollte mit der Clio borealis, einem kleinen Segel-Kutter mit Dieselmotor, die ganze Insel über die Ost- und die Nordküste umrundet werden.

Ende Juli erreichten sie die Westküste und liefen in den Nordfjord ein, den nördlichsten der drei Meeresarme, von dem dieser Teil der Küste geprägt ist.

"Wir hatten vor drei Tagen das Schiff verlassen, um im Stordal dem nördlichen der drei grossen Täler, die in den tief in die Insel Disco hineingreifenden Nordfjord einmünden, eine Kartenskizze aufzunehmen. Wenn möglich, sollte der Zusammenhang des Stordal mit dem grossen Tale festgestellt werden, dessen Gletscherende wir im Mai anlässlich unserer Durchquerung des Discoinsel auf Hundeschlitten untersucht hatten. Trotz der ungünstigen Witterung verlief diese Arbeit befriedigend. Die kurzen, lichten Augenblicke, die uns eine 150-300 m hohe Nebelschicht gewährte, wurden umso eifriger ausgenützt. Leider durften wir nicht mehr Zeit für diese Arbeit verwenden."

Blick aus dem Stordal in Richtung Südosten. Skizze nach einer Fotografie Porsilds (Jost 1919)













Nach ausgiebigem Schlaf, der den 60 Kilometern Wegstrecke ins Stordal und zurück geschuldet war (Punkt 1 auf der untenstehenden Karte), wachte Jost in der Kajüte der Clio borealis auf.

In seinem Bericht Augusttage an der Westküste der Discoinsel hielt er fest: "Und nun stand die Sonne am hellen Himmel und wob ihre Strahlen in den lichten Duft, der vom Nebel noch übriggeblieben war und die schwarzen, kahlen, furchtbar ernsten Basaltwände hinter einem lichtgrauen Schleier verbarg. So erschienen diese beänstigenden Riesenmauern in die undeutlichste Ferne gerückt. [...] Sie mahnte mich an meine Pflicht. Neun Uhr war vorbei und die Terminbeobachtungen waren noch nicht gemacht. Da gewahrte ich erst, dass am Hinterteil des Bootes zwei Fähnchen im Winde wehten, beide rot und weiss, wie zwei Geschwister, das Dannebrogkreuz und das Schweizerkreuz. Es war heute der erste August, unser Bundesfeiertag. Wie hatte mein liebenswürdiger Wirt und Freund, der die Schweiz wohl kennt, das Fähnlein plötzlich herbekommen?

[...] Nachmittags fuhren wir über den Fjord und legten unter den Steilabstürzen des Südufers an. Tausend und mehr Meter hoch springen hier die schwarzen Basaltwände empor. Wie mächtige Bretter liegen die wenig gestörten Schichten übereinander. Säulenbasalt und basaltische Tuffe wechseln ab und begünstigen eine treppenartige Verwitterung der Felswände. Da und dort zeigten die Wände tiefe Nischen, in denen wie vorweltliche Riesenkröten tote Gletscher liegen, Gletscher, die ihr Firngebiet verloren haben und nun wie unter einer warzigen Haut von einer dicken Schuttdecke begraben sind. Von drei Seiten her werden fortwährend neue Blöcke auf die Leblosen heruntergerollt, als ob ihre Leichname täglich neu zu Tode gesteinigt werden sollten. Die Schuttdecke verwehrt den Sonnenstrahlen den Zutritt und verzögert daurch das vollständige Zusammenschmelzen der Gletscher. So ragt nicht weit von der Landungsstelle ein solcher Gletscher noch jetzt bis zum Meer hinab." (Punkt 2 der Karte)

Südküste des Nordfjord. Skizze nach einer Fotografie Porsilds (Jost 1919)



Wie die Felsen lockten! Es war ja erster August, und da sollte ein Schweizer etwas Rechtes tun! Nach der Terminbeobachtung um 9 Uhr machte ich mich bereit und schwang meinen Rucksack über die Schultern; er war leicht. Ausser dem Feldstecher, einem Peilkompass, dem Aneroidbarometer [Dosenbarometer], einem Assmannschen Psychrometer [Hygrometer zur Bestimmung der relativen Luftfeuchtigkeit], einem Anemometer [Windmesser] war nur sehr wenig Proviant in Form von Chokolade drin. [...] In 600 m Höhe betrat ich um 10 Uhr 50 Minuten abends den Grat. [...] Ein derartig scharf ausgeprägter Grat gehört in der Basaltlandschaft von Disco zu den Ausnahmen. Die Basaltberge der Insel sind in typischer Ausbildung Tafelberge, die oft Gletscherkappen tragen. Die tiefen Taleinschnitte haben aber sehr schroffe Gehänge zur Folge. So sehen die Discoberge aus der Ferne betrachtet aus, wie wenn ein Zimmermann mit einer Riesensäge aus einem einen Kilometer dicken Stoss von Brettern herausgeschnitten worden wären.

Dieser Grat aber ist scharf zugespitzt, weil sich südlich von ihm ein tiefes Paralleltal zum Fjord eingegraben hat, dessen Gletscherbäche, zu einem vereinigt, die Kette weiter westlich quer durchbrechen. Umso schöner war das Wandern, und besondere Schwierigkeiten boten sich vorläufig keine. So gelangte ich schon eine halbe Stunde vor Mitternacht auf eine Graterhebung, die ich der flammenden Farben wegen Nordlichtgipfel nannte. In 820 m Höhe wurde hier zum ersten Male Rast gemacht und mit dem Peilkompass die hauptsächlichsten Punkte des Horizonts aufgenommen. [...] Auch der weitere Verlauf des Grates bot keine technischen Schwierigkeiten. Einzig ein steiles, etwas breiteres Bollwerk verursachte etwelche Arbeit, indem es mir seine vom Steinschlag glatt gehämmerte Flanke zukehrte. Ein ideales Klettergestein war dieser Basalt nicht. Dagegen waren die Kamikker, die grönländischen Fellstrümpfe, in denen man sich so gut gewöhnt hatte, jede Zehe zu gebrauchen, ganz brauchbare Kletterschuhe. [...] Auf dem breiten Rücken, der sich an das Bollwerk anschloss, erreichte ich gegen zwei Uhr morgens des zweiten August die höchste Felsenegg der Kette. Ich befand mich 1126 m über dem Meeresspiegel.

Die drei Meeresarme, die die Westküste prägen: Nord-, Mellem- und Diskofjord





































Östlich von mir lag eine breite Firnkuppe, mein nächstes Ziel, behaglich im Sonnenlicht. Auf der Wanderung dorthin gelangte ich auf eine schmale Scharte, auf der eine 15 cm breite Pfadspur ausgetreten war. Hier oben! Ich traute meinen Augen nicht. Bei näherer Untersuchung endeckte ich im sandigen Gräblein eine Menge Abdrücke von Pfoten und Krallen. Pflegte hier eine ganze Fuchsfamilie nach der Mahlzeit ihre Tausend Schritte zu tun? Dieser Schneegipfel (1230 m) wurde um 3 Uhr 10 Minuten erreicht. Der Firn- und Eisschild brach gegen den Fjord zu senkrecht ab und wies dort eine Mächtigkeit von ungefähr 30 m auf." Dieser Firn- und Eisschild war 20 Jahre später verschwunden, wie Jost auf der in den Jahren von 1931 bis 1933 aufgenommenen Karte feststellen musste.

Die Kette bog nun etwas gegen Südosten um [... und] gegen fünf Uhr erreichte ich den Gipfel, der eine barometrisch gemessene Höhe von 1324 m aufweist (Punkt 3 der Karte; effektiv 1292 m). Trotzdem die Cirrostraten schon den grössten Teil des Nordhimmels bedeckten, blendete die Sonne bereits. In dem grossen, östlichen Tale vor mir lag ein bleicher, dunstiger Schleier, der besonders den im Schatten liegenden Nordhang vor allzu eindringlichen Blicken schützte. Umso herrlicher glänzten die Firnen und grossen Hängegletscher der Bergkette, die das Tal gegen Süde abgrenzt. Einen gerade gewaltigen Eindruck machte auf mich der grosse Talgletscher. Ich glaube, ich habe auf der Discoinsel keinen so grossen gesehen."

Hier erwog Jost den Abstieg in ein östlich gelegenen Tal, um von dort zurück an den Nordfjord zu gelangen. Doch sein Schuhwerk hatte gelitten und den Zeitbedarf veranschlagte er höher, als die Rückkehr auf der Route, auf der er gekommen war.

"Dann wollte ich nicht, dass sich meine Kameraden um mich ängstigen sollten. So kehrte ich denn um. Um 8 Uhr morgens stand ich wieder auf der hohen Felsenegg und hatte damit den weniger interessanten Teil des Marsches hinter mir. An dem geringen Interesse, das mir die grossartige Szenerie abzwang, erkannte ich meine Ermüdung, trotzdem die Beine automatisch weiterarbeiteten. [...] Die Gratwanderung erfrischte mich wieder; einzig die griffarme Flanke des Bollwerkes bot einige unangenehme Stellen. Gegen 11 Uhr mittags betrat ich wieder das Boot. Das letzte Stück des Abstieges wurde mehr und mehr zu einem Büssergang. Die Sohlen meiner Kammiker waren durchgescheuert und auch die mir von meiner Mutter so fürsorglich gestrickten schafwollenen Strümpfe zeigten an den Sohlen grosse Löcher. Trotzdem meine Füsse seit bald anderthalb Jahren gut abgehärtet waren, fühlten sie sich doch erbarmungslos gepeinigt; denn Basaltgerölle sind hart und scharfkantig. Der Schlaf, den ich mir nach 27 Stunden wieder gönnte, war nur dadurch gestört, dass ich während der Zeit der stärksten Gezeitenströmung unsanft hin uns her gerollt wurde, sodass ich mich tüchtig gegen die Wände stemmen musste." (Jost 1919)

Die Clio borealis nahm darauf weiter Kurs nach Süden. Ein Sturm zwang sie, in der Bucht von Ivigssarkut (Punkt 4 der Karte) Schutz zu suchen.

"Aber noch im Hafen suchten starke Windstösse, die sich von den Bergen herunter stürzten, uns das Boot vom Anker zu reissen, so dass wir Wache stellen mussten." Als es aufgeklart hatte, fuhren sie tiefer in den Mellemfjord ein und ankerten an der Nordseite des Fjords, bei Itivdlersnak (Punkt 5 auf der Karte). Dort wurde das nordwärts führende Iterdlagssuaq-Tal erkundet. Am Abend des 6. August erreichten sie die Siedlung Kangerluk im Disko-Fjord, die bis heute bewohnt ist. Nach drei Wochen Fahrt war es das erste Mal, dass sie wieder auf Menschen trafen (Punkt 6 der Karte).

Arktische Station in Godhavn (Rikli 1911)
Wenige Tage später und nach mindestens 460 Kilometern Strecke auf See traf die Expedition wieder in Godhavn (heute: Qeqertarsuaq) ein, wo Porsild mit seiner Familie lebte. Spätestens im September müssen die beiden Teilnehmer der "Schweizerischen Grönland-Expedition 1912-1913" Jost und Stolberg sowie Lauge Koch wieder nach Europa heim gereist sein.

Jost, der in Mathematik promoviert hatte, wurde nach seiner Rückkehr in die Schweiz als Physiklehrer an die Berner Realschule gewählt. Dort unterrichtete er bis 1952. Von 1924 bis zu seinem Tod im Jahr 1964 war er Mitglied und zuletzt Vizepräsident der Gletscherkommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft (SNG); ab 1931 war er an pionierhaften seismischen Untersuchungen auf dem Rhonegletscher beteiligt. Während seines Studiums war er dem Akademischen Alpenclub Bern und der Sektion Bern des Schweizer Alpenclub beigetreten; in Anerkennung seiner Verdienste wurde er später zum Ehrenmitglied gewählt.

Veröffentlichungen
Jost, Wilhelm (1919): Augusttage an der Westküste der Discoinsel. In: Akademischer Alpenclub Bern, Jahresbericht 13(1917/18). Bern. S. 33-48.
- Quervain, Alfred de und Wilhelm Jost: Aerologische Arbeiten in Verbindung mit isländischen Beobachtungen des K. Dän. Meterologischen Instituts. In: Ergebnisse der Schweizerischen Grönlandexpedition 1912-1913. Basel 1920. S. 311-402.
- Zur Erinnerung an Alfred de Quervain. In: Die Alpen. 3(1927). S. 48-51.
- Gletscherschwankungen auf der Insel Disco in Westgrönland. In: Zeitschrift für Gletscherkunde, für Eiszeitforschung und Geschichte des Klimas. 27. Band (1941). S. 20-28.

Es wurden nur Veröffentlichungen berücksichtigt, die in einen unmittelbaren Zusammenhang mit Wilhelm Josts Aufenthalt in Grönland stehen. Sein Nachlass wird im Archiv der ETH Zürich aufbewahrt.

Veröffentlichungen zu Josts Leben und Werk
Adrian, H.: Wilhelm Jost 1882-1964. In: Mitteilungen der Naturforschen Gesellschaft in Bern. Neue Folge, 22 (1964). S. 321-324.
H., R.: Dr. phil Wilhelm Jost 1882-1964. In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft 144(1964). S. 267-268.
Kuhn, Jürg (2005) Die Krafteinheit. In: 100 Jahre Akademischer Alpenclub Bern 1905-2005. Bern. S. 223.

Literatur
Dawes, Peter R.: The Koch family papers. Part 1: New insight into the life, work and aspirations of Greenland geo-explorer Lauge Koch (1892-1964). Copenhagen, Geological Survey of Denmark and Greenland (GEUS), 2012. ISBN 978-87-7871-335-3. 
Malaurie, Jean (2003): Mythos Nordpol. 200 Jahre Expeditionsgeschichte. Hamburg.
Olsen, Anne und Karsten Secher: Gronlandforskeren Lauge Koch. (Polarprofiler). Kobenhavn 1964.
Qeqertarsuaq, Disko Ø. 1:250'000. Saga-Maps. Kopenhagen. Ca. 1990.
Rikli, Martin und Arnold Heim: Sommerfahrten in Grönland. Frauenfeld 1911.

In der Bildersammlung des Arktischen Instituts in Kopenhagen http://www.arktiskebilleder.dk sind die Fotografien Morten Porsilds zugänglich. Mit dem String Porsild 1913 können die Bilder von beiden Expeditionen aufgerufen werden.

Die Website des Arktischen Institut in Kopenhagen ist unter http://www.arktiskinstitut.dk/ zugänglich. Über die Geschichte der Arktischen Station informiert http://arktiskstation.ku.dk/english/about/history/

Und zum Schluss: Von Wilhelm Josts Aufenthalt auf der Insel Disko ist folgende Anekdote überliefert "[Er] freundete sich mit der einheimischen Bevölkerung in Godhavn schnell an. Seine Grösse und seine Körperkräfte ermöglichten es ihm, unter jedem Arm einen 75 Kilogramm schweren Wasserstoffzylinder auf einmal zu tragen. Das imponierte den Inuit dermassen, dass '1 Jost' fortan zur Bezeichnung für die absolute Krafteinheit wurde." (Kuhn 2005)

Sonntag, 23. Juni 2013

Grönlandreisen August Stolbergs und Alfred de Quervains - Sonderausstellung in Nordhausen am Harz


Polarforscher beim "Kaffe-Mik": Stolberg, Baebler, de Quervain sowie Stationsvorsteher Jens Fleischer. Aufnahme von Arnold Heim, Ikerasak, 8. August 1909 (Torm 2012)





August Stolberg begleitete Alfred de Quervain zweimal auf das Inlandeis Grönlands, 1909 und 1912. Mit Wilhelm Jost überwinterte er 1912/13 auf der Insel Disko. Der 15 Jahre ältere Stolberg, der Grönland bereits im Jahr 1907 bereist hatte, war für Alfred de Quervain wohl Berater und Freund zugleich. Gemeinsam veröffentlichten sie 1911 in der "Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins" einen Aufsatz über die alpinistischen Aspekte der Expedition von 1909 und im gleichen Jahr auch das Buch "Durch Grönlands Eiswüste". Es war ein solcher Erfolg, dass noch im gleichen Jahr eine zweite Auflage gedruckt werden konnte.

In launig gehaltenem Stil berichtete de Quervain in dem Buch über Stolbergs Kochkünste : "Dr. S. kocht fast immer [... und] lehnt ab, sich an bestimmte Beziehungen zwischen der Menge des verwendeten Materials und des Wassers zu halten. Öfters ist die Suppe wässrig - aber man hat Durst; öfters auch der Kakao. Namentlich anfangs musste man seine superiore Behandlungsweise solcher Kochfragen durch starken Milchzusatz korrigieren - es lässt sich überhaupt sagen, dass er in unkontrollierbarer Weise kocht und im Allgemeinen lieber das Minimum von Kochenszeit, Rührenszeit, Knollenzerdrückungszeit anwendet. Hier lässt ihn sein Idealismus "bis zum Ende" [im Original Griechisch] völlig im Stich. Aber die Hauptsache: er kocht und hat von seinem Bedürfnis, es sich unter den gegebenen Umständen doch möglichst bequem zu machen, manchmal erfreuliche Einfälle, und im Allgemeinen einen guten Humor, der auch durch die Kritik des Volkes nicht so leicht erschüttert wird. Das Volk waren Baebler und ich, und wie aus diesem Tagebucherguss ersichtlich, war das Volk zur Kritik manchmal sehr aufgelegt."

Kennengelernt hatten sie sich in Strassburg. Stolberg war beim Atmosphärenforscher Hugo Hergesell am meteorologischen Landesanstalt von Elsass-Lothringen als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Und Alfred de Quervain war von Hergesell als Sekretär der "Internationalen Kommission für wissenschaftliche Luftschiffahrt" angestellt worden.

Nach einer Stippvisite im Verlagswesen hatte Stolberg zuerst Kunstgeschichte in München studiert, dann Geographie und Meteorologie in Strassburg. In Bern promovierte er 1901 mit einer kunstgeschichtlichen Studie über den Schweizer Maler Tobias Stimmer, die vor gut 30 Jahren neu aufgelegt wurde. Ab 1923 war Stolberg dann als Direktor der städtischen Museen in seiner Heimatstadt Nordhausen am Harz tätig.

Die in Nordhausen gezeigte Ausstellung geht auf die Initiative des dänischen Schulleiters und -entwicklers Erik Torm zurück. Sie war im letzten Sommer an der ETH Zürich zu sehen. Erik Torm und Ole Jörgen Hammeken von Uummannaq Polar Institute stiessen bei ihren Recherchen nicht nur auf die bereits bekannten Fotografien Alfred de Quervains und Arnold Heims im Archiv der ETH Zürich, sondern im Arktischen Institut in Kopenhagen auch auf einen Bestand mit 700 Dias von Arnold Heim. Der Geologe Heim bereiste 1909 im Auftrag einer Minengesellschaft die Halbinsel Nuussuaq und die Insel Disko und traf mit Alfred de Quervain, Emil Baebler und August Stolberg am Ende ihrer Expedition zusammen. Die Ausstellung in Norhausen wurde mit persönlichen Gegenständen aus dem Nachlass August Stolbergs ergänzt, der von Hans-Dieter Werther gehütet wird.

Museum Tabakspeicher (Nordhausen am Harz), bis 18. August
http://www.nordhausen.de/news/news_lang.php?ArtNr=19030


Torm, Erik (2012) Schweizimiut Kalaallit Nunaanni. Drei Schweizer Expeditionen in Grönland. Three Swiss Expeditions in Greenland. Tre schweiziske ekspeditioner i Grønland. A Duck Soup Book/KKART. 79  Seiten, reich illustriert. ISBN 978-87-92850-00-3