Sonntag, 23. Dezember 2018

ARKTIS TAG 2019 im Nordamerika Native Museum (Sonntag, 3. Februar 2019, 10 bis 17 Uhr)

Einst wie heute leben die Inuit im Einklang mit ewiger Kälte und kargen Landschaften. Ausgeklügelte Jagdtechniken, eine karge Speisekarte und das unübertroffene Talent der Specksteinbearbeitung faszinieren seit jeher. Tauchen Sie während des ArktisTag im NONAM ein die faszinierende Welt des hohen Nordens.

Mit Filmen, Fotovortrag, Throatsinging Performance, Führungen und der offenen Werkstatt. In der offenen Kreativ-Werkstatt bearbeiten wir mit den Jüngsten eigene Specksteinamulette als Andenken und zum Weiterdenken.

10-17 Uhr / Drop-In jederzeit
 "Coole" Filme im Medienraum Nunavut: Our land - 20 Episoden aus dem Leben der Inuit.

13 –16 Uhr / Drop-In jederzeit
Offene Kreativ-Werkstatt Speckstein – Amulett Die Inuit sind wahre Meister in der Specksteinfigurenbearbeitung. Im Museum gibt es zahlreiche Figuren, Tiere und sogar ein Flugzeug und eine Top Gun zu entdecken. Tauche ein die die Welt der Formen und ritze im Atelier dein eigenes Speckstein-Amulett.

11-12 Uhr Familienführung
"Inuk … was?" Lerne sie alle kennen: den Inukshuk, das Kajak und den Amauti Und hast du schon vom Einhorn der Meere gehört?

12:15 – 13:15 Uhr Öffentliche Führung
"Go North" Fokus Arktis Entdecken Sie die Vielfalt in Kunst, Jagd und Handwerk der "Gegend ohne Bäume" in unserer Sammlung.

13:30-15:00 Uhr Throatsinging Performance
Olga Letykai & Alissa Csonka (Nation: Chukchi) Olga und ihre Tochter entführen sie mit ihrem Kehlkopfgesang auf eine musikalische Reise an die Ufer der Eismeere.

15:15-16:45 Uhr Foto-Vortrag von Markus Bühler
"Inuit – Leben am Rande der Welt" Der Bezirk Thule mit seiner Hauptstadt Qaanaaq ist der nördlichste Punkt auf Erden, der von Menschen bewohnt ist. Achthundert Menschen leben in der Stadt und ihrer Umgebung, die meisten sind Inuit, ein Volk von Jägern, Fischern, Sammlern.

Markus Bühler hat die Thule Inuit begleitet – im Alltag und während der Jagd – und ermöglicht einmalige Einblicke in das harte Leben im hohen Norden.

Nordamerika Native Museum (NONAM), Zürich

Markus Bühler aus: Vanishing Thule



Coast to Coast 2018 - Grönlanddurchquerung von Thomas Ulrich, Stefan Glowacz und Philipp Hans

"Mit dem Segelboot, zu Fuss und mit dem Kite haben wir unsere Grönlanddurchquerung 2018 erfolgreich über die Bühne gebracht – ein Abenteuer in purer Form, bedächtig, manchmal ungewiss und voller nachhaltiger Erlebnisse." Thomas Ulrich

Website Thomas Ulrich




Dienstag, 20. November 2018

Sandra Walser: Auf Nordlandfahrt – 1896 von Hamburg nach Spitzbergen (Neuerscheinung)

Im Juli 1896 sticht in Hamburg der kleine Touristendampfer Erling Jarl in See und nimmt Kurs auf den Rand der damals bekannten Welt. Sein Ziel ist die hocharktische Inselgruppe Spitzbergen, ungefähr auf halber Strecke zwischen dem norwegischen Festland und dem Nordpol gelegen. Die 52 Passagiere an Bord – 45 Herren und 7 Damen – gehören zu den allerersten Polartouristen und -touristinnen überhaupt.

Wer waren sie? Was erhofften sie sich von der ungewöhnlichen Reise? Wie haben sie sie tatsächlich erlebt? Und nicht zuletzt: Was hat das alles mit unserer Gegenwart zu tun? Fragen wie diese führen durch die sorgfältig recherchierte und populärwissenschaftlich aufbereitete Publikation von Sandra Walser. Thematisch Schlaglichter setzend, lässt die Autorin die visionäre Nordlandfahrt der Erling Jarl wieder aufleben und entführt in eine faszinierende Epoche, in der der (Arktis-)Tourismus noch jung und wild war und weisse Flecken auf der Landkarte Anlass gaben zu grossen Geschichten. Walsers lebendiger Schreibstil sowie ein reicher Schatz an historischem Bildmaterial ermöglichen eine Kopfreise entlang der legendären Hurtigruten-Strecke – und weiter Richtung Nordpol.

Ein Deutscher als Vater des Polartourismus
Die 34-tägige Fahrt von Hamburg nach Spitzbergen im Sommer 1896 wurde vom findigen Norddeutschen Wilhelm Bade (1843–1903) veranstaltet, der heute als Begründer der Polartouristik gilt. Er brachte ab 1893 zahlende Passagiere in die Arktis und bot seiner internationalen, in der Regel gut betuchten Kundschaft mehr als nur «Land und Leute».

Die Unternehmung 1896 war besonders aufwändig aufgegleist. Beispielsweise fädelte Bade in Norwegen den Besuch einer Walfangstation ein, auf der auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. verkehrte. Zudem konnten seine Gäste einer totalen Sonnenfinsternis beiwohnen, zusammen mit Astronomiegrössen aus aller Welt. Die beiden unbestrittenen Höhepunkte aber erlebten die Nordlandfahrenden in der hohen Arktis. Nicht nur stiessen sie im Eismeer auf eine der damals höchsten, je mit einem Schiff erreichten nördlichen Breiten vor. Sie verbrachten auch einige Tage im Basislager des schwedischen Polarforschers Salomon August Andrée (1854–1897), dem Leiter der wohl tollkühnsten Expedition des 19. Jahrhunderts: Von Spitzbergen aus – so der Plan – wollte Andrée die Bezwingung des noch uneroberten Nordpols auf dem Luftweg in Angriff nehmen ... in einem Gasballon!

Basislager der Andrée-Expedition auf Danskoya. Gemälde von Hans Beat Wieland. Privatbesitz

























Ein Schweizer mit an Bord
Der heimliche Protagonist von «Auf Nordlandfahrt» ist Hans Beat Wieland (1867–1945). Der Schweizer Maler war als 29-Jähriger im Auftrag einer Zeitung als Zeichner an Bord der Erling Jarl. Neben einigen Fotos und Bildern hinterliess er auch ein feinsinniges, und bisweilen äusserst unterhaltsames Tagebuch, das die Initialzündung zu Sandra Walsers Publikation gab.

Hans Beat Wieland 1896. Staatsarchiv Uri
Wieland passte als (Lebens-)Künstler und leidenschaftlicher Berggänger eigentlich so gar nicht in die illustre Gesellschaft. Ihm lag wenig an Champagner, Frack und Dekolleté. Sein Interesse galt vielmehr der Erkundung der Szenerie, in der er – wandernd, malend und schreibend – immer wieder Parallelen zu seiner Heimat entdeckte. So liess ihn das nordnorwegische Küstengebiet schwärmen: «Meine eigentliche Lieblingslandschaft – sie hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem Gotthard.» Spitzbergen zog ihn dann komplett in den Bann. Man erhalte von diesem «Wunderland» wohl die beste Vorstellung, wenn man sich «unsere Hochalpen bis zur Schneegrenze ins Meer versenkt denkt, so dass nur noch die obersten Gipfel und Firnbereiche hervorragen.» Er schuf die erste umfassende Werkgruppe zum hocharktischen Archipel und avancierte einige Jahre später zu einem überaus populären Bergmaler.

Damals wie heute: Reisen, Naturerlebnis, Entdeckerlust
Wieland sah in Spitzbergen das «Touristenland der Zukunft». Die Zeit sollte ihm Recht geben: Im Fahrwasser der Erling Jarl haben mittlerweile unzählige Passagierschiffe den hocharktischen Archipel angesteuert. Allein 2017 wurde er von rund 59 000 Personen auf dem Seeweg besucht. Der Polartourismus erfährt gerade den grössten Wachstumsschub seiner Geschichte.

«Auf Nordlandfahrt» beschäftigt sich als erste deutschsprachige Publikation ausführlich mit den Anfängen dieses boomenden Tourismus-Zweigs. Gleichzeitig ist sie in ihren Grundthemen – Reisen, Naturerleben, Entdecken – sehr universell und gibt spannende Einblicke in den Geist einer Zeit, die in verschiedenster Hinsicht vom Aufbruch geprägt war und bis heute nachwirkt. (Medienmitteilung)

Sandra Walser: Auf Nordlandfahrt – 1896 von Hamburg nach Spitzbergen NZZ Libro: Basel 2018. 176 Seiten, 64 Abbildungen. 16 x 24 cm, gebunden (Halbleinen). ISBN 978-3-03810-367-7. UVP CHF 39 / EUR 39. Bestellung

Sonntag, 4. November 2018

„Wir sind einfach losgerannt ins Unbekannte“ (Julian Charrière)

„Ich wollte an das Suchlicht des Forschungsschiffes meiner Antarktisexpedition und an Frank Hurley, den Pionier der Abenteuerfotografie, anknüpfen. Und an sein Blitzlicht: einen Teil der Landschaft verstecken, den anderen Teil in den Fokus rücken. Wie das Auge der Wissenschaft. Die Landschaft entwickelt sich wie eine Fotoplatte. Statt des Suchlichts des Bootes wollte ich eine Drohne fliegen lassen." Welt online, 4.11.2018

Quelle: © Julian Charriere

Sonntag, 9. September 2018

Svalbard im aktuellen Klimawandel, von Conradin C. Burga

Die diesjährige Exkursion der NGZH [Naturforschende Gesellschaft in Zürich] führt im August nach Spitzbergen. Die Inselgruppe ist, wie alle Polarregionen, stark vom Klimawandel betroffen. Der vorliegende Artikel beleuchtet, was diese Entwicklung für Spitzbergen bedeutet.

PDF des in der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft, Jg. 163 (2018), H. 2, S. 10-13, erschienen Aufsatzes. Conradin C. Burga ist emeritierter Professor für Physische Geographie an der Universität Zürich und u.a. Herausgeber der Monographie Oswald Heer, 1809-1883. Paläobotaniker, Entomologe, Gründerpersönlichkeit, Zürich 2013. Siehe auch "Ausgezeichnete Früchte auf Hasen Insel." (Alfred G. Nathorst an Oswald Heer)

Homepage der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich

Luftaufnahme des Midre Lovenbreen (NGZH)




 

Donnerstag, 30. August 2018

Illegal am Everest. Mein steiniger Weg auf der Suche nach dem Glück, von Hans-Peter Duttle, geschrieben von Reto Winteler

„Hans-Peter Duttle kommt 1938 in Beirut zur Welt. […]Zusammen mit drei Amerikanern begibt sich der junge Mann 1962 auf eine illegale Besteigung des Mount Everest im verbotenen Tibet – für ihn ist es ein Aufbruch mit spirituellem Charakter. Die Expedition scheitert unter dramatischen Umständen. Wieder daheim, findet sich Hans-Peter Duttle in seinem Leben abermals nicht zurecht, und er wandert in den hohen Norden Kanadas aus. In einfachsten Verhältnissen lebend, verbringt er drei erfüllte, glückliche Jahre bei den Inuit.[…]“ (Verlagstext)

Inhaltsverzeichnis 

Freitag, 6. Juli 2018

GreenLAnd Circumnavigation Expedition - GLACE (Call for Proposals)

The GreenLAnd Circumnavigation Expedition (GLACE) will offer an unprecedented complete circumnavigation of Greenland in a single expedition over a 2-month period in August and September 2019. The expedition will provide access to the remote and as yet critically understudied Northern Greenland area and provide a unique opportunity to investigate the marine, terrestrial, atmospheric, and cryospheric environments of the Arctic.

The R/V Akademic Tryoshnikov (AARI, St Petersburg) will be available for the expedition after a partial refit, offering a range of equipment and infrastructures. During the Northern Greenland section of the expedition the AT will be escorted by the nuclear icebreaker 50 Let Pobedy.

As the ship will be steaming for around 20 hours each day, scientific sampling should be focused on continuous oceanographic and atmospheric (underway) sampling approaches, combined with terrestrial and cryospheric studies at several super-sites, with emphasis on Northern Greenland.

Proposals should be directed specifically to one of the subjects highlighted in the science plan. A combination of different subject areas into multi-disciplinary projects is also possible. Projects should include multiple sites and are encouraged to address broad and relevant scientific questions taking advantage of the entire journey.

Access to the vessel and its facilities (incl. helicopter time) will be free of charge for all teams selected by the scientific review panel, from the embarkation port onwards. International teams are invited to apply, provided they can cover their own logistics and science-related costs. Swiss-led projects will be eligible for additional funding of up to CHF 150’000 per project.

The scientific review panel will select up to 10 research projects from the submitted proposals. Deadline for submission is 10 September 2018 (12:00, Swiss time) (SPI)

Swiss Polar Institute SPI 

GLACE

GLACE: Proposed travel plan and timing

Montag, 25. Juni 2018

Fritz Hans Schwarzenbach: Botaniker, Alpinist und Polarforscher

Neue Zürcher Zeitung, 19.6.2018



























Veröffentlichungen
 (1951) Ökologische Beiträge zur quartären Florengeschichte Ostgrönlands. In: Bericht über das Geobotanische Institut Rübel in Zürich für das Jahr 1950. S. 44-46.
(1952) Bergfahrten in Nordostgrönland. Zoologische Übersicht. In: Berge der Welt, Band 1952. S. 187-189.
(1953a) Baffin Island Expedition, 1953: A preliminary field report. Botany. In: Arctic 6 (4): 248-249.
(1953b) Bergfahrten in Nordostgrönland. Zoologische Übersicht.- In: Berge der Welt 1953. S. 3-5.
(1954a) Aus der Arbeit eines Botanikers in arktischen Gebirgen. In: Berge der Welt, 9. Band 1954. S. 162-165.
(1954b) A botanist in arctic mountains. In: Barnes, Malcolm E.: The Mountain World. [London?] 1954. S. 17-24.
 (1954c) Übersicht über die Botanik und Zoologie von Kronprins Christians Land. In: Meddelelser om Grønland 116, 2. S. 13-19. (1956) Lemminge. In: Leben und Umwelt 12(1956). S. 131-136.
(1956) Röthlisberger, Hans und Fritz Hans Schwarzenbach, F. H.: Mitteilungen über die geographisch-naturwissenschaftliche Expedition 1953 nach Baffin Island. In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gsellschaft. Basel 1956. S. 182. (1957) Unter der Mitternachtssonne (mehrere Fortsetzungen). In: Schweizer Journal. 19 S.
(1959a) Eine Expedition nach Baffinland. In: Jugendwoche 15(1959), Nr. 2. 10-15.
(1959b) Une expédition en terre de Baffin. In: Jeunesse Magazine 9(1959), Nr. 2. S. 10-15. (1959) Botanische Beobachtungen in der Nunatakkerzone Ostgrönlands zwischen 74 und 75. Grad n. Br. (Ergebnisse einer Helikopterreise im Sommer 1956). In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft. Lausanne 1959. S. 151-153.
(1960a) Die arktische Steppe in den Trockengebieten Ost- und Nordgrönlands. In: Bericht des Geobotanischen Institutes der ETH Zürich, Stiftung Rübel. 31. Heft 1959: 41-64.
(1960b) Blumen in den grönländischen Bergen. In: Schweizer Garten + Wohnkultur 7: 141-146.
(1960c) Botanische Beobachtungen in den Randgebieten des ostgrönländischen Inlandeises. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern. Neue Folge 18: S. 18-20.
(1961a) Arktischer Bergfrühling. In: Müller, Hans Richard: Berge der Welt, 13. Band 1960/61. S. 245-252. (1961) Botanische Beobachtungen in der Nunatakkerzone Ostgrönlands zwischen 74 Grad und 75 Grad n.Br. – Meddelelser om Grønland, 163, Nr. 5. 172 S.
(1961b) Botanische Beobachtungen in den Penny Highlands von Baffin Island. Ergebnisse der Zweiten Baffin Island Expedition unter Leitung von Col. P. D. Baird. Teil 2 (Typoskript). - Schweizerische Stiftung für alpine Forschungen, Zürich: 142-291.
(1961c) Spring in the arctic mountains (Baffinland). In: Barnes, Malholm: The mountain world 1960/61. [London 1961?]. S. 244-251.
(1962) My experiences in the Arctic. In: Samvadadhvam 5(1962), Nr. 4. S 1-2.
(1975) Botanical observations on the Penny Highlands of Baffin Island (translated 1975 from the original German 1953). INSTAAR, University of Colorado, Boulder: 164 S.
(1992) Influence of climatic factors on the vegetation of east Greenland mountains. In: Beniston, M.: Swiss Climate Abstracts. Abstracts presented at the International Conference on mountain environments in changing climates, Davos, Switzerland, Otober 11-16, 1992. S. 71. ProClim - The Swiss National Climate Program.
(1992) Populationsökologische Beobachtungen an Gefässpflanzen ostgrönländischer Berggebiete (Kurzfassung). In: Gesellschaft für Ökologie. 22. Jahrestagung 1992 Zürich. Programm und Kurzfassungen der Vorträge und Poster. S. 95. Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.
(1993a) Geological surveillance from the air. In: Schwarzenbach, Fritz Hans et al.: Towards new horizons. John Haller 1927-1984. Zürich 1993. S. 50-63
(1993b) An idealist in science. In: Schwarzenbach, Fritz Hans et al.: Towards new horizons. John Haller 1927-1984. Zürich 1993, S. 111
(1993c) John Haller from his own texts. In: Schwarzenbach, Fritz Hans et al.: Towards new horizons. John Haller 1927-1984. Zürich 1993. S. 100-106
(1993d) Mountain climbing in conjunction with field work. In: Schwarzenbach, Fritz Hans et al.: Towards new horizons. John Haller 1927-1984. Zürich. 1993. S. 64-70.
(1993e) Ostgrönland - Wiedersehen nach 40 Jahren. In: Allgemeiner Anzeiger vom Zürichsee (24.02.1993). S. 3.
(1994) Zur Höhenverbreitung von Gefässpflanzen in grönländischen Berggebieten. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Bern und der Sitzungsberichte der Bernischen Botanischen Gesellschaft.
(1996a) Revegetation of an airstrip and dirt roads in Central East Greenland. In: Arctic 49 (2). S. 194-199. (1996b) - mit Kaiser, S. und Geißdörfer, R.: Diversität der natürlichen Gebirgsvegetation Grönlands - "Artenvielfalt" im Niemandsland. In: GAIA 5(1996), Heft 3/4. S 166-182.
(1999) In den Bergen Ost- und Nordgrönlands. 10 Sommerexpeditionen in 5 Jahrzehnten. In: Die Alpen. 75(1999), Nr. 12. S. 28-35.
(2000a) Sommeren 1956 i det gamle Zackenberg. – http://zackenberg.dk/fileadmin/Resources/DMU/GEM/Zackenberg/dagbog/Ugebrev13_2000.pdf
(2000b) Altitude distribution of vascular plants in mountains of East and North Greenland. Copenhagen Danish Polar Center, 2000 - Meddelelser om Grønland. Bioscience 50. 196 S.
(2001) [E11 Sommer in Grönlands Bergen. In: Nordis 8(2001), Nr. 5. S. 34-40.
(2003) Altitude distribution of vascular plants on Clavering Ø, Northeast Greenland, 74° N. A comparison between 1931-32 and 2001. – In: ZERO. Zackenberg Ecological Research Operations. 7th Annual Report 2001. Danish Polar Center. Ministry of Science, Technology and Innovation. Copenhagen. S. 58-59.
(2008a) Weiss, Marcello: Baffin Island: arctic expedition summer 1953 / Dokumentarfilm von Marcello Weiss, Fritz Hans Schwarzenbach, Hans Weber. Zug: Weissfilm, 2008. DVD-Video. Dt., engl., franz. 35 Min PAL 4:3 Stereo.
(2008b) Baffin Island 1953. Tagebuch einer Polarexpediton. Norderstedt: Books on Demand; 2008. 156 S.: Ill. Abschrift der stenograph. Originalfassung. ISBN 978-3-8370-5423-1. Norderstedt 2008. 156 S.
(2009) Unter der Mitternachtssonne. In: Magazin Elfenaupark 2008-2009. 16 S.

"Asgard lockt. Dieser Felsenklotz!" Zum 60. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Asgard (13. Juli 1953)

Sonntag, 13. Mai 2018

Aargauer Tagblatt, No. 226, Aarau, Donnerstag den 24. September 1885

– (Eingesandt.) Der durch das tragische Schicksal der „Hansa“ von 1869/70 weltberühmte Nordpolforscher Kapitän Bade ist gegenwärtig auf einer Vortragsreise durch die Schweiz begriffen. Mittwoch den 30. d. wird auch Aarau die Ehre haben, den kühnen Seefahrer in wohllautendem Vortrag seine schrecklichen Erlebnisse während der 237 Tage dauernden Eisschollenfahrt im nördlichen Polarmeer darstellen zu hören. Die Schilderung der furchtbaren Leiden, welche die schiffbrüchige Mannschaft der „Hansa“ zu kosten bekam, dann aber wieder die Erzählung von den kleinen Hausmittelchen, mit welchem sie sich die drohende Gefahr der Geistesverdüsterung während der sechs Monate langen Winternacht fernzuhalten suchte, wirken auf jedes Gemüth, das noch im Stande ist, heldenmässige Selbstbestimmung nachzuempfinden, erhebend und rührend zugleich. Wir waren Dienstag Abends (22) in Schönenwerd Zeuge von dem nachhhaltigen Eindruck, den Kapitän Bade’s fliessender Vortrag im bis zum letzten Platz besetzten Storchenpavillon bei Herren und Damen hervorrief.
Das Vortragsprogramm wird durch die hiesigen Blätter nächsten Montag den 28. dies bekannt gemacht werden.
Heute Abend wird Herr Bade in Lenzburg vortragen.




Dienstag, 20. Februar 2018

Kuun metsän Kaisa / Kaisa’s Enchanted Forest (Filmabend im NONAM Zürich am Freitag, 2. März 2018, 19 Uhr)

Der von Krankheiten gezeichnete Schweizer Autor Robert Crottet spürt schon als junger Mann den Ruf der Arktis und reist dorthin, um den Menschen aus dem hohen Norden zu begegnen. Er wird von den Skolt Sámi willkommen geheißen und ist sogleich vom Reichtum ihrer Traditionen fasziniert – speziell von der erzählerischen Begabung der lebensfrohen Matriarchin Kaisa Gauriloff. Nachdem er sich ihren Respekt erworben hat, darf er die von Kaisa erzählten Geschichten und Legenden aufnehmen. Diese betörenden Märchen werden mit Animationen bebildert, welche mit Roberts biografischen Impressionen und den düsteren historischen Ereignissen verwoben werden. Sie bezeugen die entsetzlichen Auswirkungen des Krieges auf Leben und Heimat der Skolt Sámi, welche nie wieder die gleiche sein sollte. Kaisas Urenkelin Katja Gauriloff führt Regie. Die Filmemacherin zeichnet eindrucksvoll Roberts poetische Begeisterung für Kaisa und deren zauberhafte Welt nach. (Berlinale 2017)

Tickets unter: nonam@zuerich.ch oder Telefon 044 413 49 80.

Die Skolt-Sami Kaisa Gauriloff (Copyright Oktober)

Sonntag, 11. Februar 2018

Ein Berner Patrizier des 18. Jahrhunderts als Polarforscher. Samuel Engel und seine Hypothese eines schiffbaren Nordpolarmeers, von Stefan Kern

Die Vorstellung eines schiffbaren, also eisfreien Nordpolarmeers [1]: dass Asien vom Nordatlantik aus mit Segelschiffen direkt über den Nordpol zu erreichen sei, wirkt heute kurios. Tatsächlich wurde dies aber im 19. Jahrhundert postuliert und ist von der neueren Forschung auch untersucht worden. Merkantile Interessen, Beobachtungen von offenen Wasserstrassen scheinbar unendlichen Ausmasses inmitten des Packeises sowie Phantasmen überkreuzten sich dabei. Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts lagen genügend Hinweise vor, die solche Spekulationen widerlegten, und mit Adolf Erik Nordenskiölds [2] zweijähriger Fahrt durch die Nordostpassage 1878/79 war man auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Die Feststellung der genauen Lage des Nordpolarmeers und die Kartographierung der arktischen Landmassen zogen sich allerdings noch bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts hin.

Dass sich bereits im 18. Jahrhundert ein Bewohner des Binnenlandes Schweiz, der Berner Patrizier Samuel Engel, als Stubengelehrter [3] mit der Geographie des hohen Nordens beschäftigte und auch ein schiffbares Nordpolarmeer postulierte, wirft Fragen nach seinen Beweggründen, seiner Methode, seinen Quellen und Verbindungen sowie nach der Rezeption seiner Veröffentlichungen und den Auswirkungen seiner Arbeiten auf.

Über Engel existiert nur eine einzige, vom Berner Historiker Paul Pulver, akribisch erarbeitete Biographie aus dem Jahr 1937.[4] Darauf gestützt soll im ersten Teil dieser Arbeit ein Abriss von Samuel Engels Leben und Werk als Bibliothekar, Amtmann, Ökonom und Publizist gezeichnet werden, ohne näher auf seine geographischen Arbeiten einzugehen. Ein kurzes zweites Kapitel beleuchtet die strukturellen Zwänge und kulturellen Ausprägungen, in die das Leben eines Berner Patriziers des 18. Jahrhunderts jenseits seines individuellen Verlaufs eingebunden war.

Was Engels Leistungen als Geograph betrifft, so stellt Engels Biograph Paul Pulver fest: „Es muss Aufgabe einer Spezialarbeit sein, diese Seite seiner Tätigkeit wissenschaftlich zu untersuchen und zu würdigen. An Material fehlt es nicht“ [5]. In jüngerer Zeit geschah dies unter zwei Aspekten: Eine Arbeit behandelt Engels heftige Auseinandersetzung mit dem deutschen Geographen, Historiker und Teilnehmer der Zweiten Kamtschatka-Expedition, Gerhard Friedrich Müller um die Längenausdehnung Russlands, die Engel auch als Schöpfer einer anonym in Bern publizierten Nordamerika- und einer Nordasien-Karte ausweist.[6] Die andere Arbeit untersucht die Rezeption dieser Expedition bei Albrecht von Haller und Samuel Engel.[7] Sonst findet Engel in der Literatur zur Erforschung der Arktis nur am Rand Erwähnung.[8]

Bisher noch nicht untersucht wurde Engels Hypothese eines schiffbaren Nordpolarmeers. Welche Auswirkungen sie hatte, soll, neben den Gründen für die Suche nach einem nördlichen Seeweg nach Asien und ihrer Geschichte sowie den Hypothesen, die im 19. Jahrhundert wesentlich wirkmächtiger wurden, im zweiten Teil dieser Arbeit dargestellt werden. Dies im Bewusstsein, „[…] dass die Kategorien, die unsere Weisen der Wahrnehmung und des Denkens, des Urteilens und Fühlens untermauern, sich als geschichtliche Schöpfungen herausstellen“ [9], wie die Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston in ihrer Geschichte der Rationalität festhält.

Gerechtfertigt ist diese Untersuchung auch deshalb, weil die Geschichte der Beiträge der Schweiz zur Polarforschung [10] noch ungeschrieben ist.[11] Dazu soll sie einen weiteren Mosaikstein liefern. Bis heute gilt Alfred de Quervain als der bekannteste Vertreter der Schweizer Polarforschung.[12] Der Geophysiker überquerte 1912 mit einer dreiköpfigen Mannschaft als Erster das grönländische Eisschild von West nach Ost. Das bis heute bedeutsame Resultat dieser Expedition war ein Höhenprofil des Inlandeises über eine Strecke von ungefähr 650 Kilometern.

Zusammenkunft in Ikerasak 1909 (1)
Wie sein Sohn Marcel, der später ebenfalls auf dem Inlandeis Grönlands tätig war und der 1992 die erste Übersicht der Beiträge der Schweiz zur Polarforschung veröffentlichte [13], ist man leicht versucht, die Tradition der Schweizer Polarforschung mit dieser Expedition, mit den Reisen der beiden Botaniker Martin Rikli und Hans Bachmann an die Westküste Grönlands im Jahr 1908 oder den geologischen Untersuchungen, die Arnold Heim 1909 dort unternahm, beginnen zu lassen [14]. Geht man jedoch auf einer imaginierten Zeitachse zurück ins 19. Jahrhundert, so ist neben dem Solothurner Geologen Amanz Gressly – der den bis heute verwendeten Fazies-Begriff in die Geologie einführte und 1861 vermutlich als Erster den vulkanischen Ursprung der vor Ostgrönland liegenden Insel Jan Mayen nachwies [15] –, der hervorragend vernetzte Spezialist für die fossile Flora der Arktis Oswald Heer hervorzuheben, der „[…] nach 1865 weltweit als anerkannte Autorität für fossile Pflanzenreste aus verschiedenen Zeitaltern der Arktis [galt]“[16]. Und so betrachtet nimmt Samuel Engel als Schweizer Gelehrter des 18. Jahrhunderts sozusagen die Rolle des Ahnherrn in diesem Strang der Wissenschaftsgeschichte ein.[17]

Als Quelle für die Darstellung von Engels Hypothese eines eisfreien Nordpolarmeers diente mir sein Hauptwerk Geographische und kritische Nachrichten und Anmerkungen über die Lage der nördlichen Gegenden von Asien und Amerika, das 1772 veröffentlicht wurde sowie seine 1777 erschienene Publikation Neuer Versuch über die Lage der nördlichen Gegenden von Asia und Amerika, und dem Versuch eines Wegs durch die Nordsee nach Indien. Die Auswertung handschriftlicher Quellen Samuel Engels, die u.a. in der Burgerbibliothek Bern aufbewahrt werden, war im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich.

Chronologisch geordnet findet sich im Anhang eine Bibliographie aller bis heute bekannten selbständigen und unselbständigen Veröffentlichungen Engels zur Geographie, die umfangreicher ist als die seinerzeit von Paul Pulver erarbeitete [18].

Herkunft, Jugend und Ausbildung
Samuel Engel wurde am 2. Dezember 1702 in Bern geboren. Sein Vater war der Amtsherr Burkhard Engel, seine Mutter Rosina Fischer, die Tochter des Landvogts Samuel Fischer zu Brandis. [19] Samuel hatte drei Geschwister: die 1695 geborene Rosina, den 1697 geborenen Burkhard und die nach ihm, im Jahr 1710, geborene Elisabeth.[20] Die Familie lebte in einem stattlichen Haus an der Kramgasse, das der Grossvater von Samuel, Johann Leonhard Engel, erbaut hatte. Dieser hatte es 1679 für kurze Zeit zum dritthöchsten Amt der Stadt und Republik Bern, zum Seckelmeister Teutschen Lands – des Finanzdirektors des deutschsprachigen Kantonsteils [21] –, gebracht.[22]

Burkhard Engel, Samuels Vater, geboren 1662, war bis 1712 Mitglied des Almosendirektoriums und der Soldaten-Waisenkommission [23]; in diesem Jahr fiel ihm die im Seeland gelegene Landvogtei Frienisberg durch Losentscheid für sechs Jahre zu.[24] Nach seiner Rückkehr nach Bern nahm er unzählige Ämter in wohltätigen und kirchlichen Kommissionen wahr; als Obmann des Waisen-Gerichts stellte er 1724 seine Gelehrsamkeit mit der Veröffentlichung eines Compendium juris [25] unter Beweis.

Über die erste Hälfte von Samuel Engels Leben, das 82 Jahre dauern sollte, „[…] fliessen die Quellen nur spärlich“ [26], wie der Berner Historiker Paul Pulver festhält. Der Knabe war oft krank und „früh schon zeigte er Anlagen zu Wohlbeleibtheit und Schwerfälligkeit, die in seiner spätern bewegungsarmen Lebensweise günstige Entwicklungsbedingungen finden sollte“[27]. In einem Brief an den Zürcher Stadtarzt Hans Caspar Hirzel schrieb Engel 1771: „Meine Eltern waren Leute nach dem alten Schrot; die Auferziehung war streng“[28]. Aufgrund seiner schwächlichen Physis hatte er keine Kontakte zu Altersgenossen, und als Sohn einer Patrizierfamilie wurde er von einem Hauslehrer unterrichtet. Bereits im Alter von viereinhalb Jahren soll er von einer „Lesewut“ [29] befallen worden sein, die sich hauptsächlich auf Reisebeschreibungen richtete [30]. 1716 wurde Samuel promoviert, sodass ihm die Obere Schule bzw. die Akademie offenstand.[31] Zu einer Zäsur in seinem Leben kam es 1722, als er sein vier Jahre zuvor aufgenommenes Theologiestudium an der Oberen Schule abbrach; es war der Wunsch seines streng religiösen Vaters gewesen, dass einer seiner Söhne Theologe werden sollte. Als Grund für den Abbruch des Studiums nennt Pulver erwachten Standesstolz, weil die meisten seiner Kommilitonen von geringerem Herkommen waren und seine Standesgenossen ihn deswegen verachteten und mieden.[32] Nach einer im gleichen Jahr unternommenen Schweizerreise fuhr er im Jahr darauf, wie viele Söhne seines Standes [33], nach Frankreich, Holland und Deutschland, und möglicherweise auch nach Italien[34]; „er besuchte die besten Lehrer und ihre Hörsäle, sammelte Kenntnisse und knüpfte Verbindungen an, die ihm später nützlich wurden“.[35]

Familiengründung und Bibliothecarist
Nach seiner Rückkehr fand er eine untergeordnete Stelle in der Waisenschreiberei und wurde in den Äussern Stand [36], einer zeremoniellen Vereinigung der jungen Burger, aufgenommen.[37] In Susanna Rosina Fischer, einer zwar nicht reichen, aber „[…] tugendhaften und verständigen Persohn […]“ [38], Tochter des Johann Friedrich, Landvogt zu Saanen, fand er eine Frau, mit der er sich 1725 verheiratete.[39] Zwar war seine Bewerbung als Oberbibliothekar abgelehnt worden, doch bestand er im Jahr 1726 das Notariatsexamen und im Jahr darauf wurde er zum Waisenschreiber gewählt.[40] „Neben seiner täglichen Pflichtarbeit trieb der vielseitig interessierte, strebsame Mann eifrige wissenschaftliche Privatstudien.“[41] Gesellschaftlich verkehrte er während einiger Jahre in einem Leist – einem geschlossenen Freundeskreis –, wo sich vor allem die Mitglieder des Rats der Zweihundert bzw. des Grossen Rats trafen.[42] 1735 wurde er bei der Wahl in den Grossen Rat von der Regimentsbesatzung – der Wahl- und Kooptationsbehörde für die Räte – übergangen. Zudem verlor das Ehepaar Engel innerhalb von vier Tagen zwei seiner vier Kinder.[43] Nachdem auch noch Kritik an seiner Lebensführung laut geworden war, zog er sich von seinem Leist zurück und „resignierte“ [44] seinen Posten im Äussern Stand. Der 46jährige Engel schrieb seinem Freund Johann Konrad Heidegger in Zürich über diese Zeit:

[…] Alle diese Sachen, und Vorfallenheiten, wie auch die Education haben mich forchtsam und scheu, in Conversation und umgang, den ich auch mehr geflohen als gesucht, gemachet, und dies ist die Ursach, warum [ich] noch jezo nit nach der Berner Mode alltäglich Gesellschaft suche.[45]

Am 11. Juni 1736 wurde Engel unter acht Mitbewerbern zum Oberbibliothekar der Stadtbibliothek gewählt.[46] Der Vorgänger in diesem Amt war sein Vetter Albrecht von Haller, der 1736 einem Ruf für eine Professur in Anatomie, Botanik und Chirurgie nach Göttingen folgte.[47] Im Jahr zuvor trat Engel im Mercure suisse [48] zusammen mit dem Herausgeber der Zeitschrift Louis Bourguet als Autor hervor; ihr gelehrter Streit drehte sich um die Frage, ob zwischen Amerika und Asien eine Landverbindung existiere oder ob die beiden Kontinente durch eine Meeresstrasse getrennt seien.[49] Dies beschäftigte nicht nur Kartographen und andere Gelehrte des frühen 18. Jahrhunderts; waren nämlich Asien und Amerika nicht miteinander verbunden, so stellte sich die Frage, „[…] wie der Mensch in die neue Welt gelangt war, wollte man den Glauben an die eine Schöpfung aufrecht erhalten“[50]. Die Bibliothek, die nur dem Bibliothekar und den Professoren des Schulrates zugänglich war [51], befand sich in einem erbärmlichen Zustand; die Amtszeit Hallers war zu kurz gewesen, um die Bestände sachgerecht unterzubringen, einen Anschaffungskredit zu erwirken und die Bücher in einem alphabetischen Katalog zu verzeichnen [52]. Verschuldet durch Ankäufe von Büchern aus halb Europa, die Engel aus seinen eigenen Mitteln erwarb, verfasste er 1739 ein Memorial an den Schulrat, welches dieser unterstützte.[53] Im Juni des folgenden Jahres sprachen die „Mgh. Oberen Räht und Burger“ [54] der Bibliothek einen jährlichen Ankaufskredit von 1‘000 Taler über sechs Jahre zu.[55] Engels Erfolg wurde jedoch überschattet, weil die Bibliothekskommission nur in einem geringen Mass bereit war, die Raritäten, die er im Lauf der Jahre zusammengetragen hatte, für die Bibliothek anzukaufen.[56] Schliesslich war Engel im Jahr 1744 gezwungen, seine Sammlung in Frankfurt am Main für 4‘000 Reichstaler an den Grafen Heinrich von Bünau zu verkaufen [57], der die Bibliothek Engels in seine eigene in Nöthnitz bei Dresden mit bereits 42‘000 Bänden integrierte [58].

Während seiner Tätigkeit als Bibliothekar befasste sich Engel mit der Druckgeschichte von Inkunabeln, trug sich mit dem Plan, ein Verzeichnis der Wasserzeichen zur Bestimmung alter Drucke anzulegen [59] und betätigte sich als Herausgeber einer hochmittelalterlichen Handschrift, eines Gedichts von Petrus de Ebulo [60]. Zwar war Engel von Amtes wegen Mitglied der Bibliothekskommission, doch hatte er in seiner Stellung als Oberbibliothekar keine Kompetenzen; der Schulrat betrachtete den „[…] Bibliothecarist als einen bürgerlichen Posten und denjenigen, der solchen zu bedienen bestellt wird, als einen subordinierten des Schul- und Bibliotheks-Rahts […]“ [61]. Nach seiner Wahl in den Grossen Rat [62] im Jahr 1745 konnte er seinen Einfluss auf die Geschicke der Bibliothek aber erweitern, weil er auch Mitglied des Schulrats geworden war.[63] In Anerkennung seiner Verdienste für die Bibliothek wurde ihm vom Grossen Rat im Dezember 1747 eine Gratifikation von 600 Kronen zugesprochen.[64]

Ein längerer Abschnitt in Pulvers Biographie ist mit Lebenskrise überschrieben. Neben seiner Bibliotheksarbeit versah Engel während elf Jahren auch das Amt des Waisenschreibers, was ihn ans Haus band und zu tagelangem Sitzen zwang.[65] Von gesundheitlichen Beschwerden, schlechter Laune und Isolation geplagt, wie er seinem Vetter Albrecht von Haller in Göttingen häufig klagte, entwickelte er sich zu einem Hypochonder.[66] „Linderung brachte seinem wunden Gemüt jeweilen der Herbst, den er seit seiner frühen Jugendzeit alle Jahre auf seinem Landgut in Boudry verbrachte.“[67]

Im Jahr 1745, nach zehn Jahren Pause, wurde der Grosse Rat erneuert. Dies brachte Engel das Barett [68] ein, und drei Jahre später fiel das Los für die Vergabe der Landvogtei Aarberg auf ihn [69]. Überschattet wurden diese Erfolge aber durch eine Tragödie in seiner Familie. Von den zwei Knaben und zwei Mädchen, die von neun Kindern überlebt hatten, war Samuel der älteste Sohn.[70] 1747 verschaffte sich dieser mit dem Schlüssel des Medaillenkabinetts, das Engel als Oberbibliothekar ebenfalls unterstand, Zutritt zur Sammlung und stahl die wertvollsten Stücke. Auf der Flucht wurde er entdeckt und festgenommen. Von Basel, wo er den Entscheid des Vaters über sein Schicksal abwarten sollte, setzte er sich nach Frankfurt ab, wo er ein Hochstaplerleben führte. Der vom Vater veranlassten Verhaftung entzog er sich erneut durch Flucht nach Lausanne, wo man ihn entdeckte und schliesslich in Bern festsetzte. Durch Vermittlung des holländischen Residenten, der in Bern ein neues Regiment anwarb, gelang es Engel, seinen Sohn im Regiment Graffenried im Rang eines Oberleutnants unterzubringen. Allerdings desertierte sein Sohn, der es dort 21jährig zum Capitänsleutnant gebracht hatte, wegen beträchtlicher Schulden nach Frankreich. Erneut durch Vermittlung seines Vaters erhielt er eine Stelle auf einer holländischen Plantage in Surinam, wo ihm bereits nach acht Monaten die Leitung der Plantage anvertraut wurde; er kam dort am 18. August 1753 auf einer Kanureise ums Leben.[71] In einem Brief an Haller gestand der siebzigjährige Engel, dass es wohl wenige Väter gegeben habe, die gegen ihre Kinder weniger blind gewesen seien als er, und die Töchter hätten ihm Vorwürfe gemacht, dass er zu streng mit seinen Söhnen gewesen sei, wenn sie krank wurden, weil sie seine Massnahmen nicht verdauen konnten.[72] Zur Rolle der Mutter und Ehefrau, über ihr Leben, ist bei Pulver wenig zu finden; er hält lediglich fest: „Sie lag oft in den Wochen, kränkelte viel und war nach Aussagen ihres Mannes gelegentlich unentschlossen, auch eigensinnig und launisch.“[73] Nicht genug, dass die Schulden – mindestens 10‘000 Pfund –, die sein Sohn gemacht hatte, vom Vater getragen werden mussten [74], die Familienehre wurde auch noch dadurch belastet, dass der 1721 geborene Sohn seines fünf Jahre älteren Bruders Burkhard ebenfalls aus der Reihe schlug. Von Pulver als Nichtsnutz und Tagedieb bezeichnet, hatte dieser standeswidrig „ein Baurenmensch“ [75] geheiratet und der Vater, der seinen Sohn enterbt hatte, musste von der Obrigkeit zu Unterstützungsleistungen an seinen Sohn gezwungen werden.[76]

Kurz vor der Übernahme der Landvogtei Aarberg im Herbst 1748 zeichneten sich für Engel gute Chancen ab, den von ihm lange ersehnten und in seinen Briefen so bezeichneten Poste d’Angleterre zu erhalten.[77] Pulver vermutet, dass es sich dabei um die gutdotierte Stelle des Commissarius der englischen Gelder in London handelte.[78] Sein Vetter Albrecht Haller hatte jedoch ebenfalls ein Auge auf die Stelle geworfen, und als Engel davon erfuhr, trat er von seiner Bewerbung zurück, obwohl „[…] man ihn überzeugen wollte, dass diese Stelle für keinen andern besser passe, als für ihn selbst und dass er sie ansprechen sollte […]“[79]. Bitter war es für ihn, als er – bereits in Aarberg lebend – erfuhr, dass Haller auf diese Stelle verzichtet hatte.[80] Nicht nur war die Landvogtei 20‘000 Pfund weniger wert, als die Stelle in London, wie Engel errechnet hatte [81], sondern er hätte sich mit seiner 1751 beendeten geographischen Studie Mémoire sur la probabilité d’un passage vers le pôle du Nord [82] direkt mit den Mitgliedern der Royal Society of London [83] in Verbindung setzen können, anstatt nur über seinen Vertrauten und Mittelsmann in London, dem 1723 geborenen Jean-Rodolphe Vautravers.[84]

Landvogt in Aarberg (1748-1754)
Die nordwestlich von Bern im Seeland gelegene und von der Aare umflossene Landvogtei Aarberg umfasste sieben Kirchgemeinden [85]. Engels Zeit und Energie wurde dort vor allem als Richter in Zivilhändeln, bei Erbstreitigkeiten, Eigentumsverletzungen und Misshandlungen in Anspruch genommen.[86] Als Partei hatte er in Gerichtssachen, aber auch über Recht und Gut der Obrigkeit zu wachen [87]. Verdruss bereitete es ihm, weil er es in seinem Herrschafts- und Verwaltungsgebiet mit störrischen und schwer zu regierenden Bauern zu tun hatte.[88] An der Gemeindeversammlung öffentlich bekannt gemachtes Gemeinwerk – etwa die Reparatur von Flussschwellen –, verweigerten die Untertanen [89]; auch Holzfrevel kam häufig vor [90]. Als Ökonom [91] kümmerte er sich um die Verbesserung der Qualität des Getreides und seiner Lagerung [92] und um die Aufforstung sowie den Torfabbau zur Schonung des Waldes [93]. In seinen Mussestunden widmete er sich – neben der Lektüre von Berichten über Seefahrer und Entdeckungen und moralischer und theologisch-praktischer Literatur [94] – der Blumen- und Pflanzenzucht. Er stellte einen Gärtner ein, errichtete ein Gewächshaus und betrieb eine kleine Salpetersiederei.[95] Im Hinblick auf seine Rückkehr nach Ablauf seiner sechsjährigen Amtsdauer und in der Sorge, dass er in Bern keinen Garten finden könnte, schrieb er 1753 an den Naturforscher Johannes Gessner nach Zürich:

Solte ich den pflanzen entsagen müssen, so weiss ich nicht, ob mein Gemüth stark genug wäre, solches zu ertragen; ich liebe ein stilles Leben, die bücher und die pflanzen; so ich diesen entsagen muss, so bleibt mir kein Vergnügen übrig; dann grosse Gesellschaften, sonderlich nach Berner Mode, stehen mir nicht an; ich bin freymüthig, rede wie ich gedenke, lasse mir (ohne Ruhm zu melden) das gemeine beste vor allem aus angelegen seyn, und solche Leute machen sich bei heutiger Welt nicht angenehm […].[96]

Vor seinem Umzug nach Bern schickte Engel seine Pflanzen, die er in einer Liste verzeichnete, und seine Botanikbücher an Johannes Gessner, der manches selber behielt und für den Rest den Verkauf übernahm.[97]

Zwischen zwei Landvogteien (1754-1760)
Zurück in Bern wurde der „pflichtbewusste Patriot“ [98] sogleich mit Ämtern in Kammern und Kommissionen überhäuft [99]. Er durfte sich aber auch Chancen ausrechnen, im Kleinen Rat – dem Exekutivorgan der Stadt und Republik Bern – Einsitz zu nehmen, wie ihm von einflussreichen Personen zugetragen wurde. Nachdem ihm im Besatzungsjahr 1755 eine der Sechzehnerstellen zu Schmieden zufiel – der alljährlich aufgestellten Wahlbehörde [100] –, glaubte er sich diesem Ziel nahe. Allerdings litt Engel unter einem zunehmenden Verlust seines Gehörs, sodass eine höhere Stelle im Staatsdienst – die Sitzungen im Kleinen Rat fanden täglich von morgens 6 oder 7 Uhr bis mittags statt und dauerten nachmittags oft bis 6 oder 7 Uhr [101] – nicht mehr in Frage kam [102].

Am Ende seiner Zeit in Bern zwischen 1754 und 1760 war Engel auch in Staatsgeschäften bewandert: Anfangs 1759 fand in Frauenfeld die letzte Konferenz statt, die die Fragen im Streit zwischen dem Abt von St. Gallen und seinen Toggenburger Untertanen, die im Vierten Landfrieden von 1712 offengeblieben waren, regelte. Bern und Zürich hatten es dabei übernommen, eine Lösung zu finden [103] und waren Schutzorte der Toggenburger [104]. Nach seiner Rückkehr aus Aarberg wurde Engel am 18. Februar 1746 zum Mitglied der Landesfriedlichen Commission gewählt. Sie bildete zusammen mit dem Geheimen Rat die Kombinierte Kammer und übernahm auch die Vorberatungen im Toggenburger Geschäft.[105] Engel nahm während vieler Jahre eine buchstäblich federführende Rolle darin ein; zehn dicke Foliobände mit dem Titel Engels Historia Comitatus Toggenburg, die im Bundesarchiv aufbewahrt werden, zeugen davon.[106] Im Zusammenhang mit dieser Aufgabe fasste Engel 1755 auch den Plan, einen Kodex sämtlicher Acta publica Helvetica zusammenzustellen und zu veröffentlichen: Eine Urkundensammlung, die „[…] öffentliche Friedenstraktate, Bündnisse, Verträge und ähnliches der Eid- und Bundesgenossen unter sich sowie mit fremden Mächten enthalten [sollte].“[107] Zwar musste er diesen Plan aufgeben, doch führte seine Bitte an den Luzerner Historiker Joseph Anton Felix von Balthasar um Nachforschungen nach dem jahrhundertelang verschollenen Bundesbrief von 1291 zur Wiederentdeckung einer deutschen Übersetzung in Stans im Jahr 1758 und wenige Monate später auch des lateinischen Originals in Schwyz.[108]

Samuel Engel, um 1760 (2)
„1759 haben Hr. Tschiffeli und ich die hiesige oekonomische Gesellschaft gestiftet“[109], berichtete Engel in einem Brief an Johann Caspar Lavater nach Zürich. Im Jahr davor hatte der Chorgerichtsschreiber Johann Rudolf Tschiffeli, der 1767/68 Johann Heinrich Pestalozzi in die Agrikultur einführen sollte, mit der Unterstützung Engels einen Aufruf zur Gründung einer Gesellschaft zur Verbesserung des Landbaues veröffentlicht, worauf sich fünf Interessenten meldeten.[110] Engel wurde mit der Leitung der Kommission betraut [111] und wurde, trotz fortschreitender Beeinträchtigung seines Gehörs, zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt [112]. Nach dem Befund des Historikers Emil Erne war es die erste bedeutende kontinentaleuropäische Sozietät dieser Art, „[…] die unter dem Präsidium Albrecht von Hallers internationale Berühmtheit erlangte.“[113] Bis im April 1760 lagen nach Pulver die ganze administrative und organisatorische Arbeit und der Aufbau eines Korrespondentennetzes für die Zeitschrift Der Schweitzerischen Gesellschaft in Bern Sammlungen von landwirthschaftlichen Dingen in seinen Händen.[114] Die 1761 neu konstituierte Gesellschaft definierte ihre Ziele folgendermassen: „Es soll die Absicht der Gesellschaft seyn, den Landbau, den Nahrungsstand, und die Handlung in Aufnahme zu bringen. Das ist: den Abtrag des Landes zu vermehren, die Verarbeitung der Landeswaaren zu verbessern, und den Vertrieb derselben zu erleichtern.“[115]

Den Sommer 1759 verbrachte Engel zur Erholung bei seiner Tochter in Rubigen, deren Mann eine Landvogtei zugefallen war, den Herbst wie jedes Jahr auf seinem Landgut in Boudry.[116] Im Herbst des folgenden Jahres verlegte Engel seinen Wohnsitz erneut aufs Land. Nach Ablauf der gesetzlich festgelegten Wartezeit von sechs Jahren hatte er sich erneut um eine Landvogtei beworben und diesmal war das Los auf eine Landvogtei 4. Klasse, auf Echallens gefallen.[117] Dieser Besitz stand unter gemeinsamer Verwaltung von Bern und Freiburg; den Vogt stellten sie jeweils im Fünfjahresturnus.

Landvogt in Echallens
Zeitgleich mit dem Amtsantritt Engels in Echallens im Herbst 1760 erschienen die ersten beiden Teile seiner dreiteiligen Schrift Abhandlung von dem aller Orten eingerissenen Holzmangel, dessen Ursachen, und denen dagegen dienlichen Mitteln, denn, von Pflanzung und Besorgung der wilden Bäume im Publikationsorgan der Oekonomischen Gesellschaft. In der Einleitung der etwa 180seitigen Schrift begründete er die Notwendigkeit dieser Publikation damit, es gehöre zu den vornehmsten Pflichten eines Landesherrn, „[…] alles vorzukehren, dass man an diesem unentbährlichen (man kann wohl sagen) Lebensmittel nicht Mangel habe“.[118]

Als Erstes hatte er in Echallens seinen Vasallen, den Geistlichen beider Religionen und dem Gericht Bankette auszurichten.[119] Einen Monat später erwartete man ihn in Orbe; Dragoner holten ihn an der Grenze von Echallens ab, ein Gottesdienst wurde abgehalten, danach empfing er am selben Ort den Treueschwur seiner Untertanen, er nahm Amtsbeeidigungen vor und hatte Gericht und Chorgericht zu bestätigen, danach bewirtete man ihn als Gast der Stadt.[120] Der Eintrag über Echallens im ersten abgeschlossenen, von 1747 bis 1765 erschienenen Lexikon über die Schweiz [121] beginnt mit folgenden Sätzen:

Tscherliz[,] Echallens; ein grosser Flecken mit einem um etwas erhöheten Schloss, auch Kirch und Pfarz [122]; durch welchen das Flüsslein Talant [123] lauffet, zwischend Lausanne und Yverdon in der Wadt; die Einwohner haben schöne Freyheiten, und sind theils Evangelischer, theils Catholischer Religion, haben aber nur ein Kirch, in welcher aber zwey Cantzlen befindlich […].[124]

Place du Château d'Echallens, ca. 1880 (3)
Weiter hielt Leu fest: „Dieser Flecken nebst der darzu gehörigen Herrschaft […], darin zwar kein Wein, aber viel Getrayd und Weydung befindlich […]“ [125]. Was hier in Bezug auf die Landwirtschaft in der distanzierten Sprache des Lexikografen festgestellt wird, spiegelt allerdings nichts von den Feststellungen, die Engel nach Antritt seiner Amtszeit machen musste. Und auch noch mehr als zwanzig Jahre nach dem Amtsantritt Engels hielt der Professor für Weltweisheit auf der Universität Göttingen [126] Christoph Meiners in einem seiner Briefe über die Schweiz fest: „Der Boden zwischen Lausanne und Yverdon scheint eben so unfruchtbar, als die Gegenden traurig, […]. Die Dörfer sind nur selten, und noch unreinlicher und armseliger, als in dem Theile der Französischen Schweiz, aus welcher wir herkamen.“[127] Vermutlich verschärft durch die gemeinsame Verwaltung dieser Landvogtei durch Bern und Fribourg, befanden sich selbst die Schlossgüter in verwahrlostem Zustand; noch bevor die Einwilligung Berns vorlag, nahm Engel Reparaturen an Schloss und Stall vor, schüttete den Schlossgraben zu, liess Emd [128] und Heu zwecks Düngung an Ort und Stelle liegen und legte erneut ein Versuchsfeld von zwei Jucharten [129] an. Wie in Aarberg stellte er auch hier planlose Abholzung und Frevel in den Wäldern der Landvogtei fest.[130] In Briefen an die Oekonomische Gesellschaft und in Abhandlungen in ihrem Publikationsorgan befasste er sich mit Fragen der „[…] Entvölkerung der Waadt, den Ursachen des Brandes im Getreide [131], den St. Johannisfrüchten [132], den zahlreichen Grasarten und Futterkräutern, den Nussbäumen, mit dem fremden Besitz im Staate, einer neuen Maschine zur Räumung von Strom- und Flussbetten zwecks Verhütung von Ueberschwemmungen u.a.m.“[133] Er richtete Mandate an seine Untertanen, die jedoch kaum befolgt wurden [134]; eine im Jahr 1761 von ihm verfasste Denkschrift zur Behebung von Trunksucht, Tagedieberei und Bettelei fand nur in Freiburg einstimmige Zustimmung.[135] In Memorialen macht er die Berner Behörden auf Mängel in der Gemeindeorganisation aufmerksam und schlug Verbesserungen vor.[136] Diese befand man dort aber als zu kühn, sodass man es für besser befand „für diesmalen zu abstrahieren“ [137]. Während Engels Amtszeit fand jeweils im Herbst in den Jahren 1761, 1763 und 1765 eine Ordinari-Rechnungs-Conferenz in der Herberge zu Murten statt, an der die Amtsleute der Mediatämter [138] und je eine mit Instruktionen ihrer Regierungen versehene Gesandtschaft von Bern und Freiburg teilnahmen.[139] Zwar wurden dort der Einsatz und die Verbesserungen Engels von den Gesandten Berns am Ende seiner Amtszeit gewürdigt [140], doch Unterstützung für seine Vorschläge fand er nur bei der freiburgischen Obrigkeit, während sie von Bern auf die lange Bank geschoben oder unbeantwortet blieben. Engel selbst schrieb sein gutes Verhältnis zu Freiburg seiner religiösen Toleranz zu.[141] Noch vor seinem Amtsantritt in Echallens schrieb er seinem katholischen Freund Joseph Anton Felix von Balthasar über seine Haltung: „Ich hoffe in meiner neuen Landvogtey, da Unterthanen von beyden Religionen sind, zu zeigen, mit was Unpartheylichkeit ich zu werk gehe, und wie sehr mir die Ruhe und Einigkeit zwischen den samtlichen hohen Ständen lobl. Eydgenossenschaft am Herzen lige.“[142] Pulver stellt die in der Waadt herrschenden Verhältnisse jedoch in einen grösseren Zusammenhang:

Der eigentliche Ursprung dieses Verhaltens jedoch lag wohl in Berns Einstellung zu den Untertanen, die grundsätzlich von der Freiburgs abwich. Das altgewordene Bern wollte diese mit Handschuhen angefasst wissen, was oft eine Behandlung zur Folge hatte, die unserm modernen Empfinden naheliegt. Freiburg dagegen wollte sie noch streng, aber landesväterlich wohlwollend halten. Engel war dazu ihr Mann. [143]

Ins zweite Jahr der Amtszeit Engels fällt die Gründung der Helvetischen Gesellschaft in Schinznach Bad. Ihre Gründung entstand unter dem Eindruck der allgemeinen Krisenlage des von 1756 bis 1763 dauernden Siebenjährigen Krieges, „[…] der auch die Schweiz, weil sie vom Einheitsblock der Kaunitz-Koalition [144] umschlossen war, aus ihrer neutralen Ruhe aufschreckte.“[145] Weiter führt der Historiker Ulrich Im Hof aus: „[…] Der Schweiz tat […] ein engerer Zusammenschluss des rein föderalistischen Staatswesens not; eines Staatswesens, das infolge der Eifersucht der kantonalen Eigenständigkeiten und vor allem durch die konfessionelle Spaltung innerlich keine starke Einheit mehr darstellte.“[146] Engel trat 1762 der Gesellschaft als Mitglied bei [147], nahm aber wegen seiner Amtsgeschäfte, den Lebensumständen und wegen seines Gesundheitszustandes nie an den Jahresversammlungen teil.[148]

Rückkehr nach Bern (1765-1767), Jahre in Nyon (1767-1772) und Lebensabend 
Nach seiner Rückkehr nach Bern wurde Engel noch einmal politisch aktiv. Diesmal jedoch nicht mehr als Amtsträger, sondern lediglich kraft seiner Autorität und seiner Erfahrung. Nach dem Vorbild in Paris liess die Genfer Regierung am 19. Juni 1766 Rousseaus Emile und Du contrat social vor dem Rathaus vom Henker zerreissen und dem Feuer übergeben.[149] Die Bürgerschaft empörte sich über das harte Vorgehen der Regierung und ein Machtkampf fand seine Fortsetzung, der im ganzen 18. Jahrhundert immer wieder aufbrach.[150] Zürich, Bern und Frankreich waren die Mächte des Schutzvertrags seit 1579, und als Genf infolge der Ereignisse ohne oberste Behörde war, rief sie diese Mächte um Vermittlung an.[151] Dabei trat Engel in Bern als Wortführer der Repräsentanten auf [152], die ein uneingeschränktes Petitionsrecht forderten. In Bern stellte er sich damit auf die Seite „[…] der überall zunehmend zurückgedrängten geringern Burgerschaft“ [153], wie Pulver festhält. Im Rahmen dieser Arbeit würde es allerdings zu weit führen, diese Auseinandersetzungen, die am 9. März 1768 in einem Pazifikationsedikt mündeten [154] und Engels Rolle darin ausführlich darzustellen. Zusammenfassend würdigt sie Pulver mit folgenden Worten:

[Er griff] mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln aktiv in das wichtige Staatsgeschäft ein, im Sinne der Beruhigung, der Aussöhnung, der friedlichen Ausgleichung. Und seine Aktivität, seine vorurteilslose Haltung über allem kleinlichen Parteigezänk, seine staatsmännische Einsicht, seine Unbeirrbarkeit wie sein Mannesmut verschafften ihm gewichtigen Einfluss in Genf und in Bern.[155]

Diese Machtkämpfe spielten sich innerhalb der Bürgerschaft ab. Die unterste Bevölkerungsschicht jedoch, die zugezogenen Habitanten und die nachgeborenen Natifs, die die Zahl der Bürgerschaft übertrafen, hatten zwar Pflichten zu tragen, verfügten jedoch über gar keine politischen Rechte. Sie begehrten nun auf und wurden Anfang 1770 von den Repräsentanten blutig unterdrückt.[156] Von Demokratie, Menschenrechten und Gleichheit der Individuen hielt Engel jedoch nichts.[157]

Engels Frau starb im Jahr 1766. Im gleichen Jahr fiel der Losentscheid für die Landvogtei Nyon auf Emanuel Hartmann, den Ehemann seiner älteren Tochter, worauf Engel mit seiner jüngeren Tochter im Herbst 1767 ebenfalls ins Schloss nach Nyon übersiedelte.[158] Hier betätigte er sich als politischer Berater seines Schwiegersohnes [159] und begann erneut, sich mit theoretischen und praktischen Fragen des Landbaus zu befassen. Der Auslöser dazu war eine Missernte im Jahr 1770.[160] Nach Pulver war der welsche Landesteil stärker davon betroffen als der deutsche, und „in der Vogtei Nyon, die namentlich im Seestrich sehr unfruchtbaren Boden besass, herrschte im Winter 1770/71 vollends das Elend“[161]. Engel beschaffte sich im Ausland Informationen zu den Preisen und Liefermöglichkeiten von Getreide, das bis dahin praktisch das einzige Grundnahrungsmittel war, und leitete sie an die Kornkammer weiter.[162] Seine Veröffentlichungen zur Getreidepolitik und über verbesserte Lagerungstechniken, die schon zu Beginn der 1760er-Jahre erschienen waren, fanden während dieser Krise neue Beachtung [163], und 1772 veröffentlichte er eine Schrift über ein von ihm entwickeltes kornpolitisches System mit einem Umfang von über 200 Seiten [164]. Der Kartoffelanbau war in der Waadt noch unbekannt.[165] Engel, der 1770 eine Broschüre zu ihrer Verwertung veröffentliche, propagierte den Kartoffelanbau in einer anonym erschienenen Schrift [166] und förderte ihn in Nyon nach Kräften.[167] Erneut legte er einen Versuchsgarten an und beschaffte sich in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland, England und in Irland über 60 verschiedene Kartoffelsorten.[168] Seine Erfahrungen, Empfehlungen und Versuche zum Anbau und zur Verarbeitung von Kartoffeln zu Mehl [169] legte er abschliessend in einer 1773 erschienenen Schrift nieder.[170]

Ehrenmedaille für Engel (1772) (4)
Im Herbst 1772 ging die Präfektur seines Schwiegersohns in Nyon zu Ende, und die Familie kehrte nach Bern zurück.[171] Engels Gehör war schon lange beeinträchtigt und nun liess auch seine Sehkraft nach. „Sein fettleibiger Körper war unbeweglich geworden. Immer häufiger stellten sich alle Leiden miteinander ein und quälten ihn so, dass er auch tagsüber das Bett hüten musste“ [172] schreibt Pulver. Schliesslich gab Engel auf Ostern 1775 seinen Posten im Grossen Rat zugunsten seines Sohnes Franz Christoph auf.[173] Um seiner Einsamkeit und seinen „hypochondrischen Anwandlungen“ [174] zu entfliehen, suchte er seinen kleiner gewordenen Freundeskreis zum stundenlangen Tarockspiel auf. Weil eine von ihm kurz nach der Gründung der Oekonomischen Gesellschaft vorgeschlagene Enquête mit Fragen zum Landbau nicht vorangekommen war, nahm er trotz seiner Beeinträchtigungen die Sache selbst an die Hand [175]; auch seine umfangreiche Korrespondenz führte er weiter.“[176]

Gegen Ende seines Lebens wandte sich Engel immer mehr dem Glauben zu, „[…] der ohnehin den Unterbau seines Lebens bildete […]“ [177]. „Die frohe Gewissheit von Gottes allgegenwärtiger Gnade erfüllte ihn ganz und trieb ihn dazu, seinen Mitmenschen, deren ungläubiger und verdorbener Lebenswandel ihn immer mehr erschreckten, von diesem Gott zu reden und ihnen zu helfen.“[178] Zu diesem Zweck stellte er einen anonym erschienenen Auszug einer Schrift von „[…] der Gnade Gottes und des Werkes der Erlösung […]“ [179] zusammen, die keine religiösen Streitfragen enthielt und deshalb für Protestanten und Katholiken gleichermassen brauchbar war. Auf eigene Kosten liess er sie in einer Auflage von 2‘000 Exemplaren drucken und einen Teil davon anonym als Beilage im Avis-Blatt vom 27. März 1778 versenden.[180] Nach seiner Rückkehr von Nyon lebte Engel vermutlich bei der Familie seiner Tochter, denn „am 26. März des Jahres 1784 entschlummerte der 82jährige sanft in den Armen seiner Tochter“[181]. Noch zu Lebzeiten Engels würdigte „[…] ein Freund, der ihn kennt, seinen Charakter“ [182] in den Physiognomischen Fragmenten Johann Caspar Lavaters mit folgenden Worten:

Ein Mann, der sein Leben verwendet hat, alles wissbare, was zur Beförderung der Menschen Wohlfahrt dienen konnte, aufzusuchen, und sich's zur Freude machte, aller Welt, und besonders seinem Vaterlande, nützlich zu seyn. Unermüdeter Fleiss in den mannichfaltigsten, gemeinnützigsten Geschäfften, redliche Absicht und freyer Muth, Recht und Freyheit zu vertheidigen: die höchste Würksamkeit in jeder Noth, jedem Gedränge des Vaterlandes; leidenschaftliche Liebe zum Feldbau, und unauslöschlicher Eifer, den zu vervollkommnen; frohe Betriebsamkeit für alles Gute, auch was andere thaten oder thun wollten; lauter Gefälligkeit, Dienstbegierde; Patriotismus für Sein Vaterland, die Schweiz und die Welt.[183]

Seinen Krankheiten, körperlichen Beeinträchtigungen und seines zurückgezogenen Lebensstils – der offenbar Anlass zu Gespött seiner Standesgenossen gab – zum Trotz, war Engel ein umsichtiger, wohltätiger, vielseitig interessierter und - gemessen am Umfang seiner Akten, Publikationen und Korrespondenz – ungemein fleissiger Mensch, der als politischer Berater wohl auch einiges Ansehen genoss. Von welchen Kräften und Einflüssen das Leben eines Berner Patriziers [184] im 18. Jahrhundert – jenseits seiner jeweiligen individuellen Ausprägung – bestimmt war, soll im folgenden Kapitel skizziert werden.

Macht, Geld und Geist im alten Bern
Bis zu ihrer Auflösung am 5. März 1798 durch die Niederlage gegen das französische Heer galt die Stadt und Republik Bern als mächtigster, grösster und bestorganisierter Stadtstaat nördlich der Alpen.[185] „Einzig die ehemalige Dogenrepublik Venedig, mit der sich Bern oft und gerne vergleichen liess, konnte sich mit Recht auf ein noch ehrwürdigeres Alter ihrer politischen Institutionen berufen“ [186], wie der Historiker und Berner Stadtbibliothekar Hans Strahm festhält. Das staatliche Grundgesetz bestand darin, seiner Obrigkeit die Treue zu halten. Die Obrigkeit galt als von Gott gewollt und eingesetzt und Auflehnung oder Ungehorsam galt als Sünde. „Dementsprechend war auch ihre Verantwortung. Sie hatte sich vor Gott und den Menschen über ihre Gerechtigkeit gegen die Untertanen zu rechtfertigen und sie hatte sich unverbrüchlich ans Recht zu halten.“[187]

In der Zeit der absolutistischen bernischen Aristokratie von 1643 bis 1798 [188] war ein Aufstieg vom Stand der Untertanen zum Mitglied der Regierung für den Einzelnen unmöglich und für eine Familie nur über Generationen hinweg erreichbar.[189] Von den 1764/65 gezählten 336'689 Einwohnern des alten Bern gehörten 1'581 Männer und 2'156 Frauen zu den regimentsfähigen, d.h. regierungsfähigen Burgern, die sich auf 270 Familien verteilten; tatsächlich an der Regierung beteiligt waren aber nur 78 Familien.[190] Der Sozial- und Wirtschaftshistoriker Rudolf Braun dazu und über die Konsequenzen, die sich daraus ergaben: „Eine quasi-geburtsständische Gruppe von Familien hat sich formiert, welche die Regierung und die Staatsgeschäfte exklusiv in den Händen hält und staatliche Einkünfte, wie ihren Gruppenbesitz betrachtend, unter sich aufteilen.“[191] Für die Familien des Berner Standes ergaben sich daraus Verteilungskämpfe um die finanziellen Ressourcen, weil die Einnahmen aus dem Sold- und Pensionenwesen, politischen Funktionen und aus Regierungs- und Staatsämtern nur limitiert vermehrbar und „[…] im 18. Jahrhundert teilweise sogar stagnierend und schrumpfend [waren], wenn Kaufkraftschwund und steigende standeskonforme Aufwandsverpflichtungen in Rechnung gezogen werden“[192]. Für die einzelnen Familien selbst bestand das Problem darin, dass mindestens ein Mitglied jeder Generation nicht nur im Grossen Rat vertreten sein, sondern anschliessend auch in lukrative Ämter gewählt werden musste, wollte sie nicht von der eigenen Substanz, dem Familienvermögen oder vom Solddienst leben.[193] Den grössten Einfluss hatten dabei Familien, die am zahlreichsten im Rat vertreten waren. Sie „[…] verbesserten die Wahlchancen durch die Kooperation mit verschwägerten Familien. Die Heiratspolitik erlangte dabei zentrale Bedeutung, gezielt eingesetzt bewirkte sie eine Optimierung der Wahlchancen, eine Heirat konnte sogar subsidiär an die Stelle der patrilinearen Weitergabe ständischer Privilegien treten.“[194], so die Historikerin Katrin Rieder.

Engels Weg in Staatsämter verlief zäh. Für den seit seiner Kindheit kränklichen Engel kam der noch zu Beginn des Jahrhunderts hoch angesehene fremde Dienst [195] nicht in Frage, zu verwaltende Landgüter besass seine Familie keine und eine kaufmännisch-protoindustrielle Tätigkeit galt als nicht standesgemäss [196], weshalb er den Weg eines Volontärs mit Kanzleidiensten einschlug [197]. Zwar erfüllte Engel 1735 die Voraussetzungen für die Wahl in den Grossen Rat, wurde aber übergangen und gelangte erst im Alter von 43 Jahren in dieses Amt. Rechtlich standen zwar allen Familien die lukrativen Landvogteien der 1. und 2. Klasse offen, doch faktisch bestanden für die Vertreter mittlerer oder kleiner Familien – und zu diesen ist Engels Familie zu zählen – kaum Chancen, wie eine Auswertung von Pulver zeigt.[198] Er resümiert: „So kehrten die Inhaber der Mehrzahl der Landvogteien nicht reicher in die Stadt zurück, als sie ausgezogen waren.“[199] Wiewohl Eigentümer eines Hauses in Bern, von Rebgütern in Boudry und in Schafis, Miteigentümer einer Mühle und einer Wohnung in Bümpliz [200], war Engels Leben immer wieder von Geldsorgen geprägt.[201]

Seine grösste Machtfülle hatte Engel als Landvogt inne. Von Braun wohl übertrieben als „[…] eine beinahe selbstherrliche Schlüsselstellung […]“ bezeichnet, oblagen dem Landvogt folgende Aufgaben:

[…] Er [ist] das oberste Exekutiv- und Kontrollorgan der Obrigkeit für alle Verwaltungsbereiche auf der Landschaft, mit Ausnahme der Zoll- und Militärsachen. Er ist Verwalter der sog. ‚Policey-Anstalten‘, der ‚Criminal-Anstalten‘, d.h. des Gerichtswesens und des Strafvollzugs, der Kirchenverwaltung, der Sittenpolizei, der Armenfürsorge, des Schulwesens, der Baupolizei, sowie Einzüger und Verwalter der staatlichen Abgaben, in erste Linie der Zehnten und Grundzinsen.[202]

Diese Macht war jedoch mit viel Arbeit und Pflichten verbunden. Die Landvögte wurden einerseits von der Obrigkeit genau kontrolliert [203] und Missbrauch sogar mit Stadtverbannung bestraft [204], andererseits konnten die Untertanen jederzeit schriftlich Klage beim Kleinen Rat erheben, sollten sie „[…] wider Oberkeitliche Ordnung, auch wider Recht und Billichkeit von seinem Amptsmann gehalten werden“ [205]. „Vor der Regierung erhielt der Bauer immer Recht, wenn er gegen einen Landvogt begründete Klagen anbrachte, sehr zum Leidwesen des Landvogts, denn es erleichterte ihm seine Amtsführung in keiner Weise“[206], so Strahm; auch Engel beklagte sich bei Haller darüber [207].

Was das geistige Leben in Bern betrifft, so hält der Wissenschaftshistoriker Eduard Fueter fest: „Besonders in Bern wurde das Primat der Politik und der aristokratischen Lebenshaltung vor der wissenschaftlichen Beschäftigung stark betont. Der Politiker, Offizier, Kaufmann, Geistliche galt mehr als der Forscher“ [208]; und an anderer Stelle: „Dabei darf man aber nicht vergessen, dass Bern als einziger Stand innerhalb der Eidgenossenschaft ein ‚Grossstaat‘ war und die Heranbildung eines politischen und militärischen Nachwuchses zu seinen Lebensbedingungen gehörte.“[209] Pulver: „Wer dem Ruf des Geistes folgte, musste sich seinen Weg im politisch-praktisch gerichteten Bern mühsam selber bahnen, wenn er es nicht vorzog, die beengende Atmosphäre der Vaterstadt mit der freieren ausländischer Städte zu tauschen, wo er zu hohen Ehren gelangen konnte. Albrecht Haller ist nicht das einzige Beispiel dafür“ [210]. Zur Frage, wie sich die Aufklärung – schon im Titel seiner Dissertation bezeichnet Paul Pulver Engel als einen Vertreter der Aufklärung – in Bern niederschlug, differenziert Fueter bezüglich der „eidgenössische[n] Geisteshaltung“ gegenüber den Entwicklungen in anderen europäischen Staaten: Den freigeistigen und atheistischen, revolutionären Grundzug der französischen Salonkultur sei sie nur ephemer gefolgt; vielmehr habe sie sich der englischen und deutschen Entwicklung angeschlossen.[211] Wie der Historiker Hubert Steinke festhält, ringt die moderne Geschichtsschreibung „[…] um die Verortung der Schweiz – und mit ihr auch Berns – in der europäischen Aufklärungsbewegung“[212]. Inbezug auf die Verhältnisse in Bern bezeichnet er es als aufschlussreich, dass eine Liste von 36 im Kanton Bern lebenden Schriftstellern, die in den 1790er-Jahren veröffentlicht wurde [213], zwar engagierte politische Reformer und offene Befürworter der Revolution enthielt, die Mehrzahl aber weniger auf der politischen Bühne als im Bereich der Literatur, Philosophie und Wissenschaft hervortrat; nicht weniger als 22 dieser 36 Schriftsteller waren auch Mitglieder der Berner Oekonomischen Gesellschaft.[214] Für das Verständnis der bernischen Verhältnisse ist es nach Steinke nützlicher, sie unter das Kennwort der Gelehrtenrepublik einzureihen. Diese Liste stehe „[…] unter dem Zeichen des europaweiten Kontakts und Austauschs zwischen gleichberechtigten Gelehrten“ [215]. Die in der Renaissance entstandene Gelehrtenrepublik „[…] verfolgt seit jeher – erst später als aufklärerisch bezeichnete – Ideale wie die friedliche Verständigung, Anerkennung von Leistung statt Herkunft sowie Zunahme und Ausbreitung von Vernunft und Wissen zum Nutzen der ganzen Menschheit. Darüber hinaus ist sie aber viel weniger auf konkrete soziale und politische Reformprogramme eingeschworen als die Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.“[216]

In der Gelehrtenrepublik spielten Briefe, neben Publikationen, sozusagen die Rolle einer Währung.[217] Engel lebte zurückgezogen [218]; seine umfangreichen geographischen Arbeiten stiessen in Bern, wo die Hohe Schule noch 1796 nur der Ausbildung von Volksschullehrern, Seelsorgern [219] sowie Juristen [220] diente und wissenschaftliche Studien und Sammlungen praktisch nur von privater Seite betrieben und angelegt wurden [221], wohl nur auf geringes Interesse. Sein Korrespondenznetz hingegen war weitgespannt.[222] So pflegte er brieflichen Austausch u.a. mit Joseph Anton Felix von Balthasar, Johannes Gessner, Albrecht von Haller, Hans Conrad Heidegger, Hans Kaspar Hirzel, Isaak Iselin, Johann Kaspar Lavater.[223] Briefpartner im Ausland waren u.a. Anton Friedrich Büsching [224], Ludwig Eugen von Württemberg [225] sowie Jean-Rodolphe Vautravers [226].

Um zu verstehen, was Engel den Anstoss für seine Beschäftigung und seine beeindruckend umfangreiche publizistische Tätigkeit inbezug auf die Erforschung der Nordwest- und Nordwestpassage und seine Hypothese eines schiffbaren Nordpolarmeers gab, sollen im folgenden Kapitel die Gründe dargestellt werden, dass nach Seewegen im hohen Norden gesucht wurde. Der Mythos eines offenen Polarmeers entstand schon in der Antike und existiert nicht nur in der europäischen Kultur; eine knappe Abhandlung zum ersten Gegenstand veröffentlichte der Meeresgeologe Eugen Seibold im Jahr 2005 [227], das zweite Thema behandelt der Kartenhistoriker Chet van Duzer in einer Arbeit aus dem Jahr 2006 [228]. Von Belang für das hier zu behandelnde Thema sind jedoch die Entwicklungen seit dem 16. Jahrhundert.

Die Erforschung der Nordwest- und der Nordostpassage bis Ende des 17. Jahrhunderts
Engels Interesse für die Geographie erwachte schon in seiner Kindheit, und er beschäftigte sich sein ganzes Leben lang damit.[229] Seine Herkunft und Stellung – als Bibliothekar auch beruflich – ermöglichten ihm den Kauf von Büchern und den Zugang zu ihnen. Reiseberichte gehörten im 18. Jahrhundert zu den beliebtesten Lesestoffen.[230] Engels Interesse richtete sich dabei auf die noch wenig bekannten, unerforschten Gebiete der Erde, auf die „[…] nördlichen Länder und Meere, denen eben jetzt, in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, die Russen und Engländer aus wissenschaftlichen und hauptsächlich kommerziellen Gründen erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken begannen“[231]. Die theoretischen Überlegungen und praktischen Versuche in der Neuzeit, während denen unter grossen Mühen und Opfern nach einem nördlichen Seeweg nach Asien gesucht wurde, beginnen im 16. Jahrhundert; gelöst wurde dieses Problem allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts.[232]

Erstmals einen Seeweg um die Südspitze Afrikas zu finden, gelang Europäern, den beiden portugiesischen Seefahrern Diogo Cão und Batholmeu Dias, im Jahr 1486 bzw. 1488.[233] „Auf der Suche nach Christen und Gewürzen“ [234] erreichte zehn Jahre später der Ritter des Santiago-Ordens Vasco da Gama im Auftrag von Manuel I. das an der südostindischen Küste gelegene Calicut, wo es ihm nach langwierigen Verhandlungen gelang, mit dem dortigen Herrscher einen Handelsvertrag abzuschliessen.[235] Im Jahr 1500 Jahre machte sich Pedro Alvares Cabral mit einer Flotte von dreizehn bewaffneten Karavellen und rund 1‘200 Mann erneut auf den Weg um das Kap der Guten Hoffnung, von wo er 1501 mit dem Rest seiner Flotte, noch sechs Schiffen, und mit einer wertvollen Gewürzladung aus Calicut nach Lissabon zurückkehrte.[236] Fernão de Magalhães, ein Portugiese, der 1517 in spanische Dienste trat, stach 1519 im Auftrag Karls I. mit fünf Schiffen in See. Nach der Niederschlagung von Meutereien gelang Magalhães im Jahr darauf die mühselige Durchfahrt durch die Meeresstrasse, die seinen Namen trägt. Nachdem er den philippinischen Archipel erreichte, wo Magalhães ermordet wurde, eines der drei Schiffe aufgegeben werden musste und ein weiteres später von den Portugiesen gekapert worden war, traf nach der Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung die Victoria unter Juan Sebastián Elcano mit 18 Überlebenden und drei Bewohnern der Molukken am 8. September 1522 wieder in Sevilla ein.[237]

Nordpassage und südlicher Seeweg (5)
Die aufstrebende See- und Handelsmacht England, aber auch die Niederlande, Frankreich, Russland und sogar Deutschland [238] befanden sich wegen den Erfolgen der Spanier und der Portugiesen, die die westliche und östliche Hemisphäre nach einem päpstlichen Schiedsspruch im Jahr 1494 im Vertrag von Tordesillas unter sich aufgeteilt hatten, in einer schwierigen Lage.[239] Existierte vielleicht auch im Norden ein Seeweg nach Asien? In einer 1525 veröffentlichten Schrift [240] vermutete der italienische Gelehrte Paolo Giovo, dass Cathay (China) vom Weissen Meer aus, der Küste entlang nach Osten, zu erreichen sei. Roger Barlow, ein Kaufmann aus Bristol, der sich in Sevilla, dem Hauptumschlagsplatz des spanischen Seehandels, geographische Kenntnisse erworben hatte, kannte vermutlich die Schrift Giovos. 1540 proklamierte er, dass die kürzeste Route nach Osten, die nördliche „[…] durch die göttliche Vorsehung England reserviert sei“ [241]. Tatsächlich misst die sibirische Route von der südlichen Nordsee nach Yokohama nur rund 7‘300 Seemeilen, während die Strecke um das Kap der Guten Hoffnung 14‘000 Seemeilen beträgt; selbst die Strecke durch den Suezkanal misst immer noch 11‘500 Seemeilen.[242] Am kürzesten ist die Strecke jedoch, wenn sie auf der Orthodromen, also auf einer geradelaufenden Linie, über oder in der Nähe des geographischen Nordpols zurückgelegt wird.

Dass diese Überlegungen oft von Wunschdenken beherrscht waren, „[…] das einem nationalistischen Streben nach kommerziellem Gewinn entsprang“ [243], machen die beiden Wissenschaftsjournalisten Charles Officer und Jake Page deutlich. Sie weisen auf den in Sevilla lebenden englischen Kaufmann Robert Thorne hin, der 1527 in einem Brief an Heinrich VIII. ebenfalls auf die Vorteile der Spanier und Portugiesen hinwies und den Vorschlag machte, dass die Engländer eine dritte Route über den Nordpol eröffnen sollten.[244] Obwohl es in den spanischen Karten der Arktis keine Landinformationen gab – die Spanier zeichneten in sie nur ein, was sie selbst gesehen hatten – und Thorne gewusst haben dürfte, dass die Arktis gefährlich war, wies er darauf hin, dass „[…] eine ständige Helligkeit des Tages ohne jede Dunkelheit der Nacht“ [245] herrsche, sodass Navigatoren die sicheren Stellen wie auch Gefahren erkennen könnten.[246] Mit Blick auf die Entwicklungen in den folgenden Jahrhunderten führen Officer und Page aus: „Noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts brachten angesehene Entdecker, Meereskundler und andere Wissenschaftler eine grosse Vielfalt an Hypothesen und Vermutungen vor, um darzulegen, dass es tatsächlich ein offenes Nordpolarmeer geben müsse – inzwischen allerdings eher, um ihren eigenen Ruhm zu mehren, als Profite zu machen“.[247]

Neben der Entdeckung noch unbekannter Landmassen im Norden und der exakten Kartographierung der bereits bekannten Gebiete, bestand die bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts bzw. bis Anfang des 20. Jahrhunderts ungelöste Frage, ob es vom Atlantischen Ozean aus überhaupt einen nördlichen Seeweg nach Westen oder Osten gebe. Und falls dies zutraf, so stellte sich zweitens die Frage, ob es auch einen Ausgang, eine Meeresstrasse nach Süden gebe, um nach Asien gelangen zu können – ob der amerikanische und der asiatische Kontinent also durch eine Meeresstrasse getrennt waren oder die beiden Kontinente zusammenhingen. Im Rahmen von James Cooks dritter Seereise wurde diese Frage im Jahr 1778 – vier Jahre vor dem Tod Engels – definitiv geklärt.[248] Engel muss dabei von einiger Genugtuung erfüllt gewesen sein, postulierte er doch in seiner ersten, fast ein halbes Jahrhundert zuvor erschienenen Veröffentlichung zu geographischen Fragen [249] eine Meerenge zwischen Asien und Amerika. Sie trägt den Namen des Dänen Vitus Bering, der sie als Marineoffizier in russischen Diensten im Jahr 1728 durchfuhr, wegen anhaltenden Nebels aber nicht beweisen konnte, dass Asien und Amerika getrennte Erdteile sind.[250]

Den zwischen Spanien und Portugal geschlossenen Vertrag von Tordesillas ignorierend, entdeckte Giovanni Caboto, ein in englischen Diensten stehender Genuese aus Venedig, von dem weder ein Porträt noch ein handschriftliches Zeugnis überliefert ist, im Jahr 1497 die vor der Küste Labradors und der Nordspitze von Neufundland liegende Belle Isle. Ob er danach weiter nach Norden segelte, bis ihn das Eis aufhielt oder ob er weiter nach Süden segelte, ist umstritten. Ein Jahr später brach er erneut mit fünf Schiffen auf; die Flotte verschwand aber spurlos.[251] Die bedeutendste Entdeckung Cabots waren die reichen Fischgründe vor Neufundland.[252] Allerdings ging man lange davon aus, dass man nicht einen neuen Kontinent entdeckt hatte, sondern einen Teil Asiens.[253] Mit der Reise Cabotos setzte, nach einer Unterbrechung von etwa 500 Jahren [254], die zweite Hauptperiode der Erforschung der Arktis durch Europäer ein.[255]

Cabotos Sohn Sebastian wurde Vorsitzender der in London ansässigen Company of Merchant Adventurers, einer Handelsgesellschaft, die Entdeckungen machen sollte [256] und aus der 1555 [257] die Muscovy Company hervorging. Im Jahr davor gelangte die von der Gesellschaft finanzierte Edward Bonaventure unter dem Kommando Richard Chancellors ins Weisse Meer, wo er auf Gesandte des Zaren stiess, die ihn nach Moskau einluden.[258] Dort erhielt Chancellor die Genehmigung auf dieser Route Handel mit Russland zu treiben, wodurch die Gesellschaft die Macht der Hanse in der Ostsee als Vermittler zwischen Ost und West unterlaufen konnte.[259] Obwohl die Gesellschaft Verluste an Schiffen und Mannschaften erlitt, schickte sie fast jedes Jahr Schiffe ins Weisse Meer.[260] 1580 rüstete die Gesellschaft eine Expedition aus, die direkt nach China gelangen sollte und deshalb mit Handelsgütern bestückt war, die dort begehrt waren. Sie gelangte als Erste [261] durch die Meeresstrasse Jugorski Schar in die Karasee, musste aber wegen Treibeises umkehren; von dort betrug die Distanz nach China noch 4'200 Kilometer.[262] Die Niederländer rüsteten zwischen 1594 und 1596 drei Missionen aus, die einen Seeweg nördlich um Nowaja Semlja suchten; Willem Barents spielte dabei als Navigator die zentrale Rolle. Dabei wurde erstmals seit der Wikingerzeit die Nordwestküste Spitzbergens gesichtet. Mit dem Tod Barents und vier weiterer Besatzungsmitglieder endete die letzte Fahrt aber in einem Fehlschlag.[263] Mit dem Verbot der weiteren Nutzung des Seewegs 1619 durch den ersten Zaren aus dem Haus Romanow, Michail, kam die Erforschung dieser Gewässer während mehr als zweieinhalb Jahrhunderten zum Stillstand.[264]

Was die weitere Erkundung der Nordwestpassage betrifft, so ist es eine Ironie der Geschichte, dass der Lancaster-Sund, wo im Jahr 1903 Roald Amundsens dreijährige Fahrt auf der Gjøa um den nordamerikanischen Kontinent herum begann [265], bereits im Jahr 1616 durch den englischen Navigator William Baffin neben zwei weiteren Meeresstrassen entdeckt wurde [266]. Allerdings fehlten auf den englischen Karten diese Wasserstrassen noch bis ins 19. Jahrhundert, weil Baffins Bericht von der Muscovy Company zensuriert wurde und das Ergebnis später als Schwindel betrachtet wurde.[267] Erst zweihundert Jahre danach, als die Suche nach der Nordwestpassage durch die Royal Navy in staatliche Hände überging [268], bestätigten sich die Entdeckungen Baffins.[269]

Engels geographische Arbeiten
Der tief gläubige und historisch gebildete Samuel Engel leitete den dritten und umfangreichsten Teil seines 1772 erschienenen Hauptwerks [270], das den Titel Von der Möglichkeit der Durchfahrt durch die mitternächtlichen Meere [271] überschrieben ist, mit Blick auf die möglicherweise traurigen Auswirkungen seiner Erkenntnisse, aber auch mit einer Dosis Eitelkeit grundierten Worten ein:

Lange bin ich unschlüssig gewesen, ob ich meine Gedanken über die Durchfahrt durch Norden der Welt bekannt machen sollte. Ich gedachte bey mir selbst: man wird entweder mein System verwerfen, oder Gebrauch davon machen. In dem ersten Falle wird meine Mühe vergebens seyn: findet man hingegen an meinem Entwurfe Geschmack, folget man ihm, und gelingt er; muss ich alsdann nicht befürchten, dass ich die Ursache bin, dass die himmelschreyenden Ungerechtigkeiten, welche die Europäer von je her an den Nationalen und den Eigenthümern von Amerika ausgeübet haben, wiederum erneuert werden.[272]

Mit diesen Sätzen, vor allem aber auch im letzten Teil seiner Schrift [273] mit dem Titel Von dem Nutzen einer Niederlassung in einem von den nordlichen Ländern des Südmeeres, welcher lediglich vier Seiten umfasst, zeigt, dass Engel in grossen Massstäben dachte. Andeutungsreich und seine Bescheidenheit hervorkehrend schrieb er dort in der Einleitung: „Wegen vieler wichtigen Ursachen wollte ich nichts von dieser Sache erwähnen. Um indessen dieses kleine Werk weniger unvollkommen zu lassen, will ich so kurz als möglich, einige Betrachtungen darüber anstellen.“[274] In Anbetracht des sagenhaften Reichtums der in den Südmeeren liegenden Länder einerseits [275], andererseits aber wegen der geringen Zahl europäischer Einwohner in den kolonisierten Gebieten und Niederlassungen, die nach den Strapazen einer vielen tausend Meilen langen Reise in einem ungesunden Klima leben müssten – in Ostindien würden zwanzig Witwen auf einen Witwer unter den Holländern gesehen, wie ihm ein alter Schulfreund versicherte [276] ¬– und weil die Populationen auch in den Herkunftsländern zahlenmässig zu gering seien, um an weitere Eroberungen zu denken, empfahl er die Errichtung von Niederlassungen in gemässigten Zonen, die als Stützpunkte für Reisen zu den Handelsplätzen im Süden genutzt werden sollten.[277] Denn, so Engel:

Von allen diesen [Hunger, Krankheit und Zerstörungen durch die Eingeborenen] dürfte man nichts fürchten, wenn einmal der Weg durch Norden oft bewandert würde, und man die in dem dritten Theile dieses Werkes angezeigten Zwischenplätze oder Niederlagen angelegt hätte. Man würde sich einen Ort zur Niederlassung erwählen, und den Mittelpunkt der neuen Herrschaft auf der von Californien nach Westen liegenden Küste […] anlegen […].[278]

Von solchen Niederlassungen aus „[…] werden sich ihre Reisen nach Südost und West in Spatzierfahren verwandeln, und man wird in zehn Jahren mehr Entdeckungen machen, und mehr im Handel gewinnen, als bisher in zweyhundert Jahren geschehn.“[279] Hier wirkte Engel also nicht nur als Geograf, sondern er löste in diesem mit kühner Hand geschriebenem Wurf auch sämtliche Probleme, denen sich Kolonialisten damals gegenübersahen und über die sich die Teilhaber von Handelsgesellschaften den Kopf zerbrachen. Und als ob dies noch nicht genügend überzeugend wirken würde, stellte er – „[…] wenn nur der ganze Weg [durch die Nordostpassage] einmal, und in kurzer Zeit untersucht worden wäre“ [280] – in den noch kaum erschlossenen gemässigten Gebieten ebenfalls gewaltige Reichtümer in Aussicht: „Gegen Norden finden sich auf dem festen Lande von Amerika die Seen, an welchen bärtige Leute wohnen, die Gold sammlen, und wie Jeremie [281] berichtet, noch andere, um welche Völker wohnen, die ihr Hausgeräthe und ihre Kessel so gar von Silber machen.“[282]

Zu solchen Spekulationen soll hier der Empiriker Louis Antoine de Bougainville, der von 1766 bis 1769 die Südsee bereiste und der mit Engel möglicherweise in Briefkontakt stand [283], in Kontrast gesetzt werden. Welches Selbstverständnis er als Forscher hatte und was er vom „[…] Systemgeist“ dachte, „[…] der heute so sehr nach der Mode ist und dabei so wenig vereinbar mit der wahren Philosophie […]“ [284], hielt er im Vorbericht zu seiner im gleichen Jahr wie Engels Nachrichten auf Deutsch erschienenen Reise um die Welt fest:

Schliesslich werde ich weder jemanden zitieren noch widerlegen, und ich trachte noch weniger danach, irgendeine Hypothese aufzustellen oder zu bekämpfen. […] Ich bin Reisender und Seemann, das ist ein Lügner und schwachdenkender Mensch in den Augen jener Art von bequemen und stolzen Schriftstellern, welche im Schatten ihres Arbeitszimmers ins Blaue hinein über die Welt und ihre Bewohner philosophieren und sozusagen die Natur nach ihren eigensinnigen Einfällen bilden wollen. Es ist in der Tat ein sehr sonderbares und unbegreifliches Verfahren, wenn Leute, die selbst nichts gesehen und keine Erfahrung haben, nur nach den Beobachtungen von Reisenden, denen sie doch das Vermögen zu sehen und zu denken absprechen, schreiben und ihre Dogmen aufstellen.[285]

Zweimal stellte sich Engel in einen scharfen Gegensatz zu zeitgenössischen Seefahrern und Forschern und wurde dabei widerlegt. Vorerst aber sollen in einem Abriss die Phasen und Inhalte von Engels geographischen Arbeiten dargestellt und in den zeitgeschichtlichen Kontext gestellt werden.

Erstmals an die Öffentlichkeit trat er im Jahr 1735, also noch vor Antritt seines Amtes als Oberbibliothekar. In der Auseinandersetzung mit Louis Bourguet drehte es sich um die Frage, ob Asien und Amerika zusammenhingen oder ob sie durch eine Meeresstrasse getrennt seien; Engel, als „[…] un Homme qui n’est ni Savant ni auteur […]“[286], vertrat letztere Ansicht. Die Klärung dieser seit der Entdeckung Amerikas bestehenden Frage war deshalb von Bedeutung, weil man glaubte, dass damit die Frage der Besiedelung Amerikas zu beantworten sei.[287] Nachdem einem ersten Manuskript aus seiner Hand über die nordwestliche und -östliche Durchfahrt „[…] ein Missgeschick passiert war“ [288], stellte er eine zweite Schrift fertig [289], die er 1752 seinem Mittelsmann Jean-Rodolphe Vautravers nach London sandte. Sie muss als verschollen angesehen werden [290], allerdings gelang es Pulver, den Inhalt aus Engels Korrespondenz, vor allem mit Haller [291], zu rekonstruieren. Engel vertrat darin die Ansicht, dass die Nordostpassage die leichtere der beiden Routen, und das Meer zwischen dem 70. und 80. Breitengrad eisfrei sei; der Ausgangspunkt der Expedition solle zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja gewählt und der Zeitpunkt auf Anfang Juni angesetzt werden.[292] Das Resultat dieser Schrift war, dass ihm, wohl um das Jahr 1753 [293], aus England versichert wurde, dass im Frühling 1754 zwei Schiffe ausgesandt werden sollten, um die Richtigkeit seiner Angaben zu prüfen.[294] Die geplante Expedition wurde jedoch nicht durchgeführt und für beinahe zwanzig Jahre brachen von da an alle weiteren Versuche Engels ab, seine Anregungen auf ihre praktische Relevanz prüfen zu lassen. Hintergrund für die Zurückhaltung der massgebenden Kreise in England [295] dürfte der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763 gewesen sein, der die Kräfte Englands band und in dem England mit Frankreich und Russland in Feindschaft geriet.[296]

Impulse für seine geographischen Arbeiten bezog Engel auch aus russischen Forschungen, auf die nun näher eingegangen werden soll. Die Zweite Kamtschatka-Expedition in den Jahren 1733 bis 1743, die auch als die Grosse Nordische Expedition bekannt ist [297], war das grösste staatlich finanzierte Erkundungsunternehmen des 18. Jahrhunderts.[298] Die Auswertung ihres wissenschaftlichen Ertrags zog sich bis 1793 [299], im deutschsprachigen Raum noch bis ins 21. Jahrhundert hinein.[300] Hintergrund für die erste und zweite Kamtschatka-Expedition war die von Peter I. angestrebte Europäisierung des Russischen Imperiums: Die Öffnung nach Westen, die einen Austausch auf militärischem, technischem und kommerziellem Gebiet ermöglichte [301]; u.a. mündete sie in die Gründung der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg im Jahr 1725 [302]. Zum anderen galt es die Frage zu beantworten, „[…] wie das riesige Gebiet [Sibirien] über die Einnahmen der Pelzsteuer hinaus nutzbar gemacht werden könnte, nicht zuletzt um der durch die ständige Kriegsführung entstandenen Finanzschwierigkeiten Herr zu werden“ [303]. Die zweite Kamtschatka-Expedition, die unter Zarin Anna Ivanovna in Gang gesetzt wurde und wie die erste der Jahre von 1728 bis 1730 vom dänischen Marineoffizier Vitus Bering befehligt wurde, hatte im Gegensatz zur ersten Expedition in den Jahren 1728 bis 1730 die Besonderheit, dass ihr eine wissenschaftliche Abteilung beigestellt wurde.[304] Die Hauptaufgabe der Expedition bestand in der Untersuchung des Meeres zwischen Russland und Amerika bzw. Japan sowie der nördlichen Küsten Sibiriens.[305] Die Akademische Abteilung bestand aus den Akademie-Professoren Louis de l’Isle de la Croyère, der astronomische und physikalische Untersuchungen vornehmen sollte, aus Johann Georg Gmelin für naturgeschichtliche, aus Gerhard Friedrich Müller für die ethnologischen und historischen Untersuchungen [306], akademischen Hilfskräften, zwei Malern [307] sowie militärischem Begleitschutz [308]. Die in unserem Zusammenhang wichtigsten Ergebnisse der Expedition waren folgende: 1741 erreichten zwei Schiffe von Kamtschatka aus die amerikanische Küste, wobei Vitus Bering nach dem Schiffbruch der St. Peter am 8. Dezember auf einer der Kommandeur-Inseln, der späteren Bering-Insel [309], an Erschöpfung und Skorbut starb.[310] Bei der Erkundung der Nordküste, die in vier Abschnitte aufgeteilt wurde [311] und die direkt der Admiralität unterstellt war [312], gelang es nicht, die Nordostpassage doch noch aufzufinden.[313] Die Berichte und insbesondere die Karten [314] dieser Expeditionen, wie auch alle anderen Ergebnisse unterstanden strikter Geheimhaltung.[315]

„La nouvelle du retour de Mr. Gmelin me fait bien plaisir, j’espere que vous ne me laisserez pas languir pour les nouvelles, desquelles je m’impatiente depuis si longues années“ [316], schrieb Engel im April 1743 an Haller, der mit Johann Georg Gmelin in brieflichem Kontakt stand. Der Historiker Johannes Dörflinger hat in einer 1976 veröffentlichten Arbeit minutiös nachgezeichnet [317], wie Engel die nur langsam und auf Umwegen an die Öffentlichkeit sickernden, zum Teil ungenauen Resultate der Expedition [318] ab 1755 zu bezweifeln begann [319] und sich in einen heillosen Streit mit Gerhard Friedrich Müller um die Längenausdehnung Asiens verwickelte. Engel vertrat in seinen 1765 erschienen Mémoires die Ansicht, dass das Ostkap des Kontinents maximal bis zum 176½ Längengrad [320] reiche und somit um fast 30° weiter westlich liege, als dies auf einer 1758 für die Öffentlichkeit bestimmten, in St. Petersburg veröffentlichten Karte Müllers zum Ausdruck kam.[321] Engel stützte sich dabei auf Karten, die zwischen 1726 bis 1734 veröffentlicht wurden.[322] Über die Gründe der Abwehr Engels gegen die neu gewonnenen Erkenntnisse schreibt Dörflinger:

Engel, der als entschiedener Verfechter dieser Schiffsroute sein ganzes Buch [Mémoires, 1765] unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilität der sogenannten Nordostpassage konzipiert hatte, sieht in Müller gleichsam den wichtigsten Handlanger der russischen Taktik, Entdeckungen falsch wiederzugeben oder ganz zu verheimlichen und nicht existierende Hindernisse, wie einzelne Landvorsprünge, vereiste Meere und nicht zuletzt ganze, sich über Dutzende Längengrade erstreckende Landstriche, aufzurichten – nur um von vornherein einen eventuellen Versuch zur Entdeckung eines nordöstlichen Seeweges jede Chance zu nehmen.[323]

Ohne sachliche Argumente rückte Engel die Ausdehnung Asiens in seiner 1777 erschienenen Publikation Neuer Versuch über die nördlichen Gegenden von Asia und Amerika, und dem Versuch eines Weges durch die Nordsee nach Indien, die sich wegen seiner Polemiken durch den Rückzug seines ursprünglich vorgesehenen Verlegers verzögerte, dann auf 189° östliche Länge [324] und polemisierte mit persönlichen Angriffen weiter gegen Müller [325]. Dies traf den ungemein produktiven und gewissenhaften Historiker und Ethnographen [326] tief [327].

Wie ist nun Engels aggressives Verhalten, der selbst noch in seinen 1780 erschienenen Anmerkungen über den Theil von Capitän Cook’s Reiserelation, so die Meerenge zwischen Asia und Amerika angehet Angriffe gegen Müller veröffentlichte [328], zu erklären? Um einen „[…] Verstoss gegen zentrale Normen moderner Wissenschaft, nämlich Uneigennützigkeit (‘disinterestedness’), Universalismus (‘universalism’), und Kommunismus (‘communism’)“ [329] Müllers, wie der Historiker Martin Stuber mit Berufung auf Robert K. Merton und andere Wissenschaftstheoretiker Engels Reaktion etwas angestrengt zu erklären versucht, kann es sich nicht handeln. Müller legte, wenn auch mit einiger zeitlicher Verzögerung, offen, was er damals wusste. Für einen Nautiker hingegen, der die von Engel propagierte Nordostpassage befahren wollte, spielte es selbst auf einer zwischen dem 70. und 80. Breitengrad gewählten Route noch eine ganz erhebliche Rolle, ob sie 30 oder auch nur 20 Längengrade kürzer oder länger war, zumal die Beschaffenheit der nordsibirischen Küstengewässer ja erst in Teilen bekannt war. Die Angaben Müllers aus dem fernen St. Petersburg torpedierten ganz einfach den Ruf Engels als ernstzunehmenden Gelehrten, der laut Dörflinger in Frankreich u.a. mit Veröffentlichungen in der Encyclopédie [330] und in England ein beachtliches Ansehen genoss.[331] Dass Engel sich nicht davor scheute, auch gegen den erfahrenen englischen Schiffsführer Constantine John Phipps heftige persönliche Attacken zu reiten, als dieser im Jahr 1773 Engels Hypothese eines offenen Nordpolarmeers widerlegte, wird noch zu zeigen sein.

Engels Hypothese eines schiffbaren Nordpolarmeers
Das Kapitel Von der Möglichkeit der Durchfahrt durch die mitternächtlichen Meere [332] in Engels Hauptwerk [333] Geographische und kritische Nachrichten und Anmerkungen über die Lage der nördlichen Gegenden von Asien und Amerika […] ist, neben der bereits erwähnten Vorerinnerung, in sieben Paragraphen gegliedert, deren letzter wiederum in neun weitere unterteilt ist; mit der Beantwortung einiger Einwürfe [334] schliesst dieses Kapitel ab.

„Baffin, Hudson, Davis, Ellis und andere, haben einmüthig versichert, dass sie, je weiter sie gegen Norden gekommen, desto weniger Eis angetroffen, und also auch die Luft wärmer befunden haben“ [335], beruft sich Engel auf Beobachtungen von Seefahrern zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Und um seine Hypothese eines eisfreien Polarmeers weiter zu bekräftigen, führt er die Beobachtung eines zeitgenössischen Wanderers [336] an, der selbst ungefähr auf dem 83. Breitengrad westlich von Spitzbergen weder Land noch Eis gesehen habe.[337] Dieser Wanderer sei auch nur deshalb davon abgehalten worden, zum Nordpol zu fahren, „[…] weil man nicht wissen könne, ob allda etwan Meerstrudel oder andere gefährliche Orte befindlich wären, und ob man nicht etwan durch einen magnetischen Zug dahin gerissen würde“ [338], wie ihm ein Freund mündlich mitgeteilt hatte. Mit diesen und vielen anderen Belegen aus erster Hand will Engel im ersten paragraphierten Abschnitt mit dem Titel § I. Die Kälte nimmt nicht bloss wegen Annäherung gegen den Pol, und nach Verhältnisse derselben zu [339] beweisen, dass in der Arktis während sechs und mehr Monaten, Tag und Nacht eine von der Sonne beschienene Wasserfläche von fünf- bis sechshundert Meilen Länge und von drei- bis vierhundert Meilen Breite genügend Wärme speichere, um die See offen zu halten [340].

Engel führt zwar richtig an, dass Seen selbst in den Alpen so viel Wärme zu speichern vermögen, „[…] dass an einigen Orten die Lorbeern, Granaten, Rosmarin u.d.gl. den Winter hindurch im freyen Lande sich erhalten“ [341]. Dass die Sonnenstrahlung in gemässigteren Zonen aber in einem wesentlich steileren Winkel auf die Erde trifft als an den Polkalotten und dass diese weiter von der Sonne entfernt sind als am Äquator, ignoriert Engel. Und weil er voraussetzt, dass die Arktis eisfrei sei, zieht er das physikalische Gesetz nicht in Betracht, dass die Sonneneinstrahlung durch helle Flächen, wie etwa Eis oder Schnee, reflektiert wird, was einer der klimabestimmenden Faktoren in der Arktis und Antarktis ist.[342]

Eingangs von § II. Das Eis entsteht einzig und allein aus dem süssen Wasser [343] beruft sich Engel auf Feststellungen [344] des französischen Astronomen Jean Chappe d’Auteroche. Dieser schreibt, „[…] dass die Bewegung des laufenden Wassers eine starke Hinderniss der Gefrierung desselben sey […]“, sodass es gegen den Nordpol nicht gefrieren könne; Eisberge, auf die man gegen Ende des Winters stosse, bildeten sich an den Küsten, „[…] „insbesondere in den Mündungen der Flüsse, durch die Eisschollen, welche sie im Anfange des Winters dahin geflösset haben“ [345]. „Wie stark! Wie sehr mit meinem Systeme übereinstimmend!“ [346], kommentiert Engel den Astronomen begeistert. Als Gewährsmann dafür, dass das Eis von den Küsten bzw. von den ins Nordpolarmeer fliessenden Flüssen stammen müsse, führt er den Herrenhuter Missionar David Cranz an, der ein Jahr in Grönland verbrachte: „Wo Eis entstehen soll […], muss Land seyn, wo sich das Eis zuerst ansetzen kann“ [347]. Richtig beobachtete Cranz, dass das Eis in den Fjorden der Küste nie bis zum Grund gefriert, und auch, dass dieses Eis nicht salzig ist [348]. Meerwasser – weil spezifisch schwerer als süsses – sinkt ab, vermerkt Engel zwar korrekt, behauptet jedoch: „Das rechte Seewasser gefriert nicht“ [349]. Dass sich „[…] aller Orten Eisfelder von einer unermesslichen Weite […]“ [350] durch Niederschläge bilden könnten, sei aus folgendem Grund auszuschliessen:

[…] Der Schöpfer [hat] auf eine so anbethenswürdige Weise einen solchen Kreislauf verordnet, dass ohne denselben die Erde, und ihre Einwohner alsobald zu Grunde gehen müssten […]. Alle Quellen, Bäche, Flüsse, stürzen sich endlich in das Meer, aus welchem alle diese Wasser durch Dünste alltäglich wieder emporsteigen, und in Regen, Schnee, Nebel, Thau, sich verdicken, und die von ihrem Schöpfer bestimmte Wirkung thun, so, dass nichts, oder so viel als nichts, in der Oberfläche des Meeres übrig bleibt, und dieses wenige sich nie zu einem festen Eise, auf selbigem, eben wegen dieses Kreislaufes und dieser starken Bewegung, bilden kann […].[351]

„Wenn aber dieses nordliche Meer den ganzen Winter, ja, wie von vielen geträumet wird, der grösste Theil auch den ganzen Sommer mit einem festen Eise bedecket, wie sollte es seinen Antheil Dünste, zu so nöthiger Ersetzung des durch den Obi, Jenissea und andere Flüsse empfangenden Wassers, beytragen können?“ [352], fragt Engel den Leser rhetorisch. Das Eis würde „[…] die aufsteigenden Dünste hindern, und so würde sich das eräugen, was einige, ohne Ueberlegung behauptet haben, dass das Eis gegen den Pol zu sich immer mehre“ [353].

Tatsächlich senkt der Salzgehalt des Meeres von durchschnittlich 3,5 Prozent den Gefrierpunkt auf -1,8/-1,9° Celsius.[354] Beim Gefrierprozess konzentriert sich das Salz in Blasen und Tröpfchen; ein Teil dieser Sole schmilzt sich durch das entstehende Eis durch, was zu einem nur noch schwach salzhaltigen bis salzfreien Eis führt.[355] Arktisches Meereis wächst vorwiegend durch anfrierende Kristalle an der Schollenunterseite (thermodynamisches Dickenwachstum).[356] Die (frühere) Dicke des Meereises beträgt 2,5 bis 4 Meter [357]. Die Eisausdehnung in der gesamten Arktis von 90 Prozent bzw. 14 bzw. 15 Millionen Quadratkilometern im Winter halbiert sich auf ungefähr die Hälfte dieses Werts im Sommer, so der Geograph Wolf Dieter Blümel in seinem Standardwerk Physische Geographie der Polargebiete.[358]

Da Engel es für eine unumstössliche Tatsache hält, dass sich das Eis in der Arktis nur aus Süsswasser bilden kann [359] – aus dem Meerwasser könne sich keines bilden, weil Ebbe und Flut, der Wind und die Strömung selbst am Nordpol zu stark seien –, zählt er in § III. Von den Ursachen des Eises an den verschiedenen Orten [360] mehr als ein Dutzend mächtige nordsibirische Flüsse auf, von denen es stammen soll [361]. Engels Gewährsmann David Cranz verbindet die Herkunft des Eises mit derjenigen des Treibholzes, das die Bewohner der Westküste Grönlands mit Brenn- und Baumaterial versorgt; dabei handle es sich um Kiefern-, Tannen-, Lärchen- und Zirbelholz.[362]

Es muss also aus Sibirien oder der Asiatischen Tartarey kommen, wo es sich durch die vom Regen stark angeschwollene Berg-Wasser, welche ganze Stükke Land und Fels mit grossen Bäumen herabschwemmen, von den Bergen abgerissen, in die grossen Flüsse gestürzt, und ins Meer geführt wird. Hier wird es nebst dem Treib-Eis von dem Oestlichen Strom nach dem Pol zu getrieben, und dann nach dem Strom, der bey Spitzbergen aus Norden kommt, zwischen Island und Grönland an der Ost-Seite hin, um Statenhuk [363] herum, in die Strasse Davis bis auf den 65 Grad geführt. Da nun dieser Strom daselbst abnimmt, so dringt es nicht weiter gegen Norden; wie man dann bey und über Disko keins findet; und die wenigen Ueberbleibsel dieses Holzes werden durch einen conträren Stom Westwerts nach America getrieben.[364]

Engel schliesst daraus, dass alles Eis von der Küste Sibiriens und den davorliegenden Inseln stammen müsse und hält fest: „[…] So kann man hieraus doch nicht das geringste auf das grosse Meer folgern, wo nicht eine einzige Ursache des Eises, geschweige eines sich weit erstreckenden und festen Eises angegeben, noch weniger vermuthet, am allerwenigten auch nur durch eine einzige Nachricht erwiesen werden kann.“[365]

Bemerkenswert an den von Engel zitierten Ausführungen David Cranz’ ist, dass gut hundert Jahre vor Fridtjofs Nansens Drift mit der Fram, die ihn von den Neusibirischen Inseln bis knapp zum 87. Breitengrad und durch die später so benannte Fram-Strasse nordwestlich von Spitzbergen führte [366], eines der beiden grossen Drift-Systeme in der Arktis – der Transpolarstrom [367] – bereits festgestellt wurde. Nansen war durch eine Zeitungsnotiz, dass an der Südwestküste Grönlands Wrackteile der 1879 nordwestlich der Beringstrasse vom Eis eingeschlossenen Jeanette gefunden worden waren, zu seiner Reise inspiriert worden.[368] Im Gegensatz zu George Washington DeLong, auf dessen Jeannette-Expedition noch zurückzukommen sein wird, ging Nansen, der sich bereits als 21jähriger auf einer Fangst-Fahrt auf Robben und im Jahr 1888 mit der erstmaligen Überquerung des grönländischen Eisschildes [369] von der Natur der Arktis überzeugen konnte, aber nicht davon aus, dass das Nordpolarmeer eisfrei sei. Dass im Winter durch das Ausbleiben heftiger Winde geradezu ideale Bedingungen für die Bildung von Meereis im Nordpolarmeer herrschen – dieser ist dort und in Ostsibirien von einem weitflächigen Hoch bestimmt [370] –, war zu Engels Zeit noch nicht bekannt; auch nicht, dass sich der Kältepol nicht in Nähe des geographischen Pols befindet, sondern innerhalb des borealen Nadelwaldgürtels in Ost-Sibirien.[371]

Eingangs von § IV. Von den Winden als kräftigen Mitursachen der Kälte und des Eises [372] weist Engel darauf hin, dass im vorhergehenden Abschnitt der Wind nur unter dem Aspekt der Verfrachtung des Eises aus Sibirien nach Grönland und zum amerikanischen Kontinent hin betrachtet wurde; hier aber wolle er ihn als Ursache für die Vereisung selbst untersuchen, „[…] welches meines Wissens noch nie geschehen ist, indem die meisten Nachrichten unbekannt waren, und ganz neu sind […]“ [373]. Dies veranschaulicht er am Beispiel von Québec (46° Nord), dem norwegischen Bergen (60° Nord) und von Ost-Spitzbergen (ca. 80° Nord).[374] Was die Quintessenz seiner Überlegungen betrifft, vertröstet er den Leser jedoch: „Wenn man nun diese Ursache der Kälte in Betrachtung zieht, so wird solches auf die Bestimmung derselben, mithin auch auf die Möglichkeit der Durchfahrt, und selbige zu suchen und zu finden sey, einen grossen Einfluss haben, wovon an seinem Orte zu reden ist.“[375]

Es wird einmüthig berichtet, dass die strenge, scharfe, unleidliche Kälte zu Quebec durch die westlichen, nordwestlichen und nordlichen Winde verursachet wird. […] Wenn nun nach des Hrn. Professors le Roy [376] unzweifelhaftem Berichte, die grosse Kälte in Ostspitzbergen von dem Südwinde, wegen des vielen Schnees, womit das feste Land von Europa im Winter bedeckt ist, verursachet wird; wenn dieselbe von dem so weit entfernten Schnee herrühren kann und soll: was Wunder, wenn alle diese so grossen, so nahe gelegenen, über und über gefrornen Seen […] eine so heftige Kälte zu Quebec erregen, und auch hierdurch erweisen, dass ganz andere Umstände, als die nähere oder weitere Entfernung von dem Pole, dergleichen Kälte verursachen.[377]

Dass der Hafen Bergens im Winter eisfrei bleibe, erklärt Engel mit seiner Lage, weil der Südwind „[…] über ein grosses, bis nahe an den Süderpol freyes Meer herstreicht, und nothwendig mehrere Wärme, als die übrigen, enthalten muss.“[378]

Über die klimatischen Verhältnisse in der Arktis hält Wolf Dieter Blümel fest: „Die wenig symmetrische Temperaturverteilung der Arktis wird mitverursacht durch den weitreichenden Golfstrom-Einfluss im Europäischen Nordmeer und im südlichen Polarmeer […]“; und weiter: „Thermisch wie hygrisch ist das Nordpolargebiet nicht zu pauschalisieren. Verantwortlich dafür sind u.a. die wechselnde Lage der Polarfront und die unterschiedlichen Zugbahnen der Tiefdruckgebiete. […] Ein wesentlicher Regelfaktor ist der Grad der Ozeanität bzw. Kontinentalität […]“ [379]. Dass die Winde aus Osten wetterbestimmend sind, wie Engel betont [380], bestätigt Blümel: „Aus der Druckverteilung der Nordhalbkugel resultieren zirkumpolar häufige östliche Winde, auch während der Sommermonate“ [381].

In § V. Von den Wallfischen [382], die nicht allezeit unter dem Eis bleiben können, wie Engel sich auf den russischen Entdecker und Geographen Stepan Petrowitsch Krascheninnikow beruft [383], flüchteten Wale vor ihren Verfolgern an der Westküste Grönlands „[…] nach allgemeiner Muthmassung […]“ [384] gegen den Pol; bei Spitzbergen nach den Monaten Mai und Juni weiter ostwärts und er fragt den Leser: „[…] Wie soll denn das grosse nordostliche, übel sogenannte Eismeer, selbst im Winter, wohl unschiffbar seyn?“[385].

§ VI. Die Unmöglichkeit der nordwestlichen Durchfahrt.[386] „Blosse Erfahrungen sollten die Wahrheit einer Sache bündig genug beweisen; und auch solche Gründe aus einer unzweifelhaften Naturlehre, welche zu unwidersprechlichen Sätzen werden, sollten gleichfalls überzeugend seyn. Hier vereinigen sich beyde, ohne dass sie bey den mit ungemeinem Vorurtheile eingenommenen Leuten nur einigen Eindruck machen.“[387] Mit dieser quasi wissenschaftstheoretischen Überlegung und einem Seitenhieb an mögliche Skeptiker führt Engel den Leser in ein langes Kapitel ein, das im Wesentlichen darin besteht, dass die Reise durch die Nordwestpassage wegen zu starker Vereisung zu lange dauere – Engel rechnet mit ein bis zwei Jahren [388] –, als dass sie wirtschaftlich überhaupt tragbar sei. Polemisch fährt er fort: „Wenn man alles dieses zusammen fasset, so sollte man glauben, die Engländer hätten alle ihre Gemüthskräfte und Einbildungskraft aufgebothen, um durch mühsame Ueberlegung denjenigen Ort in den nördlichen Theilen der Erdkugel aufzufinden, wo die Kälte am strengsten ist; und dort die Durchfahrt zu suchen“.[389] Ganz grundsätzlich hält Engel die Gegend vom 70. Breitengrad bis zum Pol für gemässigter, als diejenige zwischen dem 50. bis 70. Breitengrad.[390] Falls aber südlich davon eine Durchfahrt gefunden werde, werde wegen der langen Reise eine Überwinterung auf den Kurilen oder auf Kamtschatka notwendig. Davor allerdings warnt Engel: „Die von allen entblössten Einwohner werden ihnen ohne allen Zweifel alles Nöthige verleihen! Oder vielleicht die Russen selbst! Ich glaube, diese würden solchen ungebethenen Gästen kurz den Weg weisen.“ Doch weiter im Süden drohe den Seefahrern noch ein weit schlimmeres Schicksal: „Nein! Sie sollen nach Japon. Zu was Ende? Damit die Japonesen sie zu ewigen Gefangenen behalten, oder gar hinrichten!“[391].

Nach Blümel wurde die Nordwestpassage im Sommer 2013 kommerziell durch einen Kohlefrachter von Finnland aus genutzt; er hält aber auch fest: „Gegenüber der NO-Passage ist die NW-Route schwieriger zu navigieren, zumal genaue Seekarten noch nicht vorliegen“ [392].

Das eigentliche Kernstück von Engels Hypothese bildet auf knapp 90 Seiten das Kapitel § VII. Dass die [Durchfahrt] gegen Nordosten gewiss, möglich, leicht, und keines Weges gefährlich sei [393]. Darin empfiehlt er, die bis zum 77. Breitengrad reichende Doppelinsel Nowaja Semlja nordwärts zu umfahren, denn wo kein Land sei, könne sich auch kein Eis bilden.[394] Dass der Holländer Willem Barents dort zweimal, in den Jahren 1594 und 1596, bei diesem Versuch nach Osten zu gelangen wegen des Eises scheiterte [395], scheint Engel entweder nicht bekannt gewesen zu sein oder er ignorierte es. Auch hier wieder schlägt Engel denunziatorische Töne an, indem er John Wood einer „[…] schändlichen Zaghaftigkeit […]“ [396] bezichtigt, weil dieser sich auf einer 1676 unternommenen Fahrt mit der Speedwell nicht genug von der Westküste Nowaja Semljas entfernt gehalten habe, als er dort nach Norden fuhr, um die Doppelinsel nach Osten zu umfahren, und darauf Schiffbruch erlitt.[397] Auch rechnerisch betrachtet spreche nichts gegen die Fahrt nach Osten weit im Norden, denn „was man verliert, wenn man bis in 77 oder vielmehr auf den 80° schiffet, also hundert und vierzig bis zweyhundert Meilen weiter gegen Norden segelt, das bringt man durch die Abkürzung der Grade der Länge reichlich wieder ein […]“ [398]. Darauf behandelt Engel das Problem des im Nordosten von Sibirien liegende Kap Schalaginskoi.[399] Johannes Dörflinger darüber:

Das in dieser Form überhaupt nicht existierende, aber seit Berings erster Expedition [1728] auf den Karten als eine markante Ausbuchtung bis gegen 74° Nord aufscheinende ‚Kap Scheleginksi‘ beziehungsweise ‚Kap Schalaginskoi‘ erfuhr durch [Gerhard Friedrich] Müller eine beträchtliche Vergrösserung. Aufgrund verschiedener Berichte glaubte er, dass dieses imaginäre ‚Nos‘ (Kap) sich noch viel weiter erstrecke, als bisher angenommen und den eigentlichen Hauptsitz des Tschuktschen-Volkes bilde […].[400]

Indem Engel auf einen in der Vorerinnerung ausführlich behandelten Artikel der Leydener Zeitung aus dem Jahr 1765 verweist, der besagt, dass es Kaufleuten gelungen sei, […] die Landecke der Tschuktschi unter 74° zu umfahren“ [401], zerstreut er alle Bedenken, dass dieses Kap – das sich in Wirklichkeit auf dem 70. Breitengrad befindet [402] – wegen des Eises nicht umfahren werden könne; Wind, Wellen und Strömungen würden es ostwärts nach Grönland und die Hudson Bay wegtragen [403]. Und beschwörend schreibt er: „Bleiben nicht noch 15°, oder dreyhundert Meilen Platz, bis zum Pole für die Schiffahrt? Ist dies nicht genug! Uebertrifft dieses nicht alle möglichen Meerengen? Oder machen diese dreyhundert Meilen [404] ein immer festes und ewiges Eisfeld aus? Dieses würde etwas wider die Vernunft und Erfahrung laufendes behaupten heissen“ [405].

Nebel war die zweite grosse Gefahr, denen sich in diesen Breiten Seefahrer ausgesetzt sahen. Er trete aber nur da auf, wo sich Eis befinde, beruft Engel sich auf Cranz und schliesst daraus: „Man schiffe gegen Norden und vermeide das Eis, so hat man keine Nebel; oder man weiche den Nebeln aus, so hat man kein Eis“ [406].

Unter der Annahme, dass man vom Nordkap aus starte und zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja bis zum 85. Breitengrad fahre und sich dann nach den Umständen richte [407], berechnet Engel die reine Fahrzeit, unter Berücksichtigung von Widerwinden und Windstillen, auf sechs Wochen. „Ich begreife zwar ganz wohl, dass man bey dem ersten Versuche, in einem nie durchaus beschiffeten Meere, nicht gleich das erste, vielleicht auch nicht das zweyte Mal, so geschwind die Reise zu Ende bringen werde; man gebe also das Doppelte zu, drey Monat; diess will nichts sagen.“[408] Und wie bei den ersten Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier empfiehlt Engel ein Geschwader mit Yachten und Schiffen auszusenden: Eines solle am Ziel die See nördlich von Amerika untersuchen, eines die Heimreise nach Europa antreten und die übrigen nach einer bequemen Niederlassung an den westlichen oder südlichen Küsten von Amerika suchen.[409]

Nach ausführlichen Ergänzungen zu den vorangehenden Paragraphen, die aus Berichten aus der Zeit nach Erscheinen der ersten französischen Auflage im Jahr 1765 bestehen, aber auch aus Quellen älteren Datums [410], gibt Engel am Schluss des langen Kapitels zehn Empfehlungen ab, wie eine solche Unternehmung zur Erkundung der Nordostpassage auszurüsten und zu organisieren sei. So empfiehlt er nur Freiwillige mit auf die Reise zu nehmen und als Anreiz einen guten Sold und solchen, die sich besonders auszeichneten sowie Offizieren Belohnungen zu versprechen; den letzteren auch Ehrenstellen im Vaterland oder in den neuen Niederlassungen in Aussicht zu stellen. „Zur gleichen Zeit würde man erklären, dass die geringste Empörung mit dem Tode bestraft werden sollte. Die Belohnungen auf der einen und eine scharfe Bestrafung auf der andern Seite müssen gleich stark seyn; sie sind die besten Stützen und Triebfedern einer gesunden Staatskunst.“[411]

Um die Position und die Route des Schiffes zu bestimmen und Entdeckungen festzuhalten, die etwas zum Fortschritt der Wissenschaften beitragen könnten, seien ein oder zwei Gelehrte mitzunehmen; „wenn auch eine Gesellschaft diese Reise auf eigene Kosten unternähme, so ist doch nicht zu zweifeln, dass nicht der Monarch etwas dazu beytragen sollte, wenn es auch nur die Unkosten für diese Gelehrten wären“ [412]. Die Kosten für gute Schiffe mit möglichst geringem Tiefgang seien nicht zu scheuen, und wenigstens eines davon sei aussen mit polierten Stahlplatten zu beschlagen.[413] Nebst dem gewöhnlichen Proviant sei viel Branntwein mit sich zu führen, auch wenn viele Seefahrer, die den Norden bereist hätten, „[…] sich wider ihren Willen gezwungen gesehen [hätten], sich an dieses Getränk zu gewöhnen […]; ich würde aber die Hälfte dieses Brannteweines mit solchen Kräutern abziehen lassen, welche wider den Scharbock [414] helfen […]“ [415]. Zur Ausrüstung der Schiffe gehöre neben Geräten für den Walfischfang – „[…] die das Schiffsvolk in beständiger Bewegung und Munterkeit erhalten, und der Mundfäule und andern Krankheiten vorbeugen; und zum anderen würde man, wenn die Unternehmung ja misslingen sollte, die aufgewandten Unkosten gewinnen“ [416] – auch Kanonen, Waffen und Kriegsvorräte. Allerdings solle man sich davor hüten, bei der Entdeckung neuer Landstriche Kanonen abzufeuern, weil dies die Menschen vertreibe und man dann annehme, dass diese Gegenden unbewohnt seien.[417] Waren als Tauschgut seien mitzuführen – Kaufleute die in ähnlichen Gegenden Handel trieben, wüssten dabei am besten, welche die angenehmsten seien –; bei der Rekrutierung der Besatzung sei auf Fremdsprachenkenntnisse zu achten und die Ausrüstung für eine Überwinterung mitzunehmen.[418]

Rezeption und Auswirkungen seiner Hypothese
Anfang Juli 1773 trug ein anonym gebliebener Offizier einer englischen Expedition nördlich von Spitzbergen folgende Sätze in sein Tagebuch ein:

Diesen Tag, da es sehr neblicht ware, wurden wir sehr in Schrecken gesezt, durch ein dumpfischtes Geräusch, demjenigen ähnlich, so die Fluth des Meers gegen die Felsen verursacht; so bald aber das Wetter sich in etwas aufheiterte, so bemerkten wir ein Eisfeld vor uns, wie eine unermessliche Masse, von N.W. gegen Osten; nichts kann schrecklichers seyn, als das Ansehen von solchem Eis, wenn man durch die Nebel siehet; so weit als wir solches entdecken konnten, kam es uns vor, wie hohe Berge, gähe und voller Klüften; da Wind und Meer mit grosser Heftigkeit darauf stiessen, so machten sie das Eis krachen und brechen.[419]

Und auch in den folgenden Wochen sollte sich daran nichts ändern, als die beiden für sechs Monate verproviantierten [420] Kanonenschiffe seiner Majestät, Racehorse und Carcass [421], den ganzen Sommer hinweg entlang der Eiskante um den 80. Breitengrad nach einem Korridor ins offene Nordpolarmeer und zum Nordpol suchten. Geleitet wurde die Expedition vom erfahrenen Kommandanten Constantine John Phipps, Mitglied des House of Commons und der Royal Society, der auch eine in England berühmte Bibliothek mit Nautikbüchern besass.[422] Die Instruktion der Admiralität an Phipps vom 25. Mai lautete u.a.:

You are hereby required and directed to fall down to the Nore in the first mentioned sloop [Racehorse], and there taking under your command the other sloop (whose Captain [Robert William Skiffington Lutwidge] is directed to follow your orders) you are to make the best of your way with the said two sloops to the northward, and passing between Spitzbergen and Greenland, proceed up to the North Pole or as far towards it as you shall be able, carefully avoiding the errors of former navigators by keeping as much as possible in the open sea, and as nearly upon a meridian to the said Pole as the ice or other obstructions you may meet with will admit of. If you arrive at the Pole and should even find the sea open so open as to admit of a free navigation on the opposite meridian you are not to proceed any further […].[423]

Constantine Phipps, Gemälde von Ozias Humpry (6)
Obwohl die 172 Mann Besatzung – darunter viele Offiziere, vier erfahrene Walfänger als Eislotsen sowie der Astronom Israel Lyons [424] – hervorragend ausgerüstet wurden, so mit Bier, a double quantity of spirits, Essig, Senf, mit Mehl um frisches Brot zu backen [425], u.a. zwölf Paar Fäustlingen für jeden Mann [426], einem Apparat zum Destillieren von Meerwasser [427], vom Board of Longitude zur Verfügung gestellten Präzisionsuhren [428], urteilt die Historikerin für die Entdeckungsgeschichte der Arktis und Antarktis Ann Savours: „The voyage has sometimes been called a failure, but when one considers the matter, it was bound to fail.“ [429]. Und sie hält weiter fest: „The thinker behind the aims of the Phipps voyage appears to have been Samuel Engel, the Swiss geographer […]“ [430]. Die treibende Kraft aber war der Richter, Naturforscher und Historiker Daines Barrington, der im Dezember 1772 zum Vizepräsidenten der Royal Society gewählt wurde und der bereits im Januar 1773 an einer Sitzung dieser Gesellschaft ein Gespräch mit John Montagu, 4. Earl of Sandwich, dem Ersten Lord der Admiralität, über die Frage nach der Möglichkeit einer Fahrt zum Nordpol erwähnte. Darauf richtete der Vorsitzenden der Gesellschaft ein förmliches Schreiben an Sandwich, der das Gesuch im Februar König George III. unterbreitete, welches dieser vorbehaltlos unterstützte.[431] Zwei Schiffe sah man für die Fahrt zum Nordpol vor; wäre die eine Mannschaft schiffbrüchig geworden, so war der Platz in beiden Schiffen so berechnet, dass die ganze Mannschaft im anderen hätte transportiert werden können.[432] Im August spitzte sich die Situation zu, weil beide Schiffe vom Eis eingeschlossen wurden. Für diesen Fall hatte man Schlittenboote mitgenommen: „Des Morgens brachte ich das Boot auf Kufen; es gieng viel leichter von der Stelle, als ich gedacht hätte, wir [40 Mann und die Offiziere [433]] brachten es [mit aus einem Lee-Segel geschnittenen Zuggeschirren [434]] ungefehr zwey Meilen weit. Hierauf kehrte ich mit den Leuten zurück und liess sie ihre Mittagszeit halten.“ [435]. Über die Vorbereitungen zur Evakuation und über die Stimmung der Mannschaften notierte der Offizier:

Unsere Leute waren, ungeachtet aller dieser Unruhe und Verwirrung, bey der besten Laune, und rüsteten alles zu dieser Reise; man theilte allen, ohne Unterscheid, jedem einen Sack mit 20 Pf. Brod aus, um zu ihrem Unterhalt, während derselben, zu dienen; alles ware nun in grosser Unordnung in den Kammern; die Officiers, bey ihrer Guthmütigkeit, überliessen, massen sie sich nach Gutdünken gekleidet, alles andere den Matrosen, welche, in Fortsetzung ihrer Kurzweile, ihren Leib mit allem dem Besten davon kleideten, und belustigten die Gesellschaft mit einer solchen Mummerey.[436]

Die Carcass und die Racehorse im Eis nördlich von Spitzbergen (7)
Wenige Tage später gelangten die beiden Schiffe aber mit viel Glück und unter erheblichen Anstrengungen wieder zurück in die offene See.[437] Nach einer Pause in Smeerenburg, dem im Nordwesten von Spitzbergen gelegenen natürlichen Hafen, der von Walfängern genutzt wurde [438], traten sie, nachdem nochmals ein Vorstoss nach Nordwesten an die Grenze des Packeises unternommen wurde, am 4. September die Heimreise an [439].

Phipps Reisebericht mit einem umfangreichen wissenschaftlichen Anhang erschien im Sommer 1774.[440] Sein schillernder Landsmann Sir William Martin Conway, Baron Conway of Allington [441], bewertet dieses Unternehmen in seiner 1906 erschienenen Monographie über die Entdeckungsgeschichte Spitzbergens enthusiastisch mit den Worten: „[…] This was the first purely geographical Arctic expedition […] in intention a purely scientific mission, though only one or two professionals scientific men were on board“ [442]. Einziger Makel für Phipps war, dass die in seinem Bericht mitveröffentlichten Berechnungen Israel Lyons Fehler enthielten, wie der in Mathematik und Physik beschlagene Bischof von Rochester, Samuel Horsley, in einer mit dem Einverständnis Phipps’ im Jahr 1774 erschienenen Publikation nachwies. In einem Brief gestand Phipps ein, dass er „[…] much vexed at Lyons’ blunder“ war, „[…] as it gives an appearance if inaccuracy to the whole work which I flatter myself it does not merit“ [443].

Obwohl nach dieser Reise die Evidenz offensichtlich war, dass ein schiffbares Nordpolarmeer nicht existierte – und damit das System bzw. die Hypothese Engels als falsifiziert zu betrachten war –, hielten er und Barrington weiter an ihren Vorstellungen fest.[444] Wie um die Gelegenheit zu nutzen, diese ein weiteres Mal zu propagieren, übersetzte Engel den Bericht von Phipps ins Deutsche, wo er 1777 von der Typographischen Gesellschaft in Bern veröffentlicht wurde [445]. Dabei versah Engel die Eintragungen von Phipps mit langen Kommentaren und fügte dem Buch seine eigenen Überlegungen und diejenigen Barringtons bei.[446] Rechthaberisch kommentiert Engel etwa die Stelle als Phipps die Vorbereitungen zur Evakuierung der beiden Schiffe anordnete mit folgenden Worten:

[…] Es scheint, dass die Matrosen weit grössern Muth bezeugt haben, als die Piloten selbst, deren Zaghaftigkeit, weil sie niemal in solchen Umständen sich befunden, und von dem so ungereimten Vorurtheil, dass je näher gegen den Pol, je mehr Eis, eingenommen waren, höchst schädlich; so dass, obschon kein Geld sollte ersparet werden, um eben dergleichen sich zu verschaffen, noch viel nöthiger, dass entweder solche Piloten zu einem Versuch gefunden würden, welche bessere Begriffe und Muth haben, oder doch von solchen erfahrnen und verständigen Befehlshabern geleitet würden, welche durch physische Wissenschaft und eingeholte Nachrichten, von dergleichen Vorurtheil befreyet wären; sonst ein solcher Versuch mehr Nachtheil als Nutzen bewürken würde.[447]

Welche Verbindungen Engel nach England genau hatte – wie gross sein Einfluss also, abgesehen von seinen Veröffentlichungen [448], tatsächlich war – ist unklar. Savours schreibt, dass nach Phipps’ Rückkehr Barrington und Engel in einen gegenseitigen Briefaustausch traten.[449] Als Beleg zieht sie jedoch lediglich einen Brief Rodney Valtravers vom 30. Dezember 1774 an den Earl of Dartmouth heran [450]; bei Valtravers dürfte es sich um Jean-Rodolphe Vautravers handeln, Engels ehemaliger Mitarbeiter während seiner Zeit als Stadtbibliothekar. In der anonym verfassten Vorrede des Herausgebers zur Reise nach dem Nordpol schreibt der Verfasser: „5°. Weil Herr Landvogt Engel in seinen Werken, allezeit angerathen, den Weg zwischen Spitzbergen und Nova Semla zu nemmen, auch noch Herrn Phips vor seiner Abreise kräftig hiezu ermahnt […]“ [451]. Beim Autor dieser Vorrede dürfte es sich aber vermutlich um Engel selbst handeln. Ob er tatsächlich in direktem Kontakt mit Phipps stand, ist mit dieser Aussage, und etwa einer weiteren unter seinem Namen, in der er dies suggeriert, nicht belegt [452]. Dies ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil die Expedition innert kürzester Zeit organisiert wurde.[453] Nach Pulver sind alle Briefe, die Engel im Laufe seines Lebens erhalten hat, von ihm selbst vernichtet worden [454], und es gelang Pulver seinerzeit auch nicht, Schriftstücke von Engel in englischen Archiven aufzufinden [455].

Drei Jahre nach der Rückkehr der Phippsschen Expedition setzte das englische Parlament eine Belohnung von 5'000 Pfund für denjenigen englischen Seefahrer aus, dem es als ersten gelingen sollte, über den 89. Breitengrad zu kommen. Demjenigen aber, der vom Atlantik über die Polregion den Pazifik erreichen sollte, war bereits im Jahr 1743 vom englischen Parlament 20'000 Pfund in Aussicht gestellt worden.[456] Engel hielt eine Fahrt zum Nordpol selbst aber grundsätzlich für viel zu gefährlich:

Ich gestehe, dass […] ich in jüngern Jahren die nach meinem System eingerichtete [Reise], mit Freuden würde angetreten haben, mit ebenso weniger Forcht, als ob ich z.B. auf dem Harlemer Meer schiffen sollte; allein unter und durch den Pol zu schiffen, dahin würde niemals Lust bezeigt haben, sondern der Meynung von Capitain Clüni gewesen seyn, dass dort entweder Strudel, oder Magnetberg befindlich, wodurch man in einen unvermeidlichen Untergang gesezt werden dörfte. [457]

Deutsche Übersetzung von Samuel Engel, Bern 1777
Allerdings sollten noch 45 Jahre vergehen, bis die Admiralität unter der Leitung ihres Sekretärs, Sir John Barrow, neue, wenn auch vergebliche Vorstösse gegen den Nordpol und zur Auffindung der Nordwestpassage unternahm.[458] Im Jahr 1818, als die Engländer Expeditionen wieder aufnahmen, und 18 Jahre nach dem Tod von Daines Barrington, wurde seine Schrift The possibility of approaching the North pole asserted neu aufgelegt; offensichtlich mit einigem Erfolg, denn eine zweite Auflage erschien noch im gleichen Jahr.[459]

Soweit überschaubar, fand Samuel Engel nach seinem Tod im weiteren Diskurs nur noch einmal Erwähnung, in einer Fussnote. In seinen von 1784 bis 1792 erschienenen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, in dem Johann Gottfried Herder „[…] ein universalistisches Modell [entwarf], um die historische Entwicklung der Völker und die Einflüsse von Natur und Klima auf Kultur und Zivilisation zu untersuchen“ [460], wie der Germanist Mike Frömel das Werk zusammenfasst, schreibt Herder im Kapitel Organisation der Völker in der Nähe des Nordpols: „Noch ist es keinem Seefahrer gelungen, auf der Axe unserer Erde zu stehn a) und vielleicht vom Nordpol her einigen nähern Aufschluss der Construction ihres Ganzen zu holen; indessen sind wir schon weit über die bewohnbare Erde hinübergelangt und haben Gegenden beschrieben, die man den kalten und nackten Eisthron der Natur nennen möchte.“ Diese Fussnote lautet: „a) Die Hoffnungen unseres Landsmanns, Samuel Engels, hierüber sind bekannt […]“ [461].

Hypothesen über ein schiffbares Nordpolarmeer im 19. Jahrhundert 
Zwei Erkenntnisse fallen noch ins 18. Jahrhundert, die den Hypothesen über ein offenes Nordpolarmeer vorläufig die Spitze brachen: Der englische Optiker und Instrumentenbauer Edward Nairne veröffentliche 1776 in den Philosophical Transactions of the Royal Society eine Schrift [462], in der er experimentell nachgewiesen haben soll, dass Seewasser gefrieren könne, wie der Naturwissenschafter und Entdecker Johann Reinhold Forster in einer im Jahr 1784 veröffentlichten Schrift behauptete [463]. Und James Cook trug im Nordpazifik, ungefähr auf dem 69. Breitengrad, am 27. August 1778 in sein Tagebuch ein:

[…] Denn, abgerechnet, dass es höchst unwahrscheinlich, oder vielmehr unmöglich ist, dass solche ungeheure Massen [Eises] auf Flüssen herabgeschwommen seyn sollten, die kaum für ein Boot Tiefe genug haben; so fand ich schlechterdings kein Landprodukt in diesem Eise stecken, welches doch unfehlbar der Fall gewesen seyn würde, wenn es in einem Flusse, er sey nun gross oder klein, entstanden wäre. Eben so unwahrscheinlich kam es mir auch vor, dass dieses Eis ein Produkt eines einzigen Winters seyn sollte; vielmehr würde ich der Meynung seyn, dass zu der allmäligen Bildung desselben eine grosse Anzahl Winter erfordert wäre. Denn soviel ich urtheilen konnte, wäre es ungereimt gewesen, zu erwarten, dass die wenigen von übrigen Sommertage dieses Jahres aus nur den zehnten Theil der jetzt vorhandenen Eismasse zum Schmelzen bringen sollten, da sie die stärkste Wirkung der Sonnenstrahlen bereits überstanden hatte.[464]

Polynyas – offene Wasserflächen inmitten des Packeises –, ein vom in russischen Diensten stehenden deutsch-baltischen Geographen Ferdinand von Wrangel erstmals wissenschaftlich beschriebenes Phänomen [465], welches er in der 1820er Jahren auf Hundeschlittenreisen in Nordsibirien entdeckte, sowie die Meeresströmungen, deren Einfluss noch wenig erforscht war [466], befeuerten Spekulationen über ein navigierbares Nordpolarmeer aber auch im 19. Jahrhundert weiter.[467] Der deutsche Kartograph August Petermann spielte dabei eine wichtige Rolle. Seine drei wichtigsten Hypothesen, die er ab den 1850er-Jahren in über 600 Veröffentlichungen propagierte [468], waren die Annahme einer kontinuierlichen Strömung in den Arktischen Ozean durch den Golfstrom, die Ausdehnung Grönlands bis weit in den Norden und die Navigierbarkeit bestimmter Regionen in der Arktis vom März bis Oktober [469].

Bereits im 16. Jahrhundert vermutete Martin Frobisher, dass sich der Golfstrom von der amerikanischen zur norwegischen Küste ausdehne, und der Walfänger William Scoresby erbrachte 1820 den Nachweis, dass sich dieser bis zur Westküste Spitzbergens erstreckt und verhindert, dass der kalte Transpolarstrom in die Nordsee eindringt. Dies bewog William Parry 1827 zu einem Vorstoss mit Schlittenbooten nördlich von Spitzbergen, wo er 82° 45’ erreichte, wegen schlechter Eisverhältnisse aber aufgeben musste. Ebenso erfolglos verliefen zwei in Europa nicht bekannt gemachte Versuche des in russischen Diensten stehenden Vasilij Chichagov nach Spitzbergen in den Jahren 1765 und 1766. Der deutsch-baltische Mediziner und Naturforscher Karl Ernst von Baer schloss aus Ergebnissen von Expeditionen nach Nowaja Semlja von Willem Barents im 16. Jahrhundert und in den 1820- und 1830er Jahren von Friedrich Benjamin von Lütkes und Petr Kuzmich Pakhtusovs, dass ein Arm des Golfstroms bis nach Nowaja Semlja reiche. Der Physiker Georg Friedrich Parrot, der die Beobachtungen Wrangels 1827 in deutscher Sprache herausgegeben hatte, schloss daraus, dass Polynyas [470] die Annahme zuliessen, dass ein schiffbarer Ausgang zur Beringstrasse in der Nachbarschaft von Nowaja Semlja liegen müsse. Diese unvollständigen Forschungsergebnisse bildeten die Grundlage für Petermanns Hypothese.[471]

Schon im Alter von 15 Jahren hatte der 1822 geborene August Heinrich Petermann eine Spezial-Charte des Harzgebirges entworfen [472], und nach einer sechsjährigen Ausbildung zum Kartographen an der Geographischen Kunstanstalt in Potsdam [473] liess er sich als Angestellter des Kartenverlegers William Johnston in Edinburgh [474] nieder. Dort arbeitete er an der Herstellung des 1848 erschienenen Physical Atlas mit, der sogenannte thematische Karten über Verteilungen enthielt, so etwa von der „[…] Temperatur auf dem Globus, der Fleisch fressenden Tiere, der Religionen und der europäischen Völker […]“ [475], so sein Biograph, der Wissenschaftshistoriker Philipp Felsch. Nach seiner Übersiedlung nach London im Jahr 1847 veröffentlichte er unter eigenem Namen eine Cholera- und eine Bevölkerungskarte der Britischen Inseln und ihrer Hauptstadt, die ihm die Anerkennung Alexander von Humboldts und Carl Ritters einbrachten.[476] Und er begann sich selbst bei der 1830 gegründeten Royal Geographical Society zu empfehlen und ihre Abendveranstaltungen zu besuchen.[477]

Trauriger Höhepunkt der kurz nach der Neuordnung Europas beim Wiener Kongress wiederaufgenommenen Suche Englands nach der Nordwestpassage [478], war damals das Verschwinden des arktiserprobten Kommandanten John Franklin und seiner beiden hervorragend ausgerüsteten ehemaligen Kriegsschiffe Erebus und Terror mitsamt seinen Mannschaften [479]. Auf dem Höhepunkt der Suche nach der im Frühjahr 1845 gestarteten Expedition waren 15 Rettungsmannschaften im Einsatz [480], ohne dass man auf nennenswerte Spuren gestossen wäre.[481] Spätestens seit 1850 wurde das Verschwinden Franklins eine öffentliche Sache [482], und Spekulationen über ihren Verbleib schossen ins Kraut [483]. Nicht zuletzt die, dass sich Franklin, nachdem er die Packeismauer durchstossen hatte, im offenen Polarmeer befinden könnte.[484] Die Stunde August Petermanns, der sich in dieser Sache lange Zeit ruhig gehalten hatte [485], schlug am 17. Januar 1852, als er die nach dem Felsch „[…] spektakulärste und folgenreichste Theorie des eisfreien Polarmeeres […]“ [486] an die Öffentlichkeit trug. Fast sieben Jahre nach dem Start von Franklins Expedition, in einer Zeit zunehmender Rat- und Hoffnungslosigkeit [487], veröffentlichte die Redaktion von The Athenaeum, Journal of Englisch and Foreign Literature, Science and the Fine Arts einen Brief Petermanns, den er auch der Admiralität hatte zukommen lassen [488]. Apodiktisch hielt Petermann fest:

It is a well-known fact that there exists to the north of the Siberian coast, and at a comparatively short distance from it, a sea open all seasons; it is beyond doubt that a similar open sea exists on the American side to the north of Parry group; it is very probable that these two open seas form a large navigable Arctic Ocean.[489]

Und um seiner Sache Plausibilität zu verleihen, leitete er seine Erläuterungen mit wissenschaftlich gehaltenem Jargon ein:

And here the principles which regulate the distribution of the gaseous and fluid coverings of the earth must, in the first instance, be brought to bear upon the subject“ [490]. Und am Schluss des Briefes versicherte er den Lesern: „But I shall be most happy to submit the whole of my data and charts to any one who may desire further explanation and detail.[491]

Petermanns Überlegungen zu den arktischen Strömungs- und Temperaturverhältnissen, die er unverändert 1865 in den Mitteilungen aus Justus Perthes’ Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie veröffentlichte, besagte, dass eine kalte arktische Strömung das Eis von der sibirischen Küste in den Atlantischen Ozean drücke, wo sie im Sommer das ganze Meer zwischen Grönland und Nowaja Semlja mit Eis blockiere. Während das Eis ungehindert westlich von Spitzbergen über Island nach Süden treibe, stosse es im Osten auf den nordwärts fliessenden, warmen Golfstrom. Weil aber im Winter die Flüsse Sibiriens zugefroren seien, versiege auch die Quelle des Eises, wodurch der Golfstrom ungehindert nach Norden stossen könne, und dies ermögliche eine schiffbare Route nach Norden [492]. Damit weist Petersmanns Hypothese eine bemerkenswerte Parallele zu den Überlegungen Engels auf.[493] Zur richtigen Zeit, wahrscheinlich im März, so Petermann, wäre es einem Dampfer möglich – Felsch spricht in diesem Zusammenhang vom „arktischen Konjunktiv“, den Petermann verwendete [494] –, durch einen 200 Seemeilen breiten Gürtel aus Treibeis zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja vorzustossen, um von dort innert dreier oder vierer Wochen durch die offene See zum Nordpol zu gelangen.[495]

Zwar brachten Petermanns Überlegungen Franklin und seine Männer nicht wieder zum Vorschein – im Gegenteil vergrösserten sie das das Gebiet noch, wo es denkbar war, dass sie sich aufhielten –, aber sie boten im wissenschaftsgläubigen 19. Jahrhundert wenigstens eine Erklärung [496]. Wenig später, im Februar 1852, zerstreute Petermann in einem Vortrag vor der Royal Geographical Society auch aufgekommene Befürchtungen, dass die Expedition nach all den Jahren längst verhungert sein musste.[497] Das Gegenteil war seiner Ansicht nach möglich, war sie doch sozusagen mitten in einen Fleischtopf hinein gesegelt: „Der Geograf erinnerte an das alljährliche Schlachtfest der Robbenfänger, an den Exodus der Lemminge und die riesigen Heringszüge die sibirischen Flüsse hinauf. Danach präsentierte er seine Isothermenkarten“ [498], so Felsch. Die Nahrungsressourcen seien dort am grössten, führte Petermann aus, wo die Temperaturen in den Sommermonaten ihre höchsten Werte erreichten, was im Nordosten des sibirischen Festlandes der Fall sei, wie die Richtung der Isothermen bestätige.[499]

Gesellschaftlich und beruflich fasste Petermann zwar erfolgreich Fuss in London – von Königin Victoria wurde er zum Physical Geographer and Engraver on Stone to the Queen [500] ernannt, er bekleidete einen Sekretärsposten bei der Royal Geographical Society und mit A. Petermann’s Geographical Establishment hatte er sich selbständig gemacht [501] –, doch mit seiner Theorie wehte ihm von der massgebenden Instanz in Sachen Polarforschung, der Royal Navy, ein harter Wind ins Gesicht. Von ihr in Auftrag gegeben, erschien im November 1853 anonym ein Artikel in der Times – verfasst war er vom Polarforscher und Geograph Frederick William Beechey –, in dem er Petermanns Vorstellungen als pet theory bezeichnete [502] Seit 1818 hatten die Engländer mit Arktisexpeditionen inzwischen genügend Erfahrungen gesammelt, um Spekulationen als solche benennen zu können.[503] Welche Gründe Petermann im Juli 1854 bewogen, seine Zelte in London abzubrechen und eine Stelle beim Verlag Justus Perthes in Gotha anzunehmen, ist nach Philipp Felsch unklar.[504] Seine Entscheidung wurde dort aber mit der Ernennung zum Professor durch Herzog Ernst II. belohnt und wenig später durch die Verleihung eines Doktortitels durch die Universität Göttingen.[505] Mit der Gründung von Petermanns Geographische Mitteilungen im Jahr 1855, einem Periodikum das bis ins Jahr 2004 erschien, „[…] schuf sich der Kartograf jene Bühne, die er dringend benötigte, um auch aus der thüringischen Provinz Gehör zu finden – und zwar nicht nur auf deutschen Parkett“ [506]. Versuche von Amerikanern [507], durch den zwischen Ellesmere Island und Grönland gelegenen Smith Sound zum Nordpol vorzustossen, verliefen zwar vergeblich, nährten jedoch die Hoffnung auf ein eisfreies Nordpolarmeers, weil man dort – mit von Hunden gezogenen Schlitten – auf Polynyas gestossen war. Im 1859 in deutscher Sprache erschienenen Bericht der Expedition während der Jahre 1853 bis 1855 schrieb ihr Leiter, der Mediziner Elisha Kent Kane:

The open water from Cape Jefferson (80. Breitengrad) (8)
Welche Bewandtniss es mit diesem merkwürdigen Auftreten von freiem Wasser im höchsten Norden haben mag, überlasse ich den Gelehrten zu beurteilen. Als ein geheimnisvolles Fluidum inmitten ungeheuer eisbedeckter Breiten war es jedenfalls geeignet, das Gemüth mächtig zu bewegen, und schwerlich war Einer unter uns, der sich nicht nach den Mitteln gesehnt hätte, sich auf diesem glitzernden, einsamen Gewässer einzuschiffen.[508]

Petermann trat nach der Rückkehr Kanes sofort mit ihm in Verbindung und schrieb im ersten Heft seiner Geographischen Mitteilungen 1855: „Die Wahrheit der Tatsache, dass ein nie ganz zufrierendes Polar-Meer existirt, kann keinen Augenblick bezweifelt werden“ [509]. Nachdem der englische Fregattenkapitän Sherard Osborn den Plan an den Nordpol zu reisen im Jahr 1865 erneut in der Royal Geographical Society zur Sprache brachte [510], und Petermann davon hörte, nahm er erneut Kontakt nach England auf [511]. Osborn vertrat aber die Meinung, dass der Nordpol nur mit Schlitten über den Smith Sound zu erreichen sei [512], während Petermann an der Route zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja, die mit einem Schraubendampfer bewältigt werden sollte, festhielt [513]. Das Gremium war in seinen Ansichten gespalten [514], und die öffentliche Meinung, deren Sprachrohr die Times war, machte sich über den „preussischen Weisen“ [515] lustig, lehnte aber auch aus grundsätzlichen Gründen weitere Expeditionen ab [516].

Sukkurs für seine Hypothese erhielt Petermann zu jener Zeit vom Father of Oceanography [517], dem US-Amerikaner Matthew Fontaine Maury, dem Direktor des U.S. Observatory in Washington. Maury, ein Seeoffizier, der wegen den Folgen eines Unfalls nicht mehr zur See fahren konnte, wertete alte Logbücher und Seekarten aus und veröffentlichte 1855 das Buch Physical Geography of the Sea. Das nach Felsch “Pionierwerk der Ozeanografie“ wurde in den USA innerhalb eines Jahres fünfmal neu aufgelegt [518]; bereits im Jahr darauf erschien es auch in deutscher Sprache und 1859 folgte eine zweite überarbeitete Auflage. Maurys Buch beginnt mit zwei Kapiteln über den Golfstrom [519], den er gründlich erforscht hatte, enthält aber auch eines über das eisfreie Polarmeer [520], das auch er vermutete.

Dass aber irgend wo in jenem unwirthlichen Meere ein wärmeres Klima ist, zeigen die Beobachtungen vieler Naturforscher, die es besucht haben, an. Auf sein Vorhandensein kann man auch aus der wohlbekannten Thatsache schliessen, dass man Vögel und andere Thiere zu gewissen Zeiten nach Norden wandern sieht, offenbar um ein milderes Klima aufzusuchen. Der Instinkt dieser stummen Geschöpfe ist unfehlbar und wir können uns keine Milderung des Klimas vorstellen, es [sei] denn, dass sie durch die Nähe oder Gegenwart einer grössern Masse offenen Wassers hervorgebracht würde. Es ist ein zweiter Ofen in dem trefflichen Haushalt der Natur, um die dortigen Klimate zu mildern.[521]

In Deutschland begann Petermann nun bei der österreichischen und preussischen Marine für seine Pläne zu werben.[522] Und als sich diese Sondierungen zerschlugen, wandte er sich an deutsch-nationale Kreise [523], worauf der Nordpol in der Presse des Deutschen Bundes als nationale Bestimmung begrüsst wurde [524]. Mit Unterstützung von Bremer Reedern und Kaufleuten und durch Spendensammlungen [525] kam schliesslich Die Deutsche Nordpol-Expedition von 1868 zustande, die ihr Ziel jedoch verfehlte [526]. Davon unbeirrt wurde der Bau eines eistauglichen Dampfers in Auftrag gegeben [527], der im Frühsommer 1869 mit einem Begleitschiff erneut in See stach [528]. Dass Petermann bereit war für seine Sache Opfer zu bringen – solange nur er nicht selbst in die Arktis fahren musste, was er nie tat –, zeigt der folgende Auszug aus einem Brief, den er dem Kapitän der Germania, Carl Koldewey, der schon die erste Expedition leitete, kurz vor dem Auslaufen der beiden Schiffe zustellen liess:

Ich traue Ihnen das Beste und Grösste zu; aber dann müssen Sie auch viel mehr leisten und erstreben, als im vorigen Jahr. Bloss zweimal versuchen, war gar nichts. Mit dieser geringen Ausdauer würden Sie auch diesmal nichts erreichen, das sage ich Ihnen voraus. Ich glaube kaum, dass diese grosse Aufgabe ohne Aufopferung von Menschenleben und Schiffen zur vollständigsten Lösung gelangt. Und warum sollten nur in inhumanen Kriegen tausende edler Menschenleben geschlachtet werden? Ist eine solche grosse Sache nicht auch ein paar Menschenleben werth?[529]

Wiederum war die Ostküste Grönlands das Ziel. Dort sank das Begleitschiff Hansa wegen Eispressungen, worauf sich die 14köpfige Mannschaft auf eine Eisscholle rettete und während 200 Tagen südwärts trieb, wo sie sich in Südgrönland an Land retten konnte.[530] Die Germania ankerte im Germania Havn bei der Sabine Ø etwas über dem 74. Breitengrad, von wo aus die Umgebung erkundet wurde. Im Frühjahr 1870 erreichte eine Gruppe mit Schlitten den 77. Breitengrad.[531]

Während Koldeweys Abwesenheit unterstellte Petermann in seinen Geographischen Mitteilungen angebliche Versäumnisse von ihm während der Expedition von 1868, was dazu führte, dass die Bremer Geldgeber das Vertrauen in Petermann verloren.[532] Petermann begann darauf in Österreich erneut zu sondieren, und der böhmische Oberleutnant und Bergsteiger Julius Payer, der sich auf der zweiten Expedition Koldeweys bewährt hatte, sekundierte ihm dabei. Finanziert durch Petermann und adelige Kreise [533], charterte Payer zusammen mit dem Schiffsleutnant Carl Weyprecht im Sommer 1871 einen Eiskutter, mit dem sie nordöstlich von Spitzbergen bis knapp zum 79. Breitengrad gelangten.[534] Nachdem Weyprecht nach ihrer Rückkehr von Tromsø aus an Petermann „günstigste Eisverhältnisse“ telegraphiert hatte, verkündete dieser in seinen Mitteilungen unter dem Titel Die Entdeckung des offenen Polarmeeres durch Payer und Weyprecht [535], dass zum ersten Mal der gefürchtete nordpolare Eisgürtel moralisch und faktisch durchbrochen worden sei.[536]

Auch wenn die in den Jahren 1872 bis 1874 durchgeführte Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition, die zur Entdeckung von Franz Joseph Land führte, ganz auf den Vorstellungen Petermanns beruhte [537], aber auch im Zeichen einer sogenannten nationalen Anstrengung stand, ist sie von ihrem Ergebnis her betrachtet, als die erste einer Reihe von Falsifikationen der Hypothesen von einem offenen Nordpolarmeer zu werten. Mit Weyprecht als Kommandant zur See und Payer als Kommandant zu Lande, fror die Admiral Tegethoff bereits dort ein, wo das Meer im Vorjahr noch schiffbar gewesen war. Nach Sichtung des Archipels im Herbst 1873 und nachdem man es im Frühjahr darauf erkundet hatte, ordnete Weyprecht den Rückzug an. Mit auf Schlitten über das Eis gezogenen Booten gelangte die 23köpfige Mannschaft an die im Süden gelegene Eiskante, von wo sie nach Nowaja Semlja ruderte und von dort durch Russen nach Norwegen evakuiert wurde.[538] Der ernüchterte Weyprecht, Mitinitiant des in den Jahren 1882/83 durchgeführten Ersten Internationalen Polarjahres [539] – das er aber nicht mehr erleben sollte –, brach nach seiner Rückkehr den Kontakt zu Petermann ab [540] und Payer schlug eine Laufbahn als Maler ein [541]. Um Petermann selbst wurde es stiller – seine Hypothese, dass vom Golfstrom getragen vom Atlantischen Ozean aus das offene Nordpolarmeer zu erreichen sei, war erledigt [542]. Allerdings existierte noch eine zweite thermometrische Pforte [543] ins Nordpolarbecken, die Beringstrasse.

Exkurs: Die Falsifizierung der Hypothesen eines schiffbaren Nordpolarmeers und die Anfänge international koordinierter Polarforschung aus der Luft
Eine Koinzidenz mit tragischen Folgen ereignete sich im Sommer 1879: Während eine unter dem Kommando des US-Amerikaners George W. DeLong stehende Expedition, die vom Zeitungsverleger James Gordon Bennett finanziert worden war, Richtung Beringstrasse fuhr, um von dort zum Nordpol zu gelangen, wertete man zur gleichen Zeit in Washington Daten aus, die während einer mehrjährigen Erkundung des Nordpazifiks durch die U.S. Coast and Geodetic Survey erhoben worden waren. Über deren Ergebnisse schreibt der Historiker Hampton Sides:

Das besondere Interesse der Expedition aber hatte dem Kuroshio gegolten, der ‚schwarzen Strömung‘. Noch harrten die Daten ihrer Auswertung, aber die ersten Ergebnisse zeichneten sich bereits ab. Der Kuroshio, so viel stand fest, war nicht annähernd so stark oder stabil wie der atlantische Golfstrom. Auf seinem Weg entlang der japanischen Küste hinaus in den offenen Ozean zerfaserte er in mehrere kleinere Strömungen und verlor dabei deutlich an Kraft. Wenn sich überhaupt eine Tendenz ausmachen liess, dann die, dass in der Beringstrasse Kaltwasserströmungen überwogen, die nach Süden setzten – und damit in die falsche Richtung.[544]

Weltkarte in Nordpolar-Sternprojektion, Gotha 1867 (9)
Und dabei sollte sich die Expedition DeLongs ganz auf aktuelle Erkenntnisse der Hydrographie stützen, wozu auch Petermann einen Beitrag leistete.[545] DeLong stützte sich auf Forschungen Silas Bents, eines Marineoffiziers, der im Auftrag der Navy hydrographische Untersuchungen im Pazifik durchgeführt hatte.[546] Basierend auf den Arbeiten Maurys, ging Bent davon aus, dass der Kuroshio durch die Beringstrasse und durch das Nordpolarmeer verlief.[547] Nach Sides spiegelten für Bent „[…] der Kuroshio und der Golfstrom eine planetarische Ordnung wieder. Er begriff sie als zwei Stränge eines gigantischen Verteilungssystems, das Wärme von den Tropen Richtung Norden in die Polarzone beförderte. Die Erde, so Bents Überlegung, war wie ein Organismus mit einem perfekt funktionierenden Kreislauf“ [548]. Bei einem Besuch Bennetts bei Petermann in Gotha im Jahr 1877 [549] unterstützte dieser das Vorhaben. Petermann verwies dabei auf die Beobachtungen Wrangels [550], und er beschwor ein Transpolarland, eine Landmasse, die sich von Grönland über den Nordpol bis vor die nordöstliche Küste Sibiriens erstrecke und die bei Überwinterungen der Expedition als Basislager dienen konnte [551].

Nördlich der Beringstrasse fror die Jeannette ein, trieb darauf zwei Jahre lang im Eis, und im Juni 1881 brach sie auseinander. Während ein Teil der Mannschaft in ihrem Rettungsboot bei der Evakuation an Land verschwand und nie mehr gesehen wurde, konnten sich zwei Gruppen unter ungeheuren Strapazen zum Lena-Delta retten, wo viele der Expeditionsteilnehmer, darunter auch DeLong, verhungerten und erfroren.[552] Die Hypothese eines offenen Polarmeers war mit dieser Reise weitgehend widerlegt.[553]

Den bedeutendsten Beitrag zur Klärung der tatsächlichen Verhältnisse im Nordpolarmeer nördlich von Sibirien leistete Ende des 19. Jahrhunderts der Norweger Fridtjof Nansen.[554] Ganz bewusst nutzte er zur Erhebung von Daten das Packeis für eine Drift mit der eigens dafür erbauten Fram.[555] Sie führte in den Jahren 1894 bis 1897 von der Mündung des Jenissei in der Karasee bis nordwestlich von Spitzbergen. Petermanns Vermutung einer Landmasse in der Umgebung des Nordpols wurde dabei widerlegt und die Daten von Lotungen ergaben, dass das Nordpolarmeer nicht seicht war, wie Wrangel und später der englische Handelsfahrer Joseph Wiggins vermuteten.[556] Wenn man sich aber ein Bild von der Topographie des gesamten nordpolaren Raumes machen wollte, so war das Verfahren Nansens wenig effizient, denn es hing vollständig von den Meeresströmungen und vom Wind ab. Zudem war die Fläche, die auf diese Weise erkundet werden konnte, gemessen an der Grösse der Arktis, gering.[557] Die rasanten technischen Entwicklungen im Luftschiff- und Flugzeugbau während und nach dem 1. Weltkrieg ermöglichten ab den 1920er-Jahren auch die Erkundung der Arktis aus der Luft.[558] In Deutschland, das führend im Bau von starren Luftschiffen war, war man von deren Vorteilen beim Einsatz in der Arktis überzeugt.[559] Dafür wurde 1924 die Internationale Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis (Aeroarctic) mit Fridtjof Nansen als Präsident gegründet.[560] Diese Gesellschaft zählte im Jahr 1928 254 Einzel- und 11 Kollektivmitglieder aus insgesamt 20 Staaten, darunter die Sowjetunion, Japan, die Vereinigten Staaten und die Schweiz.[561] Ihr ambitioniertes wissenschaftliches Programm [562] konnte diese Gesellschaft, so wie das Zweite internationale Polarjahr in den Jahren 1932/33 auch, wegen der Weltwirtschaftskrise allerdings nicht im vorgesehenen Umfang durchführen [563].

Schlusswort
Während der Arbeit an dieser Untersuchung stiess ich auf zwei Einschätzungen von Historikern, die sich ebenfalls mit dem Werk Samuel Engels auseinandergesetzt haben. Diese sollen zum Ausgangspunkt einiger abschliessender Überlegungen gewählt werden: „Engel […] zu studieren, ist schlicht eine Qual“ [564] urteilt Reinhard Krause, während Martin Stuber die Methode Engels im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit Gerhard Friedrich Müller als quellenkritisch im Sinne einer „[…] Gewichtung von schriftlicher Überlieferung aufgrund der Interessenlage des Verfassers“ bezeichnet [565]. Während die erste Einschätzung vom Schreibenden geteilt wird – obschon sie kein zulässiger Massstab für die Beurteilung eines Textes durch den Historiker sein kann –, so lässt sich der zweiten Einschätzung nur eingeschränkt zustimmen. Von den über tausend von Engel zwischen 1735 und 1781 veröffentlichten Druckseiten zur Geographie [566] – ohne dass in dieser Summe der 1767 erschienene fünfbändige Essai [567] mitberücksichtigt wäre –, las ich vieles nur kursorisch, da ich mich auf die wesentlichsten Aussagen in den beiden Hauptwerken Engels konzentrierte. Dieser einschränkenden Bemerkung zum Trotz gewinnt man aber auch dort den Eindruck, dass sich Engel häufig wiederholt und seine neuen Veröffentlichungen nur um Informationen ergänzt, die seine Hypothese stützen. Auffällig ist aber auch, dass er seine Veröffentlichungen dazu benutzte, um im Streit mit Gerhard Friedrich Müller wortreich auf Artikel zu replizieren oder zu polemisieren, die in den vom Theologen und Geographen Anton Friedrich Büsching herausgegebenen Wöchentlichen Nachrichten von neuen Landkarten, geographischen, statistischen und historischen Büchern und Sachen in dieser Causa publiziert wurden.[568] Im von Martin Stuber behandelten Fall, der sich ebenfalls um den Streit Engels mit Müller dreht, kann Engels Methode zwar durchaus als quellenkritisch bezeichnet werden, doch fällt auf, dass Engel in vielen anderen Fällen seine Quellen keiner kritischen Bewertung inbezug auf ihre Herkunft und ihrer Plausibilität unterzieht. Einen nicht unwesentlichen Anteil an diesem Mangel dürfte der Ehrgeiz Engels gespielt haben, einen Status als Gelehrter zu erlangen.

Davon unabhängig ist aber auch danach zu fragen, welchen Entwicklungsstand die Geographie als wissenschaftliche Disziplin zu jener Zeit hatte. In einer Arbeit über die Entwicklung der französischen Geographie im 18. Jahrhundert unterscheidet der Geograph und Geographiehistoriker Ernst Plewe zwei Typen von „Geographen“ [569]:

[…] Den Berufs- und Stubengelehrten, der wesentlich Kartograph und im übrigen Lehrbuch- und Lexikonschreiber war, und neben ihm den mit den konkreten Tatsachen der Welt konfrontierten Reisenden. Aber beide schätzten sich fast grundsätzlich nicht, verachteten und misstrauten sich, und die Stubengeographen waren ausserstande, das von den Reisenden reich, wenn auch unterschiedlich wertvoll eingebrachte Material, soweit sie es überhaupt für glaubwürdig und anñnehmbar hielten, ihrer Wissenschaft zu assimilieren. Warum nicht?
Der Geographie fehlte dazu noch alles, ein Konzept, eine Theorie, der Begriffsschatz und sogar die Ausdrucksfähigkeit, ein Sprachstil.[570]

Eklatant ist Engels Mangel an physikalischen Kenntnissen. Ob damals die theoretischen Grundlagen zu den folgenden beiden Tatsachen bereits vorhanden waren, müsste geprüft werden: Einerseits, dass eine helle Fläche mehr Strahlung reflektiert als eine dunkle; dies wäre von ihm aber mit einfachen Mitteln experimentell zu ermitteln gewesen. Andererseits, dass eine weiter von der Sonne entfernte Fläche (und im Fall der Polkappen zumal noch in einem flacheren Winkel beschienene) weniger Wärme absorbiert, als eine ihr näherstehende. Eine Voraussetzung, um wissenschaftsgeschichtlich kompetent arbeiten zu können, dies wurde mir bei der Arbeit an diesem Thema deutlich, ist, dass man sich in den entsprechenden Disziplinen gut auskennt – Neben der Beherrschung des Handwerkszeugs des Historikers erfordert es in diesem Fall also Kenntnisse der historischen Entwicklungen in der Astronomie, der Physik und der Geographie.[571]

Engels Prämisse war, dass das Nordpolarmeer eisfrei oder wenigstens die Nordostpassage schiffbar sein müsse. Über den Grund, weshalb sich solche Hypothesen oder „Theorien“ so lange halten konnten und neu hinzugekommene Beobachtungen ihnen immer wieder neuen Auftrieb verschaffen konnten, schreiben die Wissenschaftsjournalisten Charles Officer und Jake Page: „[…] Folgerungen und Hypothesen können durchaus logisch und vernünftig von den zum entsprechenden Zeitpunkt bekannten Fakten abgeleitet sein, aber selbst der logischste Gedankengang kann vollkommen in die Irre führen, wenn man mit einer falschen Annahme beginnt“ [572]. Knapper und abstrakter drückt es die Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston aus: „Rationalität führt nicht unbedingt zu Wahrheit“ [573].

Engel argumentierte oft nicht rational, also leidenschaftslos und auf der Basis gesicherter Fakten. Hätte er dies getan, wäre sein Werk allerdings weniger spektakulär, oder besser gesagt, spekulativ ausgefallen. Als Geograph kann Engel wohl am besten mit dem Begriff des Gentleman Amateur gefasst werden, wie heute eine bestimmte Gruppe von Angehörigen der Royal Society des 17. und 18. Jahrhunderts bezeichnet wird.[574] Gestützt auf den Wissenschaftshistoriker und -soziologen Steven Shapin, charakterisiert sie der Historiker Caspar Hirschi so:

Weil der exklusive soziale Status eines Gentleman zu ehrenwertem Verhalten verpflichtet habe, sei seinem Wort höhere Glaubwürdigkeit geschenkt worden, und weil er zu pekuniären Geschäften vornehme Distanz habe wahren müssen, sei sein Interesse an den Wissenschaften für rein erkenntnisgeleitet gehalten worden.[575]

Hirschi schränkt die These Shapins allerdings dahingehend ein, da
[…] das Ansehen und die Glaubwürdigkeit eines Wissenschaftlers nur für den kurzfristigen Erfolg seiner Forschungen von Relevanz sind. Langfristig ist es dagegen viel entscheidender, ob die Methoden und Resultate der Forschungen in die nachfolgende Wissensproduktion integrierbar sind.[576]

Engels Status als Patrizier, der auf den Titelblättern seiner Werke ersichtlich war [577], dürfte ihm zu Lebzeiten den Nimbus eines erkenntnisgeleiteten Wissenschafters verschafft haben. Allerdings wurde kein Ergebnis seiner Forschungen, Schriftstellerei trifft es wohl besser, in die nachfolgende Wissensproduktion integriert. In einem wesentlichen Punkt unterscheidet sich Engel allerdings von solchen Mitgliedern der Royal Society: Er gehörte keiner Körperschaft dieser Art oder einer Akademie an, was ihn zu einer Disziplinierung – nach Hirschi im Sinne disziplinierten Arbeitens und disziplinärer Abgrenzung gezwungen hätte, wie sie sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts vollzog.[578]

Man könnte es nun bei der Feststellung bewenden lassen, dass Engels Interesse an geographischen Fragen einfach auf Liebhaberei beruhte. Allerdings ist damit die Frage, weshalb er quantitativ betrachtet so produktiv war und weshalb er sein System so energisch verteidigte, nicht beantwortet. Im Sinn eines Ausblicks, der hier skizziert werden soll, fände sich eine Antwort möglicherweise darin, indem man die Geschichte seiner Familie und seine Biographie mit den sozialen und politischen Kämpfen jener Zeit verknüpft. Denkbar ist nämlich, dass Engel auf Grund seiner eigenen Erfahrungen ahnte, dass die ökonomischen Grundlagen bzw. die Legitimation seines Standes bzw. seiner Klasse brüchig wurden, sodass es ihm angezeigt schien, sich einem neuen Betätigungsfeld: dem eines Gelehrten zuzuwenden bzw. dieses verstärkt zu betreiben. Diese These soll in knapper Form mit folgenden Hinweisen untermauert werden: Der Aufstieg von Samuel Engels Vorfahren war steil, er vollzog sich innert zweier Generationen.[579] Den Status von Engels Grossvater erreichte sein Sohn aber bereits nicht mehr. [580] Samuel Engel musste mit zwei Landvogteien dritter und vierter Klasse vorliebnehmen, sein Sohn erlangte 1788 nur noch die flächenmässig kleine, viertklassige [581] Landvogtei Oron [582]; der Enkel Samuel Engels, Franz Carl, brachte es zum Reservehauptmann, ab 1823 war er Kirchmeyer und ab 1825 Mitglied des Grossen Rats.[583] Bedingt durch seine gesundheitlichen Beschwerden und damit wohl auch verbunden mit seiner psychischen Disposition, stand Engel eine standesgemässe und damit unter Umständen lukrative militärische Karriere nicht offen; eine unternehmerische Tätigkeit aber war den Vertretern seines Standes „fremd“, wie Rudolf Braun schreibt [584]. Bei der steten Verringerung der regierenden Familien, erhöhten sich für Samuel Engel und seine Söhne zwar die Chancen auf ein Amt. Allerdings hing dies auch davon ab, dass von jeder Generation dieser Familien mindestens ein Vertreter Mitglied im Grossen Rat sein musste, damit Aussicht auf ein einträgliches Amt bestand.[585] Bedingt durch den Tod seines ältesten Sohnes, verringerten sich die Chancen von Engels Familie, weil sie nur noch einen Vertreter stellen konnte; abgesehen davon, dass der Ruf der Familie wegen der Delinquenz des ältesten Sohnes sicher gelitten hatte.

Dass es „im Gebälk knackte“, um es etwas salopp zu formulieren, mag Engel auch an weiteren Erfahrungen und Zeichen abgelesen haben. Während seiner Zeit als Landvogt in Aarberg traf er auf ärmliche [586], „[…] störrische und schwer zu regierende Bauern […]“ [587], die das Gemeinwerk verweigerten [588]. Dort, wie auch in der Landvogtei Echallens, wo die wirtschaftlichen [589] und sozialen [590] Verhältnisse desolat waren, kam Holzfrevel, d.h. Holzdiebstahl in grossem Ausmass vor [591]. Während es sich bei der sogenannten Henziverschwörung [592] bzw. dem Burgerlärm [593] von 1749 um eine Verschwörung innerhalb des städtischen Patriziats handelte, wurden Forderungen von Genfer Natifs – den in Genf geborenen Kindern eines zugezogenen Vaters – nach wirtschaftlicher Gleichstellung und erleichtertem Zugang zur Neubürgerschaft 1770 gewaltsam unterdrückt.[594] Rudolf Braun weist auch auf Unruhen in den Landsgemeindeorten und auf Untertanenkonflikte [595] sowie auf „[…] den von Landbewohnern ausgelösten und getragenen ’Chenaux-Handel’ […]“ im Jahr 1781 in Freiburg hin [596], bei dem die Regierung Hilfstruppen aus Bern anforderte [597]. Weil man ein Übergreifen des Aufstands auf die welschen Landvogteien befürchtete, entsprach Bern diesem Gesuch umgehend.[598]

                                                                  ***

Zum Schluss soll, inspiriert vom Historiker Alexander Demandt [599], spekulativ noch der Versuch unternommen werden, darzustellen, was geschehen wäre, wenn die Durchfahrt durch den Treibeisgürtel im Norden Spitzbergens im Sommer 1773 gelungen wäre und sich Kommandant Phipps und Kapitän Lutwidge entschlossen hätten, das mehr oder weniger eisfreie Meer um den Nordpol, in das sie gelangt waren für, sagen wir, ein Jahr zu erforschen. Bedenken, weil die Schiffe nur auf ein halbes Jahr verproviantiert waren, hatten sich zerstreut, weil sie Wale gesichtet hatten. Somit war die Versorgung mit frischem Fleisch sichergestellt; auch konnte ihr Speck den Brennstoff für den von Doktor Irving erfundenen Apparat zur Destillation von Seewasser [600] liefern. Der Wissenschafter Israel Lyons, der vom Kommandanten und dem Kapitän zu ihren Beratungen hinzugezogen wurde, hatte letzte Bedenken mit dem Argument zerstreut, dass man die Fische und Seetiere, die er hier, wie bereits auch in den Gewässern um Spitzbergen gefangen und beschrieben hatte [601], zur Not auch essen könne.

Nach der glücklichen Heimkehr der beiden Schiffe nach England im Sommer 1774 wurden die beiden mutigen Männer und ihre tüchtigen Mannschaften im ganzen Land gefeiert; bis auf ein Besatzungsmitglied, das im Sommer 1773 an Auszehrung gestorben war [602], waren sie vollzählig und gesund geblieben. Unverzüglich begann die Admiralität neue Pläne zu schmieden; unter strikter Geheimhaltung liess sie neue Karten in Kupfer stechen und leitete alle notwendigen Massnahmen ein, um die neu entdeckten Gewässer in der nächsten Saison mit diesmal vier Schiffen zu erkunden. Lutwidge blieb nach seiner Rückkehr die Neugier eines gewissen shipmate Nelson besonders in Erinnerung: Bereits im Sommer 1773 war der junge Mann aufgefallen [603], und auf seine wiederholten Bitten im Winter 1773/74 bewilligte er ihm, während seiner dienstfreien Zeit die Bordbibliothek zu benutzen. Bemerkenswert fand Lutwidge, dass sich dieser Nelson offenbar besonders für Fragen der Seekriegsführung zu interessieren schien, wie ihm von einer seiner Offiziere zugetragen worden war.

Daines Barrington aber, der kurz nach der Rückkehr der Racehorse und der Carcass zum Ehrenmitglied der Royal Society ernannt worden war, erinnerte sich an den Berner Geographen und schickte ihm eine Einladung zu einem Bankett, das die Royal Society zu seinen Ehren ausrichten wollte. Auch bat er Engel um eine Zusammenfassung seiner Studien, die in den Philosophical Transactions veröffentlicht werden sollte. Bald nach Eingang der Einladung bei Engel erschienen im Avis-Blatt sowie im Hochoberkeitlich privilegierten Wochenblatt Meldungen, welche Ehre Engel zuteilgeworden war. Und der Kleine Rat beeilte sich, dem nun berühmten Sohn ihrer Stadt eine Medaille zu verleihen. Auf ihrer Vorderseite war sitzend Eugéa, die Muse der Geographie, eingeprägt; ihrem Betrachter hielt sie eine prächtig mit Lorbeer geschmückte Windrose entgegen, deren Nadel nach Norden wies.

Begleitet von den johlenden Rufen einiger Gassenbuben kletterte der greise Engel wenige Tage nach seiner Ehrung in Begleitung seines Schwiegersohns Emanuel Hartman in eine Kalesche, die sie in zwei Tagen nach Basel brachte, von wo sie mit einem Schiff nach Rotterdam fuhren. Erschöpft von den Albträumen, die ihn unterwegs in den Herbergen heimgesucht hatten und gestützt auf seinen Stock und zur anderen Seite auf den Arm seines Schwiegersohnes, stieg Engel an einem nebligen Tag im Spätherbst 1774 die Gangway zu einem Zweimast-Schoner hoch. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er zur See fahren. –

Endnoten
1 Auch als arktisches Mittelmeer oder Arktik bezeichnet. Vgl. Blümel: Polargebiete, S. 28.
2 Die Angabe von Geburts- und Sterbejahren von Personen, die hier erwähnt werden, würden die Lesbarkeit dieser Arbeit erschweren. Deswegen und weil sie leicht zugänglich sind, wurden sie weggelassen.
3 Vgl. Klöti: Beitrag.
4 Pulver, Paul: Samuel Engel. Ein Berner Patrizier aus dem Zeitalter der Aufklärung, 1702-1784. Bern, Leipzig 1937.
5 Pulver: Engel, S. 360, Fn. 1. In den folgenden Endnoten wird Fussnote stets mit Fn. abgekürzt.
6 Vgl. Dörflinger: Diskussion, S. 168, Fn. 28.
7 Vgl. Stuber: Forschungsreisen. Der Vollständigkeit halber ist noch der bereits 1952 veröffentlichte Aufsatz mit dem Titel Samuel Engel. Premier américaniste suisse von René Naville zu erwähnen. Vgl. Naville: Engel.
8 Vgl. Williams: Labyrinth, S. 132-133, 145 sowie 147; Nurminen/Lainema: Arktis, S. 247; Klöti: Beitrag; Savours: Geography, S. 403.
9 Daston: Wunder, S. 16.
10 „Als eigentliche schweizerische Wissenschaft entstand die Hochgebirgsforschung.“ Im Hof: Schweiz, S. 88. „Die Tradition der Schweizer Interessen an der Polarforschung liegt in der alpinen Forschung begründet.“ Baumer/Clottu/Vogel/Schlüchter: Rolle, S. 7. „Wenn man von schweizerischen 'Beiträgen' spricht, hat das Wort seinen ursprünglichen Sinn: Schweizer haben vor allem mitgemacht, mit Anderen, um etwas hineinzutragen zum grossen Sammelergebnis der Polarforschung. Es ging nie um nationales Prestige, auch wenn gelegentlich patriotische Gefühle aufkeimen mochten, wenn das Schweizerfähnchen wehte – meist mit anderen zusammen." Quervain: Beiträge, S. 78. Polarforschung wird definiert als „Forschungsrichtung verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, die sich mit den speziellen Bedingungen der Arktis und Antarktis befasst, unter anderem Vegetationsverhältnissen in hohen Breiten, klimatologischen und glaziologischen Bedingungen. In neuester Zeit erlangte die Polarforschung Bedeutung zur Auffindung günstiger Schifffahrtsrouten in den vereisten Gebieten, aber auch für die Gewinnung von historischen Umweltdaten, die in den Eisschilden Grönlands und der Antarktis gespeichert sind.“ Quervain: Polarforschung, S. 193, Spalte. 1. Abkürzungen wurden in diesem Zitat aufgelöst und die Rechtschreibung angepasst. In den folgenden Endnoten wird Spalte stets mit Sp. abgekürzt.
11 In der 2015 erschienenen Festschrift zum 200-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften stellen die beiden Historiker Patrick Kupper und Bernhard C. Schär fest: „Die Schweiz ist ein Land der Naturforschenden. Nur ist sie sich dessen nicht bewusst. Historische Darstellungen, welche dieses Phänomen zu fassen und zu erklären versuchen, sind rar.“ Kupper/Schär: Schweiz, S. 13. „Gäbe es eine Liste der unpopulärsten Themen unter Historikerinnen und Historikern der Schweiz, die Geschichte der Naturwissenschaften müsste ganz weit oben stehen.“ Kupper/Schär: Wissen, S. 274. Die einzige neue, unter der Flagge der Postcolonial Studies segelnde und mit einigen Fehlern behaftete Arbeit veröffentlichte Lea Pfäffli 2015 unter dem Titel Diplomatie statt Heldentum. Robert Haefeli, die Schweizer Polarforschung und der Kalte Krieg. Vgl. Pfäffli: Diplomatie. Unter dem Titel Das Wissen, das aus der Kälte kam. Eine Verflechtungsgeschichte um 1912 schliesst Lea Pfäffli zurzeit an der Professur für Technikgeschichte der ETH Zürich ihre Dissertation ab.
12 So richtet seit 2009 das Swiss Committee on Polar and High Altitude Research der Akademie der Naturwissenschaften alljährlich den Prix de Quervain für hervorragende Forschungsarbeiten an Nachwuchswissenschafter aus.
13 Quervain: Polarforschung, S. 193, Sp. 1-S. 194, Sp. 2. Die allerdings nur die naturwissenschaftliche sowie die archäologische Forschung erfassende Übersicht über die von der Schweiz aus betriebene Polarforschung findet sich im 1992 erschienenen Schweizer Lexikon. Geographisch gegliedert sind dort über die Zeitspanne von 1908 bis 1992 nicht weniger als 24 Forschungsprojekte erwähnt. Vom Hauptartikel wird auf elf weitere Einträge zu Schweizer Wissenschaftern sowie auf sieben Sachthemen verwiesen, die in einem Bezug zu diesem Thema stehen. Vgl. Quervain: Polarforschung, S. 193, Sp. 1-S. 194, Sp. 2.
14 Vgl. Rikli/Heim: Grönland, S. VI.
15 Vgl. Vogt: Nord-Fahrt. Eine Veröffentlichung Gresslys über seine Untersuchungen auf Jan Mayen existiert nicht. Fünf erhaltene Feldbücher Gresslys zwischen 1855 und 1863 wurden vom Naturmuseum Solothurn digitalisiert; diese könnten möglicherweise näheren Aufschluss zu seinen Untersuchungen geben. Vgl. Gressly: Feldbücher.
16 Hantke: Werk, S. 256. Heer veröffentlichte die monumentale Flora fossilis arctica, Winterthur 1868-1883.
17 Nicht unerwähnt bleiben soll John Webber oder Johann Wäber, der beim Berner Radierer Johann Ludwig Aberli ausgebildet wurde und als Expeditionszeichner und -maler James Cook auf seiner dritten Expedition begleitete. 1791 schenkte er der Stadtbibliothek zahlreiche Objekte. „Sie bildeten den Grundstock der bedeutenden, schweizweit drittgrössten ethnographischen Sammlung im Historischen Museum Bern.“ Ritter-Lutz: Welt, S. 290.
18 Vgl. Pulver: Engel, S. 378-379.
19 Vgl. ebd., S. 15.
20 Vgl. ebd., S. 16.
21 Vgl. Strahm: Bern, S. 77. Pulver bezeichnet es als das zweihöchste, nach Strahm ist es nach dem regierenden Schultheissen und dem Altschultheissen das dritthöchste Amt des hohen Standes Bern.
22 Vgl. Pulver: Engel, S. 14.
23 Vgl. ebd., S. 14.
24 Vgl. ebd., S. 15.
25 Vgl. ebd., S. 15. Vollständiger Titel des Werks: Compendium juris, das ist, eine gründliche Vorstellung, wie ein jeder mit Recht Klagender durch ein sicheres Recht schleunigst und mit wenigstem Kosten zu dem Seinigen gelangen, und im Gegentheil ein jeder wider Recht Beklagter bey dem Seinigen geschützet werde samt einem Anhang vom Wittwen und Weysen-Recht, Bern 1724.
26 Pulver: Engel, S. 17.
27 Ebd., S. 17. In einem Nekrolog schrieb Niklaus Emanuel Tscharner über Engel: „Sein Körper von Natur fett und schwer und unbiegsam, wurde es noch mehr aus Mangel von Bewegung und Uebung; Er schien daher in seinem Thun und Lassen, langsam und bedacht, Er war es in seinem Gang, in seiner Stellung, so gar in seiner Rede […].“ Tscharner: Ehrengedächtniss, S. 3-4. Alle zitierten Stellen in dieser Arbeit wurden mit Ausnahme von Satzanfängen, Umlauten und des Eszett immer buchstäblich übernommen.
28 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 339.
29 Pulver: Engel, S. 17. Über die „Lesewut“ im ausgehenden 18. Jahrhundert vgl. Wittmann: Geschichte, S. 186-187 u. 191-192.
30 Vgl. Pulver: Engel, S. 18 u. 222.
31 Vgl. ebd., S. 18. Mit der Einführung von weltlichen Wissenschaften mit ständigen Professuren – ab 1709 Beredsamkeit, Geschichte und Geographie, ab 1718 Recht und ab 1736 Mathematik – kam für die Obere Schule der Name Akademie auf. Vgl. Feller: Geschichte, 3, S. 632-633.
32 Vgl. Pulver: Engel, S. 19. „Der Zutritt zu der Untern und der Obern stand vorweg den Burgern der Hauptstadt und der Landstätte offen. Doch wurden auch Söhne von Hintersassen, Landleuten und Glaubensflüchtlingen angenommen. Die Behörde erteilte 1701 die Weisung, unter ihnen eine strenge Auswahl zu treffen und nur die vielversprechendsten Begabungen zum höhern Studium zuzulassen. Diese Bestimmung wurde milde gehandhabt; der Schulrat erteilte häufig die Erlaubnis.“ Feller: Geschichte, 3, S. 634-635.
33 Vgl. Pulver: Engel, S. 8.
34 Vgl. ebd., S. 19 u. 340, Endnote 11. In den folgenden Endnoten wird Endnote stets mit En. abgekürzt.
35 Ebd., S. 19.
36 Der Äussere Stand imitierte die bernische Regierung (Innerer Stand) in seiner Verwaltungsstruktur mit sämtlichen Ämtern wie Schultheiss, Seckelmeister, Venner, Räten und fiktiven Landvogteien und besass ein eigenes Rathaus. Der Äussere Stand bereitete auf die Verwaltungstätigkeit im eigentlichen Regiment vor.
37 Vgl. ebd., S. 20. Pulver bezeichnet den Äussern Stand als Scheinstaat. Vgl. ebd., S. 8. „Neben den Wahlgeschäften, der imitierten Verwaltungstätigkeit und der disziplinierenden Rechtsprechung und Bussenerteilung […] stellte die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen das Rückgrat der Tätigkeit des Standes dar.“ Wäber: Veranstaltungen, S. 53.
38 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 340, En. 12.
39 Vgl. Pulver: Engel, S. 20.
40 Vgl. ebd., S. 21. Hans Bloesch gibt als Jahr der Wahl zum Waisenschreiber 1729 an. Vgl. Bloesch: Engel, S. 8.
41 Ebd., S. 21. Hervorhebungen von Paul Pulver.
42 Vgl. ebd., S. 21. „Der Grosse Rat [oder Rat der Zweihundert bzw. CC] bestand, wenn er vollzählig war, aus 299 Mitgliedern. Die Mitgliedschaft war lebenslänglich. Nach dem Gesetz musste mit Neuwahlen gewartet werden, bis mindestens 80 Plätze durch den Tod von Ratsherren frei geworden waren, was alle acht bis zehn Jahre der Fall war. Der Grosse Rat war selbst Wahlbehörde.“ Strahm: Bern, S. 79-80. „Der Kleine Rat war die eigentliche Regierungsbehörde, wennschon die höchste Gewalt oder Souveränität beim Grossen Rat lag.“ Ebd., S. 78.
43 Vgl. ebd., S. 22.
44 Ebd., S. 22.
45 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 22.
46 Vgl. Pulver: Engel, S. 24. Die Empfehlung für Engel wurde mit folgenden Worten begründet: „Da dann Hr. Samuel Engel mit einer weitläufigen Dissertation und das darauf erfolgete Examen gezeiget, dass er von einer grossen Lectur und in allerhand zu einem Bibliothecario erfordernden Sprachen und Wissenschaften versehen und also billich Euer Gnaden könne vorgeschlagen werden.“ Zitiert nach Bloesch: Engel, S. 9.
47 Haller gehörte zu den Gegnern des patrizischen Familienregiments, das er als Oligarchie bezeichnete und seine Berufung nach Göttingen bewahrte ihn vermutlich davor, in die Konspirationen der 40er-Jahre hineingezogen zu werden. Vgl. Strahm: Bern 72-73.
48 „Eine eigene naturwissenschaftliche Zeitschrift, die den ausländischen Periodica der Akademien gleichgestellt werden könnte, besass die Schweiz nicht. Einen gewissen Ersatz boten dafür der [1732 in Neuenburg begründete] ‘Mercure Suisse’ […].“ Fueter: Aufklärung, S. 112.
49 Vgl. Pulver: Engel, S. 21.
50 Bucher: Beschreibung, S. 15.
51 Vgl. Bloesch: Engel, S. 13. Der schwedische Reisende J.J. Björnståhl hielt 1773 folgende Nutzungseinschränkungen fest: „Die hiesigen Gesetze erlauben niemand unter fünf und zwanzig Jahren, und niemand vom schönen Geschlechte, auf die Bibliothek zu gehen.“ Zitiert nach Ritter-Lutz: Welt, S. 289.
52 Beim Amtsantritt Engels war die Bibliothek nicht einmal vor Feuer und Regen geschützt. Vgl. Pulver: Engel, S. 25-26. Zur Geschichte der Bibliothek im 18. Jahrhundert vgl. auch Ritter-Lutz: Welt, S. 290-292.
53 Vgl. Pulver: Engel, S. 28-29.
54 Ebd., S. 28.
55 Vgl. ebd., S 28. Nach Ablauf der sechs Jahre bewilligte der Grosse Rat 1747 erneut sechs Jahresraten à 400 Taler.
56 Vgl. ebd., S. 29. „Es ist eine der Begleiterscheinungen der Aufklärung, die mit besonderem Behagen sich am Mut verbrannter oder verbannter Atheisten und Erzketzer erfreute, und mit etwas philisterhaft anmutendem Behagen die Blasphemien und Spöttereien genoss. […]. Wir verstehen damit auch besser, warum Samuel Engel nicht immer die nötige Gegenliebe fand bei den Herren Vorgesetzten der Bibliothek, wenn er seine Schätze der Berner Büchersammlung anbot, die von lauter geistlichen Würdenträgern beaufsichtigt war.“ Bloesch: Engel, S. 53.
57 Vgl. ebd., S. 30. Für den Verkauf seiner Sammlung verfasste er einen 300seitigen Auktionskatalog mit dem Titel Bibliotheca selectissima sive catalogus librorum in omni genere scientiarum rarissimorum, Bern 1743. Bis Anfang Juni 1744 versandte Engel insgesamt 647 Kataloge nach London, Den Haag, Paris, Hamburg, Leipzig, Berlin, Lübeck, Altona, Frankfurt, Nürnberg, Ulm, Genf und nach Italien. Vgl. Bloesch: Engel, S. 38-39, Fn. 1.
58 Bloesch: Engel, S. 48.
59 Vgl. ebd., S. 17-22.
60 Vgl. ebd., S. 24-28. Petri d'Ebulo carmen de motibus siculis, et rebus inter Henricum VI, Bern 1746.
61 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 34.
62 „Er gab allein Gesetze und hob sie auf, entschied über Auflagen, Krieg, Frieden und Bündnisse, übte die oberste und peinliche Gerichtsbarkeit aus, erwählte die vornehmsten Staatsbeamten und hatte die Aufsicht über die Verwaltung der öffentlichen Einkünfte, so wie dort die ausserordentlichen Ausgaben bewilligt wurden, die eine Summe von 100 Thalern überstiegen.“ Tillier: Bern, 5, S. 329, zitiert nach Braun: Schweiz, S. 222. „Ein Grossratsmandat bringt kaum mehr als eine Honoratiorenvergütung ein; es ist nicht hauptamtlich, doch tagt in Bern der Grosse Rat immerhin dreimal wöchentlich. Die Berner Standesmitglieder bringen eben alle die Voraussetzung mit, ihre Zeit dem Staatsdienst zu widmen.“ Braun: Schweiz, S. 223.
63 Vgl. Pulver: Engel, S. 33-35.
64 Vgl. ebd., S. 41. Der Geldwert von 600 Kronen entsprach etwa dem Jahresbedarf einer kleinen bürgerlichen Familie mit vier Personen, einer Köchin und einer Kindermagd am Ende des 18. Jahrhunderts. Vgl. Strahm: Bern, S. 77.
65 Vgl. ebd., S. 43.
66 Von Engel sind 579 Briefe an Haller überliefert. Vgl. Stuber: Forschungsreisen, S. 176.
67 Pulver: Engel, S. 44.
68 Vgl. ebd., S. 40. Die Mitglieder des Grossen Rats zeichnete ein Barett als Kopfbedeckung aus.
69 Vgl. ebd., S. 41. „In Bern besteht insofern eine gewisse, allerdings nur partielle Trennung von Regierung und Verwaltung, als die Landvögte, solange amtierend, als Ratsmitglieder inaktiv sind. Dies ergibt sich einerseits aus ihrer Unabkömmlichkeit, residieren sie doch auf ihren Landvogteisitzen. Andererseits ist diese Inaktivierung […] wohl auch dadurch bedingt, dass der Grosse Rat nach Ablauf der Amtszeit die Rechnungsführung und Amtstätigkeit der Landvögte zu kontrollieren hat.“ Braun: Schweiz, S. 223.
70 Vgl. Pulver: Engel, S. 43.
71 Vgl. ebd., S. 45-48.
72 Vgl. ebd., S. 49.
73 Ebd., S. 49.
74 Vgl. ebd., S. 48. Um zur Grössenordnung dieser Schulden einen Vergleich zu ziehen: Das Gesamteinkommen der obersten beiden medizinischen Professoren an der Universität Basel betrug im Jahr 1760 etwa 500 Pfund. Nach Fueter entspricht der Metallwert des Pfunds dem zweieinhalbfachen Betrag in Franken in der Zeit um das Jahr 1940. Vgl. Fueter: Aufklärung, S. 117.
75 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 50.
76 Vgl. Pulver: Engel, S. 50.
77 Vgl. ebd., S. 51.
78 Vgl. ebd., S. 343, En. 61 sowie Capitani: Bern, S. 93-94. Dieser Commissarius hatte seit den 1720er Jahren die ausländischen Gelder, die hauptsächlich in englischen Papieren angelegt waren, zu beaufsichtigen. In der Berner Amtshierarchie stand diese Stelle auf gleicher Stufe wie die Landvögte. „Gegen Ende des Jahrhunderts bildeten die Zinserträge der Anlagen im Ausland bei weitem den grössten Einnahmeposten der Republik, vor dem Zehnten, den Zöllen und dem Salzmonopol.“ Capitani: Bern, S. 94.
79 Pulver: Engel, S. 51.
80 Vgl. ebd., S. 51.
81 Vgl. ebd., S. 51.
82 Diese Schrift stellte er im gleichen Jahr Friedrich II. zu, wo sie aber nicht weiter beachtet wurde. 1752 gelangte sie, von Engel veranlasst, nach London, „[…] wo die Vorschläge des Berners in den massgebenden Kreisen Aufsehen erregten.“ Pulver: Engel, S. 228 u. 360, En. 10. Bei dieser Schrift muss es sich um ein Manuskript gehandelt haben.
83 1662 von König Karl von England offiziell anerkannt und zur Royal Society of London for Promoting Natural Knowledge ernannt. Sie behielt den Status einer privaten Vereinigung, die sich durch Jahresgebühren der Mitglieder, fellows, finanzierte, deren Zahl 1781 479 betrug, darunter mehr als 150 Ausländer. Vgl. Losefeld: Universitäten/Akademien, S. 512, Sp. 1.
84 Vgl. Pulver: Engel, S. 228. Vautravers wurde 1755 Mitglied der Royal Society und zwei Jahre später englischer Staatsbürger.
85 Vgl. Strahm: Bern, S. 147. Pulver nennt acht „Gemeinden“. Vgl. Pulver: Engel, S. 54.
86 Vgl. Pulver: Engel, S. 55.
87 Vgl. ebd., S. 56.
88 Vgl. ebd., S. 54.
89 Vgl. ebd., S. 57.
90 Vgl. ebd., S. 58.
91 „Ökonom, m. (gr.) der Hauswirth, Wirtschafter, Landwirth, Landmann.“ Weber: Fremdwörter, S. 419, Sp. 1.
92 Vgl. Pulver: Engel, S. 59-60, ausführlich S. 211-219.
93 Vgl. ebd., S. 60-61, ausführlich S. 206-211.
94 Vgl. ebd., S. 72.
95 Vgl. ebd., S. 72-73.
96 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 73-74.
97 Vgl. Pulver: Engel, S. 74.
98 Ebd., S. 144.
99 So das Insuln-Direktorium (Präs.), Pflanzschule (= Waisenhaus; vgl. Pulver: Engel, S. 153) und Seminarij, Burgerkammer, Chorgericht (Präs.), Landesfriedliche Kommission, Kornkammer, Landsalmosenkammer sowie die Wachtgelder-Kommission. Vgl. Pulver: Engel, S. 144 u. 352, En. 1.
100 Vgl. Strahm: Bern, S. 80. „Die Sechzehner werden jeweils am Mittwoch vor Ostern für eine einjährige Amtsperiode aus dem Kreis der Grossräte gewählt; die Wahl erfolgt jedoch durch den Kleinen Rat. Sie sind ein Gremium, das die Geschäftstätigkeit und die Verwaltung des Kleinen Rates zu überwachen und vom Kleinen Rat in schwierigen Fragen beratend zugezogen werden kann.“ Braun: Schweiz, S. 221, Fn. 15.
101 Vgl. Strahm: Bern, S. 78.
102 Vgl. Pulver: Engel, S. 145.
103 Vgl. ebd., S. 116-117 sowie S. 140.
104 Vgl. ebd., S. 141.
105 Vgl. ebd., S. 118.
106 Vgl. ebd., S. 349, En. 1. Nach Pulver stammen die 2'156 handschriftlichen Seiten hauptsächlich von Engels Hand. Zudem erwähnt er dort, dass auch die Korrespondenz Engels in dieser Sache mehrere hundert Briefe zähle. Allein mit Hans Conrad Heidegger, dem Zürcher Gesandten an der Frauenfelder Konferenz 1759, sollen von 1747 bis 1759 über 1‘000 Briefe über dieses Thema gewechselt worden sein, wie Engel Hans Caspar Hirzel 1767 in einem Brief mitteilte. Vgl. ebd., S. 140 sowie S. 351, En. 39. Pulver gibt im Kapitel Engels Freundeskreis (S. 242-269) die Vornamen Heideggers mit Johann Konrad an (vgl. ebd., S. 257), während das Historische Lexikon der Schweiz sie mit Hans Conrad angibt. Vgl. Lassner: Heidegger, S. 196, Sp. 2.
107 Pulver: Engel, S. 146.
108 Vgl. ebd., S. 146-147 sowie Stettler: Bundesbriefe, S. 6, Sp. 2.
109 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 188.
110 Vgl. Pulver: Engel, S. 187-188.
111 Vgl. ebd., S. 188.
112 Vgl. ebd., S. 189.
113 Erne: Gesellschaften, S. 417, Sp. 1-2.
114 Vgl. Pulver: Engel, S. 188-192.
115 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 192. Über die Oekonomische Gesellschaft Bern vgl. auch Stuber: Gesellschaft, S. 36-40.
116 Vgl. Pulver: Engel, S. 159.
117 Vgl. ebd., S. 159-160.
118 Engel: Abhandlung, I, 525. „Im systematischen Programm der Oekonomischen Gesellschaft von 1762 nahm die Forstwirtschaft eine wichtige Stellung ein – über 40 Untersuchungsfragen widmeten sich diesem Gegenstand.“ Stuber: Forstwirtschaft, S.103.
119 Vgl. Pulver: Engel, S. 161.
120 Vgl. ebd., S. 161.
121 Allgemeines helvetisches, eydgenössisches, oder schweitzerisches Lexicon, in welchem das, was zu wahrer Erkantnuss des ehe- und dissmahligen Zustandes und Geschichten der helvetischen und eydgenössischen oder schweitzerischen, auch deroselben zugewandten und verbündeten Landen in alphabetischer Ordnung vorgestellet wird von Hans Jacob Leu, Zürich 1747-1765.
122 Vermutlich ein Pfarrhaus. Der Begriff ist weder im Schweizerischen Idiotikon noch im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm noch im Universal-Lexikon von H.A. Pierer in der Ausgabe 1835-1836 nachgewiesen.
123 Heute: Le Talent.
124 Leu: Lexicon, 18, S. 323. Echallens zählte im Jahr 1784 387 Einwohner; davon waren 217 Protestanten und 170 Katholiken. Vgl. Pulver: Engel, S. 356, En. 50.
125 Ebd., 18, S. 323-324. In der Liste der Landvögte von Echallens findet sich Samuel Engel als letzter im 1763 erschienenen 18. Band. Vgl. ebd. S. 325.
126 Meiners: Briefe, 2, Titelblatt.
127 Ebd., 2, S. 242.
128 Spätheu, zweiter Graswachs.
129 Das bis in frühe 20. Jahrhundert gebräuchliche Flächenmass Juchart betrug je nach Region und Beschaffenheit des Geländes zwischen 27 und 36 Aren.
130 Vgl. Pulver: Engel, S. 162-164.
131 Gemeint sein dürfte der Befall des Roggens mit Mutterkorn (lat. Secale cornutum), das beim Verzehr zu schweren Vergiftungen führt.
132 Vermutlich Johannisbeeren.
133 Pulver: Engel, S. 354, En. 15.
134 Vgl. ebd. S. 170 u. 354, En. 23.
135 Vgl. ebd., S. 174.
136 Vgl. ebd., S. 171-172.
137 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 172 aus Murtnische Abschiede.
138 Weitere Mediatämter waren Murten, Grandson sowie Schwarzenburg. Allein die Dokumente von Engel über Echallens an der Konferenz des Jahres 1761 hatten einen Umfang von 233 Seiten, während der Umfang der Akten zu den übrigen Ämtern an der gleichen Konferenz zwischen 3 und 34 Seiten betrug. Vgl. Pulver: Engel, S. 356, En. 47.
139 Vgl. Pulver: Engel, S. 178.
140 Vgl. ebd., S. 166.
141 Vgl. ebd., S. 179.
142 Zitiert nach Pulver: Engel, S. 180.
143 Pulver: Engel, S. 179.
144 Das Bündnis zwischen Österreich, Russland und Frankreich 1756 gegen Friedrich den Grossen.
145 Im Hof: Jahrhundert, S. 161.
146 Ebd., S. 161.
147 Vgl. Pulver: Engel, S. 316.
148 Vgl. ebd., S. 316-317. Engel berechnete den Weg von Echallens nach Schinznach auf 40 Stunden. Vgl. ebd., S. 373, En. 14. Der Beziehung Engels zur Patriotischen Gesellschaft und seinen Bemühungen für eine geeinte Eidgenossenschaft widmet Pulver unter dem Titel Patriotische Träume ein ganzes Kapitel. Vgl. ebd., S. 313-331.
149 Vgl. ebd., S. 281.
150 Diese Ereignisse gingen unter dem Begriff Genfer Revolutionen in die Geschichtsschreibung ein. Vgl. Quadroni: Revolutionen, S. 272, Sp. 1-2.
151 Vgl. Pulver: Engel, S. 281.
152 Vgl. ebd., S. 283.
153 Ebd., S. 283.
154 Vgl. ebd., S. 288.
155 Ebd., S. 289.
156 Vgl. ebd., S. 290.
157 Vgl. ebd., S. 293. “Als Ideal schwebte ihm ein aristokratisches Staatswesen vor, in dessen souveränen Bürgerstand Freiheit und völlige Gleichheit unter allen Gliedern herrscht, wo eine väterlich sorgende, aber strengen Gehorsam verlangende Obrigkeit auch die niedern Stände und Untertanen gütig und gerecht behandelt; ein Staatswesen, wo Unterdrückung und Verkürzung der Rechte keinen Platz finden, wo jedem das Seine zukommt und darum jeder gerne seine Pflicht erfüllt; ein Staatswesen endlich, das bei solchem Zustand glücklicher Zufriedenheit auch seine Unabhängigkeit nach aussen zu wahren weiss.“ Pulver: Engel, S. 293-294.
158 Vgl. ebd., S. 295.
159 Vgl. ebd., S. 299. Ab 1767 verfolgte der französische Staatssekretär Etienne François de Choiseul die Idee, im unter französischer Herrschaft stehenden Versoix, das nur zwei Wegstunden von Nyon entfernt lag, zur Kontrolle des Land- und des Seewegs zwischen Bern und Genf eine befestigte Handelsstadt mit Hafen zu bauen. Vgl. ebd., S. 296-300.
160 Vgl. ebd., S. 302. „In Bern begannen die ungünstigen Witterungsverhältnisse im Herbst 1768 und setzten sich bis 1770 fort.“ Mauelshagen: Klimageschichte, S. 97. Im Gegensatz zu Böhmen weitete sich der Nahrungsmangel in Bern jedoch nicht zu einer Mortalitätskrise aus. Vgl. ebd., S. 97.
161 Ebd., S. 303. Engel führte im Winter 1771 eine Armenspeisung ein, die nach Neujahr 1772 mit der täglichen Speisung von 100 Armen mit Kartoffelmus erneut erforderlich wurde. Vgl. ebd., S. 310 u. 371, En. 30.
162 Vgl. ebd., S. 303, Stuber: Kartoffelbrot, S. 125.
163 Vgl. ebd., S. 304; Stuber: Kartoffelbrot, S. 125.
164 Essai sur la manière la plus sûre d'établir un système de police des grains, Bern 1772.
165 Vgl. Pulver: Engel, S. 305.
166 Traité de la nature, de la culture, et de l'utilité des pommes de terre, par un ami des hommes, Lausanne 1771.
167 Vgl. Pulver: Engel, S. 305-307.
168 Vgl. ebd., S. 307-308. „Sein Bestreben ging vor allem dahin, frühe Sorten zu finden, da in der Zeit zwischen Winterende, wo das Getreide fehlte, und der neuen Ernte der Nutzen der Kartoffel am grössten sein musste.“ Ebd., S. 307-308.
169 Vgl. Stuber: Kartoffelbrot, S.123-126.
170 Anweisung und Nachricht über den Erdäpfel-Bau sonderlich von denen in den Jahren 1771 und 1772 desshalb angestellten Versuchen und Erfahrungen, Bern 1773. Mit dieser Schrift wurde Engel zum international anerkannten Kartoffelexperten und verfasste den 1777 erschienenen Artikel Pommes de terre für die Supplementbände der grossen Encyclopédie. Für seine Verdienste für die Getreideversorgung und die Einführung der Kartoffel verlieh ihm der Rat von Nyon im Jahr 1772 eine eigens für ihn geschaffene Ehrenmedaille. Vgl. Stuber: Kartoffelbrot, S. 125 sowie Pulver: Engel, S. 311. Unter Beizug des Lausanner Apothekers Guillaume- Otto Struve stellte Engel auch Versuche an, „[…] aus dem schleimigen Mark der Samenbollen – nicht aus der Kartoffel – gebranntes Wasser herzustellen“, wie Pulver in tadelndem Ton festhält. Vgl. Pulver: Engel, S. 309.
171 Vgl. Pulver: Engel, S. 311.
172 Ebd., S. 332.
173 Vgl. ebd., S. 332. Franz Christoph übernahm 1788 die Landvogtei in Oron und starb 1820. Mit seinem Sohn Franz Carl (1791-1870) erlosch das patrizische Bernergeschlecht der Engel. Vgl. ebd., S. 374, En. 5.
174 Ebd., S. 333.
175 Vgl. ebd., S. 334. „Ueber das weitere Schicksal dieser grossangelegten Aktion sind wir nicht unterrichtet, da Mitteilungen fehlen.“ Ebd., S. 334.
176 Vgl. ebd., S. 334.
177 Ebd., S. 335.
178 Ebd., S. 336.
179 Ebd., S. 336.
180 Vgl. ebd., S. 336. Bereits in Echallens liess Engel eine Schrift mit dem Titel Sur le présence de Dieu drucken und sie „hinter Echallens“ in Lausanne und Nyon verteilen. In Echallens deshalb nicht, „[…] um nicht Freiburg und die Priester zu erzürnen.“ Ebd., S. 180. Den Rest der 1778 gedruckten Auflage, deren Titel nicht überliefert ist (vgl. ebd., S. 374, En. 3), wollte Engel gegen ein geringes Entgelt durch die Geistlichen vertreiben lassen. Wegen fehlender Unterstützung musste er sie schliesslich gratis abgeben. Vgl. ebd., S. 336.
181 Ebd., S. 337.
182 Lavater: Fragmente, 3, S. 334.
183 Ebd., 3, S. 334. Möglicherweise stammt diese Schilderung von Johann Caspar Lavater selbst; Engel und Lavater standen in brieflichem Kontakt. Vgl. Pulver: Engel, S. 262-264.
184 Im 17. Jahrhundert gelegentlich noch für alle regimentsfähigen Bürger verwendet, engte sich die Bezeichnung Patrizier im Verlauf des 18. Jahrhunderts auf die wirklich regierenden Familien ein. Vgl. Capitani: Bern, S. 84.
185 Vgl. Schweizer/Zelger: Schweiz, S. 11; Strahm: Bern, S. 68.
186 Strahm: Bern, S. 81.
187 Ebd., S. 82.
188 Vgl. ebd., S. 64.
189 Vgl. ebd., S. 64. „In der Stadt hatten sich durch Gesetz und Gewohnheit vier Klassen nach Geburtsstand und unterschiedlicher politischer Berechtigung herausgebildet, nämlich die Hintersässen, das heisst die unselbständigen, zum Hausgesinde gehörenden Leute, die Habitanten oder Ewigen Einwohner, die regimentsfähigen Burger und die tatsächlich im Regiment sitzenden patrizischen Familien. Rechtsgleichheit bestand nur in der Gleichheit vor dem Strafgesetz und dem Richterspruch. Von politischer Gleichberechtigung konnte keine Rede sein.“ […] „Die Landschaft aber unterstand der Oberherrlichkeit des Rates von Bern, der allein die rechtmässige politische Herrschaft und Gesetzgebungsgewalt beanspruchte.“ Ebd., S. 64 u. 66.
190 Vgl. ebd., S. 88-89. Da sich nur Männer an der Regierung beteiligen konnten, standen den ungefähr 395 faktisch im Jahr 1764/65 regierenden Burgern 163'029 männliche Einwohner gegenüber. Die Zahl der regierenden Familien betrug im Jahr 1630 139 Familien, sank im Jahr 1701 auf 88, im Jahr 1745 betrug sie noch 77 Familien (vgl. Braun: Schweiz, S. 215), im Jahr 1785 noch 73 Familien. Vgl. Rieder: Netzwerke, S. 40. 191 Braun: Schweiz, S. 184. „Obgleich weder eine geschlossene Adelsgesellschaft noch ein Adelsgericht existierte, sahen sich die Berner Regierungsgeschlechter dem europäischen Adel gleichgestellt, zumal sie – im Unterschied zu der gesellschaftlich-politischen Verfassung der Nachbarländer – keinem Landesfürsten oder dem Kaiser als oberstem Landesherrn unterstellt waren und demnach über die volle Landeshoheit verfügten.“ Rieder: Netzwerke, S. 41.
192 Braun: Schweiz, S. 185. Dieser Verteilkampf schlug sich einerseits in komplizierten Wahlmodi nieder, „[…] die an venezianische Vorbilder erinnern und von dort her wohl auch beeinflusst sind“, und andererseits durch „[…] eine scharfe gruppeninterne Kontrolle der Amtsrechnungen und der Staatseinnahmen insgesamt“. Ebd., S. 185.
193 Vgl. ebd., S. 185 sowie Strahm: Bern, S. 63. „Privilegiert sind solche mit grossem Familienvermögen oder Familien, die ein Mitglied in eine Staatsfunktion bringen, der qua Amt ein Nominationsrecht zusteht […]. Um für den Grossen Rat wählbar zu sein, muss der Kandidat mindestens dreissigjährig und verheiratet sein; es kann jedoch vorkommen, dass nach Erreichen des Wahlalters der Kandidat noch jahrelang – bis zehn Jahre – zu warten hat, bis überhaupt eine Grossratswahl stattfindet. Nach geglückter Wahl in den Grossrat ist eine weitere Wartefrist von mindestens vier Jahren zu erdauern, um in die einträglichen Staatsämter (Landvogteistellen z.B.) gewählt werden zu können. An die Honigtöpfe gelangt das Standesmitglied daher im allerbesten Falle erst als Mittdreissiger.“ Braun: Schweiz, S. 185-186.
194 Rieder: Netzwerke, S. 43. Vgl. auch Braun: Schweiz, S. 186. „Familienstrategien mussten […] auf Jahrzehnte hinaus angelegt werden.“ Capitani: Bern, S. 86.
195 Vgl. Pulver: Engel, S. 7. „Er [der Offizier in fremden Diensten] genoss den in der Heimat gebliebenen Standesgenossen gegenüber sogar das unschätzbare Recht, dass er später, wenn er dienstmüde aus dem Ausland zurückkehrte, nach der geltenden Losordnung mühelos in den Besitz einer der einträglichsten Landvogteien gelangen konnte.“ Ebd, S. 7.
196 Vgl. Braun: Schweiz, S. 191.
197 Für Berner Patriziersöhne gehörten Volontärsdienste keineswegs zur Regel und der Äussere Stand als Vorschule für den Staatsdienst wurde von Zeitgenossen kritisch beurteilt. Vgl. Braun: Schweiz, S. 226.
198 Vgl. Pulver: Engel, S. 70-72.
199 Ebd., S. 72; vgl. auch Strahm: Bern, S. 84. Aarberg war eine Landvogtei der 3. Klasse, Echallens eine der 4. Klasse. Den Einnahmen einer Landvogtei, die wegen Missernten Schwankungen von bis zu 30 Prozent unterlagen (vgl. Braun: Schweiz, S. 224), standen Aufwendungen für ein standesgemässes Leben und Auftreten gegenüber. Die pauschalisierende Aussage Rieders, die den Zugang zu einer Landvogtei als „äusserst lukrativ“ bezeichnet, ist kaum zutreffend. Vgl. Rieder: Netzwerke, S. 42. Strahm dazu: „Während der Ertrag einer Vogtei der 4. Klasse kaum dazu ausreichte, eine standesgemässe Lebenshaltung zu gewährleisten, wurde in den besten Vogteien während der sechsjährigen Amtsdauer in guten Jahren ein Vermögen erworben, von welchem sich eine Familie während einer Generation erhalten konnte.“ Strahm: Bern, S. 76. Zu den Einkünften von Landvogteien der 1. bis 3. Klasse – diejenigen der 4. Klasse sind gar nicht erwähnt – sowie über die Einnahmen bzw. Verluste Engels in Aarberg vgl. Pulver: Engel, S. 69.
200 Vgl. ebd., S. 72.
201 Vgl. ebd., S. 26, 29-30, 48 sowie 68. Engel, der nach Angaben von Pulver nur ein Mindestmass für Repräsentation aufwendete, bezifferte allein die Kosten für Einrichtung des Schlosses Aarberg wenige Monate nach seinem Einzug auf gegen 4‘000 Franken. Vgl. ebd., S. 69-70.
202 Braun: Schweiz, S. 251.
203 Vgl. Pulver: Engel, S. 62-63; Braun: Schweiz, S. 185 sowie Strahm: Bern, S. 76 u. 90.
204 Vgl. ebd., S. 64 sowie Strahm: Bern S. 81 über einen Fall, der sich 1750 zutrug.
205 Bucher: Aargau, S. 116, zitiert nach Braun: Schweiz, S. 253; vgl. auch Pulver: Engel, S. 66-67.
206 Strahm: Bern, S. 84.
207 Vgl. Pulver: Engel, S. 66-67.
208 Fueter: Aufklärung, S. 114. Zwar zog sich die Klage über die mangelnde Bildung der patrizischen Jugend durch das ganze 18. Jahrhundert, François de Capitani weist jedoch darauf hin, dass ihre politische Karriere nicht von der Ausbildung, sondern allein von der Familienpolitik abhing, die in den Salons, Leisten und Assembleen gemacht wurde. Vgl. Capitani: Bern, S. 92.
209 Fueter: Aufklärung, S. 225-226.
210 Pulver: Engel, S. 6.
211 Vgl. Fueter: Aufklärung, S. 196, En. 18.
212 Steinke: Aufklärung, S. 422.
213 Die Liste sollte „[…] einem hieherkommenden fremden Gelehrten einen Fingerzeig […] geben, in welchem Fache einige der im Kanton Bern lebenden Männer für das Publikum gearbeitet haben, die zu kennen vielleicht bey seinem hieländischen Aufenthalt angenehm und nützlich seyn könnte […].“ Haller/Heinzmann: Bern, 2, S. 306.
214 Vgl. Steinke: Aufklärung, S. 423-424.
215 Ebd., S. 424.
216 Ebd., S. 424; vgl. dazu auch: Bödeker: Kommunikationsgefüge, S. 40-43.
217 „Der Brief repräsentiert die unterschiedlichen Modi des Wissens, seine Genese, seine Auswertung und seinen Austausch. Eine der wissenschaftlichen Funktionen der Korrespondenzen bestand darin, die Möglichkeiten für das wissenschaftliche Arbeiten zu erweitern. Es wurde unterstellt, dass ortsansässige Gelehrte den auswärtigen Gelehrten helfen mussten. Die Korrespondenzen sollten darüber hinaus das System gegenseitiger Verpflichtungen aufrechterhalten. Der Austausch von Briefen verlieh dem einzelnen Gelehrten eine vernehmbare Stimme innerhalb der gelehrten Republik. Gleichzeitig war der Briefwechsel konstitutiv für die Etablierung der individuellen wissenschaftlichen Reputation.“ Bödeker: Kommunikationsgefüge, S. 42, Sp. 2.
218 „Hat Engel Anteil an der Reform der Geselligkeit und dem grossen Aufschwung des gesellschaftlichen Lebens dieser Jahre in Bern [u.a. mit der Gründung der Société littéraire 1759]? Sehen wir von seiner hervorragenden Beteiligung an der Gründung und der Arbeit der Oekonomischen Gesellschaft ab, so sind wir genötigt, die Fragen rundweg zu verneinen.“ Pulver: Engel, S. 243.
219 Vgl. Haller/Heinzmann: Bern, 2, S. 175. Eine Akademie mit vier Fakultäten wurde 1805 eröffnet. Vgl. Braun-Bucher: Schulen, S. 276.
220 Vgl. Steinke: Wissenschaft, S. 281.
221 Vgl. ebd., S. 278-281. Die bis heute wohl bedeutendste private Sammlung, die sich heute im Eigentum der Stadtbibliothek Bern befindet, ist die Kartensammlung von Johann Friedrich von Rhyner. Im 18. Jahrhundert angelegt, umfasst sie 14'364 Blätter. Vgl. Klöti: Rhyner, S. 293.
222 An Engel gerichtete Briefe wurden nach seinem eigenen Zeugnis vernichtet. Vgl. Pulver: Engel, S. VIII.
223 Vgl. Pulver: Engel, S. 249-269.
224 Vgl. Stuber: Forschungsreisen, S. 179.
225 Vgl. Pulver: Engel, S. 376.
226 Vgl. ebd., S. 233. Die Briefe Engels an Vautravers sind jedoch verschollen. Vgl. ebd. S. 362, En. 32.
227 Vgl. Seibold: Nordostpassage.
228 Vgl. Duzer, Chet van: The Mythic Geography of the Northern Polar Regions. Inventio Fortunata and Buddhist Cosmology, in: Culturas Populares. Revista electrónica, 2, mayo-agosto, 2006, http://www.culturaspopulares.org/textos2/articulos/duzer.pdf [Aufgerufen: 3.2. 2018].
229 Vgl. Engel: Pulver, S. 18 u. 222 sowie ebd. das Kapitel Der Geograph, S. 221-241.
230 Vgl. D’Aprile/Siebers: Jahrhundert, S. 117. Die Datenbank der 1992 gegründeten Eutiner Forschungsstelle zur historischen Reisekultur wies im Jahr 2008 rund 8'500 Titel für das 18. Jahrhundert nach. Vgl. ebd. „Bei den jährlichen Messeneuheiten war [zwischen 1740 und 1800] ein massiver Rückgang der in lateinischer Sprache verfassten Titel sowie der theologischen Literatur festzustellen, während etwa die Sachgebiete Geografie und Reisen sowie Populärphilosophie, Pädagogik und Naturkunde grosse Zuwächse mit einer teilweisen Verdoppelung ihrer Buchmarktanteile zu verzeichnen hatten.“ Ebd. S. 27 sowie S. 28, Abbildung 5. „Die Reiseliteratur erlebt im 18. Jh. jedoch nicht nur im überseeischen Reisebericht ihre Blüte […].“ Fuchs: Reiseliteratur, S. 599. Zur Lesekultur im deutschsprachigen Raum des ausgehenden 18. Jahrhunderts: „All das Ausserordentliche, was die englischen Seefahrer und Entdecker, die Pioniere und Parteien in Nordamerika und die Wegbereiter und Helden der Französischen Revolution vollbrachten und erlitten, erlebte das deutsche Publikum in Nachvollzügen und Ersatzformen der Literatur.“ Engelsing: Sozialgeschichte, S. 140.
231 Pulver: Engel, S. 222.
232 Adolf Erik Nordenskiöld gelang 1878/79 mit der Dreimasterbark Vega, die mit einer 60-PS starken Dampfmaschine verstärkt war, die Durchfahrt der Nordostpassage. Roald Amundsen durchsegelte von 1903 bis 1906 mit der Gjøa, einer einmastigen Yacht mit einer Tragkraft von lediglich 47 Nettoregistertonnen, die mit einem 13 PS starken Verbrennungsmotor ausgerüstet war, die Nordwestpassage. Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 301, Sp. 1-S. 307, Sp. 2 u. S. 312, Sp. 1-S. 318, Sp. 1. Robert McClure wies in den Jahren 1850 bis 1853 nach, dass eine Nordwestpassage tatsächlich existierte. Vgl. Officer/Page: Arktis, S. 121-122. Für den Schiffsverkehr war sie allerdings unbrauchbar. Vgl. Felsch: Petermann, S. 91.
233 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 62 u. 64 sowie 68.
234 Anonymes Tagebuch, zitiert nach Sarnowsky: Welt, S. 72-73. Ein im 12. Jahrhundert entstandener Mythos besagte, dass im östlichen Asien der Priesterkönig Johannes ein grosses und mächtiges christliches Reich mit 72 Königen beherrsche. Vgl. auch Sarnowsky: Welt, S. 46, 54, 61 u. 72-73.
235 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 68-77.
236 Vgl. ebd., S. 77-79; Schmitz: Entdecker, S. 62.
237 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 120-128; Schmitz: Entdecker, S. 146-149.
238 Das Handelshaus der Welser erhielt 1528 gegen eine Anleihe die Statthalterschaft über die spanische Überseeprovinz Venezuela. Vgl. Schmitz: Entdecker, S. 12.
239 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 65 u. 129-134; Schmitz: Entdecker, S. 12.
240 Libellis de legatione Basilii magni, principis Moscouiae ad Clementem VII, Rom 1525.
241 Zitiert nach Seibold: Nordostpassage, S. 13.
242 Vgl. Seibold: Nordostpassage, S. 3.
243 Officer/Page: Arktis, S. 74.
244 Vgl. ebd., S. 73; Lainema/Nurminen: Arktis, S. 80, Sp. 1 u. S. 94, Sp. 2.
245 Zitiert nach Officer/Page: Arktis, S. 74.
246 Officer/Page: Arktis, S. 74.
247 Ebd., S. 74.
248 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 158; Schmitz: Entdecker, S. 86.
249 Vgl. Pulver: Engel, S. 224 u. 232. Lettre à Louis Bourguet sur la sur la prétendue jonction del l’Amérique avec l’Asie, 1735.
250 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 183; Officer/Page: Arktis, S. 95. Der Kosake und Pelzhändler Semjon Iwanowitsch Deschnjew fuhr 1648 auf der Kolyma in die ostsibirische See, umsegelte die Tschuktschen-Halbinsel, gelangte unter grossen Verlusten an Menschenleben zum Anadyr, wo er an seinem Unterlauf einen russischen Vorposten errichtete. Vgl. Müller: Nachrichten, S. 149-153; Sarnowsky: Welt, S. 182. Deschnjews Bericht wurde von Gerhard Friedrich Müller im Jahr 1736 in einem Archiv in Jakutsk entdeckt. Vgl. Office/Page: Arktis, S. 93. In umgekehrter Richtung soll der Portugiese David Melgueiro 1660 von Japan aus Sibirien und Russland umschifft haben und 1662 in Porto eingetroffen sein; allerdings fehlen zeitgenössische Belege dafür. Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 182-183.
251 Vgl. ebd., S. 112; Lainema/Nurminen: Arktis, S. 76, Sp. 1.
252 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 76, Sp. 2.
253 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 113-117. „So berichtete Raimondo di Soncino, der Gesandte des Herzogs von Mailand, seinem Dienstherrn im Dezember 1497, der englische König habe durch die Fahrt Cabotos ‘ohne einen Schwertstreich einen Teil Asiens erworben’“. Ebd. S. 113. Und noch Giovanni di Verrazano, der 1524 im Auftrag König Franz’ I. von Frankreich an die nordamerikanische Küste segelte, sah Ähnlichkeiten mit dem Orient. Ebd. S. 112-113 u. 116.
254 Zur Erforschung der Arktis durch die Griechen und Wikinger vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 10, Sp. 1-S. 31 sowie S. 51, Sp. 1-S. 73, Sp. 2.
255 Vgl. Rikli: Polarwelt, S. 8.
256 Vgl. Officer/Page: Arktis, S. 59.
257 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 85, Sp. 1.
258 Vgl. Officer/Page: Arktis, S. 61-62. Die Expedition bestand ursprünglich aus drei Schiffen; die Bona Esperanza und die Bona Confidentia mussten jedoch auf der Halbinsel Kola überwintern. Russische Fischer entdeckten im Sommer 1554 die beiden Schiffe und die Leichen von 63 Männern; wahrscheinlich verloren sie durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung ihr Leben. Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 180; Officer/Page: Arktis, S. 60-63.
259 Vgl. Goehrke: Russland, S. 118. „Engländer und Holländer transportierten mit ihren Handelsflotten nicht nur Ein- und Ausfuhrgüter; sie nutzten Archangelsk überdies als Einfallstor, um im Landesinnern den einheimischen Kaufleuten selber Konkurrenz zu machen, ja sie versuchten sogar, den Transithandel mit Persien und Zentralasien an sich zu bringen.“ Ebd., S. 118-119. „Doch die Ausländer bemühten sich nach Kräften, von Archangelsk und später ebenfalls von St. Petersburg aus auch im Moskauer Binnenhandel Fuss zu fassen und den russischen Kaufleuten Konkurrenz zu machen. Erst gegen Ende der Regierungszeit Peters des Grossen gelang es, diesen Bestrebungen endgültig den Boden zu entziehen.“ Ebd., S. 49.
260 Vgl. Officer/Page: Arktis, S. 64.
261 „Wenn in die Jahre 1553 und 1556 die Entdeckung [der nördlich der Meeresstrasse Jugorski Schar liegenden Inseln] von Nowaja Semlja und Waigatsch verlegt wird, so trifft dies immerhin nur insofern zu, als diese Länder erst durch diese Reisen der Kulturwelt Westeuropas bekannt geworden sind.“ Rikli: Polarwelt, S. 9; vgl. auch: Lainema/Nurminen: Arktis, S. 85, Sp. 1. „Auch Spitzbergen und Nowaja Semlja gehörten zu den Zielen nordrussischer Seefahrer. Seit dem Eindringen nach Sibirien [1581 bis 1585 durch die Eingliederung des Khanats Sibir; vgl. Wendland: Reich, S. 342] erweiterte sich der Aktionsradius auf die gesamte sibirische Eismeerküste. Das Weisse Meer bildete im 15. und 16. Jahrhundert das einzige wirkliche ‘Hausmeer’ des Moskauer Reiches. Trotzdem nutzen die Moskowiter die Möglichkeit nicht, um von einer festen Position aus einen eigenen aktiven Seehandel mit Westeuropa aufzuziehen.“ […] „Dass die Russen ihre Chance nicht nutzten, den Seehandel auf der Nordmeerroute in eigene Hände zu nehmen, dürfte auf zwei Gründe zurückgehen: Es fehlten dafür das Kapital und die Erfahrung, und es fehlten Hochseeschiffe, die den westeuropäischen an Tragfähigkeit und Geschwindigkeit ebenbürtig waren.“ Goehrke: Russland, S. 49.
262 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 85, Sp. 1-2; Officer/Page: Arktis, S. 65-66.
263 Vgl. Sarnowsky: Welt, S. 180-182. Weitere Versuche von Henry Hudson in den Jahren 1608 und 1609 sowie des Dänen Jens Munk in den Jahren 1609 und 1610 brachten keine weiteren Fortschritte. Vgl. ebd. S. 182.
264 Vgl. ebd., S. 182.
265 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 312, Sp. 1-S. 318, Sp. 1.
266 Neben dem Lancaster- auch der Smith- sowie der Jones-Sund. Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 97, Sp. 1-2.
267 Vgl. Officer/Page: Arktis, S. 91. Abweichend für die von Officer/Page genannten Gründe geben Lainema/ Nurminen an, dass Baffin selbst angab, die Nordwestpassage, nicht einmal die Hoffnung auf eine Nordwestpassage seien nördlich der Davisstrasse zu finden. Vgl. ebd. S. 97, Sp. 2. Entscheidend für den Aufstieg Englands als Seemacht – und die Abwendung von der Suche nach einer Nordwest- oder der Nordostpassage - wurde der 1651 von Oliver Cromwell erlassene Navigation Act. „Dieses Gesetz legte fest, dass nur noch englisch bereederte Schiffe den Seehandel zwischen Britannien und Amerika, Asien und Afrika besorgen sollten. Ausserdem sollten die Schiffsführer sowie mindestens drei Viertel der Besatzung Engländer sein. Zudem erlaubte das Gesetz die Einfuhren aus europäischen Häfen nur auf englischen Schiffen oder solchen der Ursprungsländer der Güter. Diese Bestimmungen, die mit einigen Modifikationen in ihren Grundzügen 200 Jahre in Kraft blieben, waren in erster Linie gegen den Zwischenhandel der Holländer gerichtet, die bis dahin den Grossteil des transozeanischen Seehandels an sich gerissen hatten.“ Bohn: Seefahrt, S. 71-72. Unmittelbare Folge des Navigation Act waren die drei Seekriege zwischen den beiden Staaten (1652-54, 1665-67, 1672-74), die zwar mit wechselnden Erfolgen verliefen, Englands Seeherrschaft aber für die folgenden 250 Jahre festigten. „Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wuchs die englische Handelsschifffahrt um jährlich rund drei Prozent. All die damit zusammenhängenden Gewerbe entwickelten sich zum grössten Arbeitgeber des Landes, und somit wurde die Seefahrt zum Motor des englischen Kapitalismus.“ Ebd., S. 72.
268 Vgl. Officer/Page: Arktis, S. 97-98.
269 Vgl. ebd., S. 100-101. „Die Erforschung der Arktis kam Anfang des 17. Jhs. nach den Reisen von Davis, Hudson und Baffin zum Stillstand.“ Lainema/Nurminen: Arktis, S. 141, Sp. 2. „Nach und nach richteten die Engländer ihre Aufmerksamkeit nun vermehrt darauf, die unerwarteten Reichtümer der Arktis auszuschöpfen. Henry Hudson hatte 1607 bei der Rückkehr von seiner Fahrt berichtet, er habe in der Nähe von Spitzbergen Wale gesehen, und fast sofort entwickelte sich eine bedeutende britische Walfangindustrie, die mit der holländischen konkurrierte.“ Officer/Page: Arktis, S. 91-92.
270 Vgl. Engel: Nachrichten. Erstmals erschien dieses Werk unter dem Titel Mémoires et observations géographique et critiques sur la situation des pays septentrionaux de l'Asie et de l'Amérique, d'après les relations les plus récentes. Auxquelles on a joint un Essai sur la route aux Indes par le Nord, & sur un Commerce très vaste et très riche à établir dans la mer du Sud, Lausanne 1765. Pays septentrionaux; Deutsch: Nördliche Länder. Die 1772 erschienene deutsche Ausgabe wurde von Engel selbst übersetzt, verbessert sowie erweitert.
271 Vgl. Engel: Nachrichten, S. 227-364. „Man theilet das grosse Meer oder den Ocean in das mitternächtliche oder Eismeer, das abendländische oder atlantische, das mittägliche oder äthiopische, das morgenländische oder indische Meer ein. Das mitternächtliche oder hyperboreische Meer schliesst das deutsche Meer oder die Nordsee, ein Theil des englischen, das schottländische, dänische, baltische, und alle diejenige Gewässer, welche das nordliche feste Land umgeben, in sich.“ Sauri: Geschichte, S. 16. „Mitternachtsgegend; Septentrio, Boreas […]; Septentrion, Nord; Septentrion, North. Die Gegend des Horizonts, die der Mittagsgegend gegenüber liegt. Für die nördliche Halbkugel ist der eigentliche Mitternachtspuncte des durch die Weltaxe gelegten Verticalkreises mit dem Horizonte. Die nicht untergehenden Sterne erreichen im Norden ihre geringste Höhe, von wo sie wieder anfangen aufzusteigen. Die diesem Mitternachtspuncte zunächst liegende Gegend heisst die Mitternachtsgegend.“ Brandes: Mitternacht, S. 2310.
272 Engel: Nachrichten, S. 227.
273 In den beiden ersten Teilen behandelte er über gut 220 Seiten die Lage des nördlichen Asiens und Amerikas.
274 Ebd., S. 365.
275 Vgl. ebd., S. 365-366.
276 Vgl. ebd., S. 368.
277 Vgl. ebd., S. 366-368.
278 Ebd., S. 367.
279 Ebd., S. 368.
280 Ebd., S. 368.
281 Der genaue Name dieses Autors ist nicht zu eruieren.
282 Ebd., S 366.
283 „[…] So viel ich aus seinen Briefen ersehe […].“ Engel: Nachrichten, S. 218, Fn.
284 Bougainville: Reise, S. 21. 285 Ebd., S. 21.
286 Zitiert nach Stuber: Forschungsreisen, S. 176.
287 Vgl. Pulver: Engel, S. 224. Nach Stuber entspann sich die Debatte um Themen „[…] wie die Universalität der Sintflut und die Ursprünge der Lebewesen im Kontext einer möglichen Landverbindung zwischen Asien und Amerika […]“. Stuber: Forschungsreisen S. 175-176.
288 Pulver: Engel, S, 228.
289 Mémoire sur la probabilité d’un passage vers le pôle du Nord. Vgl. Pulver: Engel, S. 360, En. 10.
290 Vgl. ebd., S. 362, En. 32.
291 Vgl. ebd., S. 360, En. 12.
292 Vgl. ebd., S. 228-229.
293 So u.a. in einem Brief vom 31. August 1753 an Haller. Vgl. Pulver: Engel, S.361, En. 14.
294 Vgl. Engel: Versuch, S. 4; Pulver: Engel, S. 229.
295 Vgl. Pulver: Engel, S. 239. Pulver nennt die Namen der Lords Anson und Halifax. Dabei dürfte es sich um George Anson, 1. Baron Anson, ab 1751 Erster Lord der Admiralität handeln sowie um George Montagu-Dunk, 2nd Earl of Halifax, der ab 1748 President of the Board of Trade war.
296 Vgl. ebd., S. 229-230.
297 Auch Sibirisch-pazifische Expedition. Vgl. Wendland: Reich, S. 355.
298 „Nach den Angaben des Seeoffiziers Sven Waxell, der an der Expedition von Anfang an teilgenommen hatte, kamen […] zu den etwa 500 Teilnehmern am Beginn der Expedition weitere 500 Personen aus den sibirischen Garnisonen und etwa 2000 Kosaken, Bauern, und andere, vorwiegend für den Transport rekrutierte Personen dazu. Insgesamt waren also etwa 3000 Personen zu versorgen.“ Hintzsche: Transportwege, S. 199, Sp. 2. „Während Bering 1732 noch mit Kosten von 10000 bis 12000 Rubel für die Expedition gerechnet hatte, waren im Jahr 1738 bereits 300000 Rubel ausgegeben. Die Gesamtkosten wurden schliesslich auf 1,5 Millionen Rubel geschätzt, eine Summe, die etwa einem Sechstel der Staatseinnahmen Russlands im Jahr 1724 entsprach.“ Ebd., S. 200, Sp. 1. „Die sich über zehn Jahre erstreckende Kamtschatka-Expedition war das grösste wissenschaftliche Unternehmen, das in Russland bis zum Jahre 1917 […] durchgeführt wurde.“ Wendland: Reich, S. 355.
299 Vgl. Wendland: Reich, S. 369.
300 Vgl. Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven. Herausgegeben von Wieland Hintzsche im Auftrag der Franckeschen Stiftungen zu Halle und des Archivs der Russischen Akademie der Wissenschaften St. Petersburg.
301 Vgl. Bucher: Beschreibung, S. 14; über die russische Frühaufklärung vgl. Wendland: Reich, S. 338-342.
302 Vgl. Bucher: Beschreibung. Diese war allerdings nicht als reine Forschungsstätte gedacht. „Gleichzeitig, und an die Akademie gekoppelt, wurden eine Universität und ein Gymnasium ins Leben gerufen und der Akademie damit die Verantwortung für die Ausbildung von Schülern und Studenten mit dem Ziel übertragen, russischen Nachwuchs heranzubilden, die die nächste Generation von Professoren stellen sollte. In der Anfangsphase wurden alle Professoren aus Europa angeworben […].“ Ebd., S.15. „Die petrinischen Reformen führten dazu, dass sich Russland zu einem modernen absolutistischen Staat mit frühkapitalistischen Elementen entwickelte.“ Wendland: Reich, S. 332.
303 Vgl. Bucher: Beschreibung, S.14.
304 Vgl. ebd., S. 18-19; Wendland: Reich, S. 352-384.
305 Vgl. Hintzsche: Anfänge, S. 76, Sp. 2.
306 Vgl. Bucher: Beschreibung, S. 24; ausführlich S. 24-31; Hintzsche: Anfänge, S. 77, Sp. 2. „Selbst die teilnehmenden Gelehrten waren überzeugt, die Hauptaufgabe der Expedition sei zu untersuchen, ob Asien und Amerika miteinander verbunden waren. Sie wussten nicht, dass es der Admiralität und dem Senat besonders darauf ankam, die amerikanische Küste zu erforschen. Auch von den dahinterstehenden, in der geheimen Instruktion dokumentierten weiteren Expansionsbestrebungen hatten sie offiziell keine Kenntnis.“ Bucher: Beschreibung, S. 20; Wendland: Reich, S 353-354.
307 Johann Christian Berckhan und Johann Wilhelm Lürsenius. sowie ab 1737 Johann Cornelius Decker. Vgl. Bucher: Beschreibung, S. 120-121. Die Instruktionen für die Maler arbeitete der aus St. Gallen stammende und seit 1716 in St. Petersburg tätige Georg Gsell aus. Vgl. ebd., S. 121-122 sowie S. 252 (Biographie).
308 Vgl. Hintzsche: Anfänge, S. 78, Sp. 2. Später wurden noch der Naturforscher Georg Wilhelm Steller zur Unterstützung Gmelins und der Historiker Johann Eberhard Fischer zur Unterstützung Müllers zugeordnet. Vgl. Wendland: Reich, S. 363. Gmelin und Müller „[…] hatten in zehn Jahren 31 362 Werst, also rund 33 460 Kilometer zurückgelegt.“ Ebd., S. 367.
309 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 119, Sp. 2.
310 Vgl. Bucher: Beschreibung, S. 22-24; Oelker: Ungeduld, S. 260-270.
311 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 113, Sp. 1.
312 Vgl. Bucher: Beschreibung, S. 21.
313 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 113, Sp. 1-S. 177, Sp. 2. Dass Semjon Iwanowitsch Deschnjew die Umsegelung Nordostsibiriens im Jahr 1648 gelang, könnte mit Temperaturschwankungen während der Kleinen Eiszeit zusammenhängen. Allerdings müsste diese Vermutung eingehender geprüft werden. Der Meteorologe Christian-Dietrich Schönwiese schreibt: „Wiederum im nordhemisphärischen Mittel erscheint das Minimum zweigeteilt um ca. 1550-1600 und um ca. 1700. Eine letzte, ziemlich ausgedehnte Kaltphase ist in etwa um 1750- 1800 erkennbar.“ Schönwiese: Klimatologie, S. 306.
314 Vgl. Bucher: Beschreibung, S. 22. „1746 wurden aus diesen Berichten in der Morskaja Akademija [Marineakademie] Generalkarten zusammengestellt, die genauer waren als die 1745 von der Akademie veröffentlichte Karte und auch genauer als die von [Gerhard Friedrich] Müller in den Jahren 1754/1758 erstellte Karte.“ Ebd., S. 22. „Die Kartierung der sibirischen Küste gilt nicht als überragende Expeditionsleistung, sie war aber einer der grössten Herausforderungen in der Geschichte der Arktis. Die Männer, die den Kampf mit den Naturgewalten auf sich nahmen, erhielten nur wenig Anerkennung. Oft wurden sie sogar degradiert. Aber sie machten ihre Arbeit gut. Als Nordenskiöld die Nordostpassage durchquerte, bestätigte er, wie genau Ortsangaben von Tscheljuskin und Laptew waren.“ Lainema/Nurminen: Arktis, S. 117, Sp. 1-2.
315 Vgl. Wendland: Reich. S. 354 sowie 369.
316 Zitiert nach Stuber: Forschungsreisen, S. 176. Weitere Briefe Engels an Haller in der gleichen Sache folgten im Mai, im Juni und August des gleichen Jahres. Vgl. ebd., S. 176. „In über 130 von insgesamt 579 Briefen Engels an Haller im Zeitraum von 1737-1777 lassen sich Stellen finden, die sich um die These der Nordostpassage drehen.“ Ebd., S. 176.
317 Vgl. Dörflinger: Diskussion, S. 158-189.
318 Vgl. ebd., S. 166 u. 173.
319 Vgl. ebd., S. 168-169. „Der Berner Privatgelehrte hatte also die zehn Jahre zuvor [1755] geäusserte These eines relativ ‘kurzen’ asiatischen Festlandes im Wesentlichen beibehalten […].“ Vgl. ebd. S. 171.
320 Geographische Länge östlich von Ferro.
321 Vgl. ebd., S. 171; Bucher Beschreibung, S. 140.
322 Vgl. ebd., S. 175.
323 Ebd., S. 172-173. „Engels kritische Haltung gegenüber den russischen Karten und den Müllerschen Ausführungen liess ihn aber auch zu manch richtiger Schlussfolgerung gelangen.“ Vgl. ebd., S. 175.
324 Vgl. ebd. S. 184.
325 Vgl. ebd., S. 184-185. Auf den langjährigen Aufenthalt Müllers in Ostsibirien anspielend, bezeichnete Engel ihn im 1777 erschienenen Versuch „[…] als einer, der die Jakutskische Sitten durch seine Schreibart angenommen zu haben scheinet […]“ und Bering als einäugigen König im Reich der Blinden. Vgl. Engel: Versuch, S. 24-25 und S. 70. Obwohl Engels Buch in Russland Entrüstung hervorrief und in der Akademie darüber diskutiert wurde, konnte sich Müller nicht entschliessen, eine Erwiderung auf diese unqualifizierten Angriffe zu verfassen. Vgl. ebd., S. 185.
326 „Eines der wesentlichsten Verdienste Müllers für die russische Geschichtsschreibung ist seine intensive, konsequente und gründliche Arbeit in Archiven. […] Er wurde damit zum ersten Forscher, der die Dokumente von 20 Archiven in der sibirischen Provinz systematisch durchgesehen hatte. Bucher: Beschreibung, S. 130. Zeitgleich zur 1758 veröffentlichten Karte Müllers publizierte dieser in St. Petersburg auch die Nachrichten von Seereisen, und zur See gemachten Entdeckungen, die von Russland aus längst den Küsten des Eissmeeres und auf dem Ostlichen Weltmeere gegen Japon und Amerika geschehen sind. Nach Dörflinger war es, „[…] was den zeitlichen Rahmen der vorangegangenen hundert Jahre betrifft [, die] einigermassen vollständige sowie vor allem auch authentische Schilderung der Erweiterung des geographischen Horizonts in diesem Weltteil. Ihrer Bedeutung entsprechend kam die Abhandlung bald auch in englischen und französischen Übersetzungen heraus und blieb Jahrzehnte lang das Standardwerk über die frühe Erforschung Sibiriens.“ Dörflinger: Diskussion, S. 169-170. Zu Müllers wegweisenden Instruktionen für die ethnographische Erforschung der nichtrussischen Völker vgl. ebd. das Kapitel Die von Gerhard Friedrich Müller verfassten Instruktionen, vgl. Bucher: Beschreibung, S. 75-127.
327 Vgl. Bucher Beschreibung, S. 140, Fn. 451.
328 Vgl. Dörflinger: Diskussion, S. 186 u. 188. Die Angaben Müllers aus dem Jahr 1758 zur Längenausdehnung Asiens wurden von der durch James Cooks im Jahr 1778 vorgenommenen Messung weitgehend bestätigt. Ebenso stimmten die Angaben Müllers zur Lage der Städte Jakutsk und Ochotsk sowie zur Südspitze Kamtschatkas bis auf eine Abweichung von maximal einem Längengrad mit modernen Messungen überein. Vgl. ebd., S. 189.
329 Stuber: Forschungsreisen, S. 179.
330 Vgl. Engel: Asie (1776 und 1777) sowie Engel: Passage (1777 und 1778).
331 Vgl. Dörflinger: Diskussion, S. 175-176 sowie S. 179-180.
332 Vgl. Engel: Nachrichten, S. 227-364.
333 Nach Krause weisen die 1772 erschienenen Nachrichten und der 1777 erschiene Versuch Engels gegenüber den 1765 veröffentlichten Mémoires keine Modifikationen bezüglich seiner physikalisch-geographischen Thesen auf. Vgl. Krause: Gründungsphase, S. 13, Fn. 1-2.
334 Vgl. Engel: Nachrichten, S. XV-XVI.
335 Ebd., S. 239.
336 Engel bezieht sich auf The American Traveller, or, Observations on the present state, culture and commerce of the British Colonies in America, by an old and experienced trader [i.e. Alexander Cluny], London 1769.
337 Vgl. Engel: Nachrichten, S. 243.
338 Ebd., S. 244.
339 Ebd., S. 239.
340 Vgl. ebd., S. 247.
341 Ebd, S. 247.
342 „Meereisflächen werfen 50-85% des kurzwelligen Lichts ([!] zurück Albedo-Effekt), dämpfen damit die direkte Erwärmung der Polarmeere durch die Sonne.“ […] „Eisfreie Ozeanflächen haben eine Albedo von nur 10%, erwärmen sich also wesentlich schneller.“ Blümel: Polargebiete, S. 59. Die mittlere Albedo in der Arktis mit ihren zahlreichen eisfreien Stellen beträgt 50 bis 70 Prozent. Vgl. ebd., S. 71.
343 Engel: Nachrichten, S. 247.
344 Voyage en Sibérie, fait par ordre du roi en 1761, contenant les mœurs, les usages des Russes et l’état actuel de cette puissance, la description géographique et le nivellement de la route de Paris à Tobolsk, Paris 1768.
345 Zitiert nach Engel: Nachrichten, S. 247.
246 Engel: Nachrichten, S. 248.
347 Zitiert nach Engel: Nachrichten, S. 248; vgl. auch S. 252.
348 Vgl. Engel: Nachrichten, S. 248.
349 Ebd., S. 249.
350 Ebd., S. 249.
351 Ebd., S. 249-250; ausführlich S. 250-254.
352 Ebd., S. 251.
353 Ebd., S. 251.
354 Vgl. Blümel: Polargebiete, S. 65.
355 Vgl. ebd., S. 65-66.
356 Vgl. ebd., S. 59.
357 Vgl. ebd., S. 60. Durchschnittlich verminderte sich die Mächtigkeit des Eises in der Arktis durch Eisecholotmessungen von U-Booten in den Jahren von 1958-1976 und 1993-1997 um 43 Prozent im zentralen Nordpolarmeer bzw. von 3,1 auf 1,8 Meter. Vgl. ebd., S. 62.
358 Vgl. ebd., S. 59 sowie S. 60 (Tabelle).
359 „Wenn nun das Eis ohne Ausnahme dem süssen Wasser sein Wesen und Daseyn zu verdanken hat […].“ Engel: Nachrichten, S. 255.
360 Engel: Nachrichten, S. 254.
361 Vgl. ebd., S. 255.
362 Vgl. ebd., S. 258. Zirbelholz: „[…] Ein dichtes röthliches Holz von angenehmerm Geruch, als das gemeine Tannen-Holz, mit kennbaren Quer-Adern, welches ich mit dem auf den höchsten Bündthner-Bergen wachsenden schönen und Cederhaftig riechenden Zirbel-Holz, womit die Zimmer getäfelt werden, für einerley Gattung halte.“ Cranz: Historie, S. 51.
363 Heute: Kap Farvel auf der an der Südspitze Grönlands liegenden Insel Eggers.
364 Cranz: Historie, S. 52-53; vgl. auch Engel: Nachrichten, S. 258.
365 Engel: Nachrichten, S. 261.
366 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 271, Sp. 2.
367 Vgl. Blümel: Polargebiete, S. 66 sowie S. 67 (Karte). Das andere Driftsystem ist der Beaufort-Wirbel in der nordamerikanischen Arktis. Über die Fram-Strasse und den darin verlaufenden Ostgrönland-Strom findet mit Driftgeschwindigkeiten um 15 Kilometer pro Tag 90 Prozent des gesamten arktischen Eisexports statt. Vgl. ebd., S. 66.
368 Vgl. Lainema/Nurminen: Arktis, S. 265, Sp. 2.
369 Vgl. ebd., S. 265, Sp. 1-2.
370 Vgl. Blümel: Polargebiete, S. 165.
371 Vgl. ebd., S. 165-166. Das absolute Temperaturminimum betrug dort -67,8° Celsius (Januar-Mittel: -49° Celsius), während die mittleren Januartemperaturen im zentralen Nordpolarmeer zwischen -28 bis -32° Celsius betragen. Vgl. ebd., S. 166-167 (Abbildung 57).
372 Engel: Nachrichten, S. 261.
373 Ebd., S. 261.
374 Vgl. ebd., S. 262-263.
375 Ebd., S. 264.
376 Vermutlich Charles-Georges Le Roy, ein französischer Enzyklopädist und Naturforscher.
377 Engel: Nachrichten, S. 262.
378 Ebd., S. 263.
379 Blümel: Polargebiete, S. 168.
380 Engel: Nachrichten, S. 263.
381 Blümel: Polargebiete, S. 165.
382 Engel: Nachrichten, S. 264.
383 Vgl. ebd., S. 265.
384 Ebd., S. 264.
385 Ebd., S. 265.
386 Ebd., S. 265.
387 Ebd., S. 266.
388 Vgl. ebd., S. 276. Den Eingang zur Nordwestpassage vermuteten die Engländer im 18. Jahrhundert in der Hudson Bay. Vgl. Nurminen/Lainema: Arktis, S. 202, Sp. 1.
389 Engel: Nachrichten, S. 271.
390 Vgl. ebd., S. 272.
391 Ebd. S. 276.
392 Blümel: Polargebiete, S. 65. Unklar ist, ob dies erstmals und auf der historischen Route geschah.
393 Engel: Nachrichten, S. 277.
394 Vgl. ebd., S. 278. Engel beruft sich dabei auf die holländischen Gelehrten Hugo Grotius und Gerhard Johannes Vossius sowie auf den deutschen Missionar David Cranz.
395 Lainema/Nurminen: Arktis, S. 85, Sp. 2-S. 86, Sp. 1.
396 Engel: Nachrichten, S. 279.
397 Wie Engel mit Berichten umging, die nicht zu seinem System passten bzw. wie er mit ihrem Überbringer verfährt, soll noch durch folgendes Zitat belegt werden: „Er [Wood] wusste nicht mehr, was er anfangen sollte, und um seinen Fehler zu verbergen, unterstund er sich, zu versichern, dass weiter hinaus, die ganze Fläche des Meeres festgefroren sey, und so gar Spitzbergen und Grönland nur ein einziges festes Land mit Nowa Semla mache; zwey Dinge, die offenbar falsch sind. Denn wie viel tausend Schiffe sind bey Spitzbergen bis unter 80 ja so gar 82° gekommen. Heesmkerk und Barens sind um Nowa Semla gefahren, haben sich alsdann südwärts gewandt, sind ans Land getreten, und den Winter daselbst geblieben. Alle diese Begebenheiten, sage ich, sind untrügliche Beweise, und vernichten Woods Vorgeben, welches ihm die Furcht und das Verlangen, seine Zagheit zu entschuldigen, eingeflösset haben.“ Ebd., S. 318-319. „Wood’s voyage appears to have closed the list of north-eastern attempts, which have never been renewed except by the Russians in modern times.“ Shillinglaw: Discovery, S. 136-137.
398 Engel: Nachrichten, S. 279.
399 Vgl. ebd., S. 280.
400 Dörflinger: Diskussion, S. 170.
401 Engel: Nachrichten, S. 280; ausführlich S. V.
402 „Als ‚Mys Šelagskij‘ wird auf den modernen Karten ein kaum nennenswert aus dem Ost-West-Verlauf der sibirischen Nordküste hervortretendes Kap bezeichnet (etwa zwanzig Längengrade westlich von Kap Dežnev).“ Dörflinger: Diskussion, S. 170, Fn. 38.
403 Vgl. Engel: Nachrichten, S. 280.
404 Der Abstand zwischen einem Breitengrad misst rund 111 Kilometer. Die Multiplikation dieses Werts mit 15 Breitengraden ergibt 1'665 Kilometer. Rechnet man Kilometer in nautische Meilen um (1 NM = 1,852 Km), so ergibt eine Division 899 nautische Meilen. Die Erklärung für Engels Angabe, dass 15 Breitengrade äquivalent mit 300 nautischen Meilen sind, ergibt sich daraus, dass er mit der sogenannten Seeleague bzw. Seeleuge rechnete (1 Seeleuge = 3 NM). Vgl. Hofmann: Sammlung, S. 164 (England).
405 Engel: Nachrichten, S. 280.
406 Ebd., S. 280.
407 Vgl. ebd., S. 358.
408 Ebd., S. 286.
409 Vgl. ebd., S. 287.
410 Ebd., S. 287-359.
411 Ebd., S. 359.
412 Ebd., S. 360.
413 Vgl. ebd., S. 360-361.
414 Skorbut.
415 Ebd., S. 361.
416 Ebd., S. 362.
417 Vgl. ebd., S. 363.
418 Vgl. ebd., S. 363.
419 Zitiert nach Phipps: Nordpol, S. 19. Das von Engel ins Deutsche übersetzte und im Jahr 1777 veröffentlichte Tagebuch von Phipps enthält auch gekennzeichnete Aufzeichnungen von Robert William Skiffington Lutwidge und eines anonym gebliebenen Offiziers. Vgl. die erste Seite der unpaginierten Vorrede des Herausgebers in Phipps: Nordpol.
420 Savours: Geography, S. 408, Sp. 1.
421 Anekdotisch: Zur Crew dieses Schiffes gehörte der 14jährige Horatio Nelson, der auf einer unbewilligten Jagd in Spitzbergen beinahe von einem Eisbären getötet wurde. Vgl. Savours: Geography, S. 416, Sp. 1-2.
422 Vgl. ebd., S. 407, Sp. 1.
423 Zitiert nach Savours: Geography, S. 408, Sp. 2-S. 409, Sp. 1.
424 Vgl. Savours: Geography, S. S.407, Sp. 2-S. 408, Sp. 2.
425 Vgl. ebd., S. 404, Sp. 2.
426 Vgl. ebd., S. 405, Sp. 1.
427 Vgl. ebd., S. 411, Sp. 2-S 412, Sp. 1.
428 Vgl. ebd., Sp. 1-S 410, Sp. 1.
429 Ebd., S. 402, Sp. 1. Hervorhebung durch die Verfasserin.
430 Ebd., S. 403, Sp. 1.
431 Vgl. ebd., S. 403, Sp. 2-S. 404, Sp. 1.
432 Vgl. ebd., S. 404, Sp. 2.
433 Vgl. ebd., S. 418, Sp. 2.
434 Vgl. ebd., S. 418, Sp. 2-S. 419, Sp. 1.
435 Phipps: Nordpol, S. 57.
436 Zitiert nach Phipps: Nordpol, S. 54-55.
437 Vgl. Savours: Geography, S. 419, Sp. 2-S. 420, Sp. 1.
438 Vgl. ebd., S. 420, Sp. 1.
439 Vgl. ebd., S. 421, Sp. 1-2.
440 A voyage towards the North pole, London 1774.
441 Der Politiker, Bergsteiger, Kunstsammler und Inhaber des ersten Lehrstuhls für Kunstgeschichte in England erforschte Spitzbergen in den Jahren von 1896 bis 1897.
442 Conway: Spitsbergen, S. 283.
443 Zitiert nach Savours: Geography, S. 422, Sp. 1.
444 Barrington trug im Mai 1774 vor der Royal Society ein Papier vor, in dem er Gründe nannte für die Möglichkeit über den 80. Breitengrad zu reisen, und ein weiteres vom Dezember des gleichen Jahres enthielt „[…] some general reasons why it may be presumed that the polar seas are at least sometimes navigable.“ Zitiert nach Savours: Geography, S. 422, Sp. 1. Vgl. auch Krause: Gründungsphase, S. 13, Fn. 1-2.
445 Vgl. Phipps: Nordpol. Der englische Titel von Phipps Tagebuch lautete: A voyage towards the North pole.
446 Phipps’ Tagebuch und der wissenschaftliche Anhang hat einen Umfang von 122 Seiten, Engels Neuer Versuch über die nördlichen Gegenden von Asia und Amerika, und dem Versuch eines Weges durch die Nordsee nach Indien umfasst 304 Seiten; darin enthalten sind auch die Abhandlungen von Daines Barrington auf den Seiten 205-258. Eine Übersicht von Daines Barrington listet eine Reihe von Berichten von Fahrten auf, wonach eine davon laut „Nachricht von Holländern, an Hrn. Grey“ bis über den 89.(!) Breitengrad hinaus stattgefunden haben soll. Vgl. Engel: Versuch, S. 234.
447 Phipps: Nordpol, S. 55, Fn. Belege für besserwisserische und polemische Spitzen Engels lassen sich in seinen Kommentaren zu Phipps Tagebuch viele finden: „[…] Obschon Herr Phips alle die Umstände und Gefahr auf das fürchterlichste abschildert“ (S. 56); „[…] Herr Phips aber scheint das Eis gesucht und gefunden zu haben […]“ (S. 62); „Hier will er den Leser bereden […]“ (S. 65); „Was Herr Phips in Ansehen des Vorraths sagt, kan ich noch weniger begreiffen […]. Aus dieser Betrachtung muss man überzeugt seyn, dass man hier nur etwas hat ausfinden wollen, um von dergleichen Schiffahrten abzuschrecken […]“ (S. 71-72); weitere S. 73 u. S. 75 sowie Engel: Versuch: S. 9.
448 „In Engelland war es [die 1765 erschienenen Mémoires] nicht so bald bekannt, weil dasige Buchhändler sich wenig um französische Büchern bekümmern […].“ „Mein Werk wurde also im Anfang dort [in England] nicht weiters bekannt, als durch ein Paar Exemplarien, so ich meinen Freunden übersandte, wovon der eine übernahme, solches alsobald in die englische Sprache zu übersezen; weil er aber eine Beförderung erhielte, so musste er diese Arbeit unterlassen […].“ Engel: Versuch, S. 7. Englischsprachige Ausgaben von Schriften Engels sind in Bibliotheksbeständen in England nicht nachweisbar.
449 Vgl. Savours: Geography, S. 422., Sp. 2.
450 Vgl. ebd., S. 428, Sp. 1, En. 109. Auch Frömel behauptet einen Briefwechsel zwischen Engel und Barrington und beruft sich dabei auf Salzmann: Nordpol (vgl. Frömel: Räume, S. 46). Salzmann belegt dies jedoch nicht. Dass Engels und Barrington in keinem direkten Briefwechsel standen, sondern der Kontakt über Vautravers lief, zeigt auch folgende Fussnote bei Engel: „Als Hr. Barrington mir meldete, dass er eine neue Schrift verfertigt, […] so thate ich ihm das dringende Anhalten, sobald immer möglich zu erfüllen; und er hatte die Gefälligkeit, dieses, in Uebergebung der Schrift an jenigen Freund, so ich ihme bennet hatte, zu leisten […]“. Engel: Versuch, S. 217, Fn. 2.
451 Phipps: Nordpol, [unpaginiert, S. 5].
452 „Sobald ich hievon Nachricht erhielte, so liess ich Hrn. Phips vorstellen: dass er ja seine Schiffahrt in der Mitte zwischen Spitzbergen und N. Semla unternehme […].“ „Hr. Ph. verwarfe meinen Rath und wiederholte, was er schon gegen meine Freunde geäussert hatte […].“ Engel: Versuch, S. 9.
453 Am 19. Januar 1773 trug Barrington die Idee in der Royal Society vor und bereits Anfang Juni lichteten die beiden Schiffe ihre Anker. Vgl. Savours: Geography, S. 403, Sp. 2 u. S. 411, Sp. 2. Constantine John Phipps wurde erst am 19. April 1773 zum Kommandanten der Racehorse ernannt. Vgl. ebd. S. 404, Sp. 1.
454 Vgl. Pulver: Engel, S. VIII.
455 „Zwar befindet sich darüber nichts im Archiv der englischen Gesellschaft [Royal Society].“ Pulver: Engel, S. 230; vgl. ebd. auch S. 233 sowie S. 361, Fn. 18 u. 30. „Ob der Berner daneben [mit Vautravers] mit Mitgliedern wie Ellis, Barrington und andern auch direkt verkehrte, entzieht sich unserer Kenntnis.“ Ebd., S. 235; vgl. ebd. auch S. 362, Fn. 32. Briefe Engels in englischen Archiven, die seit dem Erscheinen von Pulvers Biographie im Jahr 1937 hätten aufgefunden werden können, lassen sich auch heute nicht feststellen.
456 Vgl. Pulver: Engel, S. 227.
457 Engel: Versuch, S. 15. Engel lässt es sich aber nicht nehmen, organisatorische und technische Ratschläge zu erteilen, falls sich ein Schiff dem Nordpol nähern sollte. Vgl. ebd., S. 17-18.
458 Vgl. Salzmann: Nordpol, S. 47-48.
459 A new edition. With an appendix, containing papers on the same subject, and on a north west passage. By Colonel Beaufoy, London 1818. Eine zweite Auflage erschien im gleichen Jahr; eine weitere Ausgabe wurde zudem im gleichen Jahr in New York publiziert. Ursprünglich wurde die Schrift Barringtons unter dem Titel The probability of reching the North pole disscussed 1775 in London veröffentlicht, wo im gleichen Jahr auch The probability of reaching the North pole. Additional instances of navigators, who have reached high northern latitudes, lately received from Holland erschien.
460 Frömel: Räume, S. 30.
461 Herder, Johann Gottfried: Ideen, 2, S. 4.
462 Experiments on Water obtained from the melted Ice of Sea-Water, to ascertain whether it is fresh or not; and to determine its Specific Gravity with respect to other Water. Also experiments to find the Degree of Cold in which Sea-Water begins to freeze, Philosophical Transactions, 66, 1776, S. 249-256.
463 Geschichte der Entdeckungen und Schiffahrten im Norden, Frankfurt (Oder) 1784. Vgl. Krause: Gründungsphase, S. 15, Fn. 1-2.
464 Cook: Reise, S. 144. Die Aufzeichnungen Cooks enden mit den Sätzen: „Eine stürmische Jahreszeit kann daher gar leicht eine grössere Menge Eises vernichten, als in mehreren Wintern wieder entstehen kann, und vermuthlich wird auf diese Art eine zunehmende Anhäufung des Eises verhindert. Dass aber demungeachtet noch immer ein Vorrath von Eise übrig bleibt, wird jeder eingestehen müssen, der zur Stelle gewesen ist; und nur etwa ein Weiser, der die Natur in seinem Cabinette studiert, dürfte es bestreiten.“ Ebd., S. 145.
465 „Es ist ein überraschender Anblick, auf der unabsehbaren Eisfläche, in der Region des ewigen Frostes, und mitten im Winter, auf offenes Fahrwasser zu stossen, das, einem See ähnlich, vom Eise wie von einem Continente eingeschlossen ist, in welchem sich die Wellen bald nur sanft kräuseln, bald mit Sturmes-Gewalt sich bewegen und wie Berge sich erheben. Solche Stellen trifft man häufig nördlich von Siberien an, und sie heissen in der Landessprache Polinjen.“ Wrangel: Beobachtungen, S. 23. Nach Blümel wird heute zwischen Küsten und Hochseepolynyas unterschieden. Diejenigen an der Küste werden von katabatischen Winden verursacht, die das Eis ständig von der Küste verdriften, sodass Bereiche offenbleiben. Diejenigen in der Hochsee werden wahrscheinlich durch Konvektionsbewegungen des Wassers erzeugt. Vgl. Blümel: Polargebiete, S. 69. Wrangel, der sich aus eigener Erfahrung über die Bedingungen in der Arktis im Klaren war, schlug vor, mit Hundeschlitten entlang der grönländischen Küste zum Nordpol zu reisen. Vgl. Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 238, Sp. 2.
466 Vgl. Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 238, Sp. 1.
467 Über die Rolle von bildlichen Darstellungen des offenen Polarmeers im wissenschaftlichem Diskurs im 19. Jahrhundert vgl. Holtorf: Polarmeer.
468 Vgl. Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 238, Sp. 1.
469 Vgl. ebd., S. 237, Sp. 1.
470 „Wrangel had discovered a polynya […] that extendet from Ostrov Novaya Sibir’ [die auf dem 149. Längengrad gelegene Insel Neusibirien] to Mys Yakan [ein auf dem 177. Längengrad gelegenes Kap an der Nordküste Tschukotkas] regardless of the season.“ Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 238, Sp. 2.
471 Vgl. Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 238, Sp. 2.
472 Vgl. Felsch: Petermann, S. 27.
473 Vgl. ebd., S. 35.
474 Vgl. ebd., S. 43-51.
475 Ebd., S. 57. Am Beispiel der Pflanzengeographie erläutert Felsch, dass der Zweck solcher Karten war, die zunehmende Menge von Daten statistisch aufzubereiten und in Karten räumlich bzw. grafisch sichtbar zu machen. Vgl. ebd., S. 57-61.
476 Vgl. ebd., S.70-71.
477 Vgl. ebd., S. 73 u. 87.
478 „Nach dem langen Krieg gegen Napoleon warteten trocken liegende Schlachtschiffe und arbeitslose Schiffsoffiziere darauf, eine neue Aufgabe zu bekommen.“ Felsch: Petermann, S. 74; vgl. ebd. auch S. 80-82. 479 Ebd., S. 83-84.
480 Vgl. ebd., S. 91.
481 Vgl. ebd., S. 87-92.
482 Vgl. ebd., S. 94.
483 Vgl. ebd., S. 99-102.
484 Vgl. ebd., S. 102.
485 Vgl. ebd., S. 102-103.
486 Ebd., S. 102.
487 Ebd., S. 87-98 u. 102.
488 Vgl. ebd., S. 103.
489 Petermann: [Brief], S. 82, Sp. 3.
490 Ebd., S. 83, Sp. 1.
491 Ebd., S. 83, Sp. 3.
492 Vgl. Felsch: Petermann, S. 107-108.
493 „Erstaunlicherweise findet man in der Petermannschen Schriften keinen Hinweis auf die Publikationen von Landvogt Engel oder Zitate von Ph. Buache, woraus allerdings nicht geschlossen werden darf, dass ihm diese beiden Verfasser nicht bekannt waren, vielmehr legen viele Gemeinsamkeiten in den Publikationen den gegenteiligen Schluss nahe.“ Krause: Gründungsphase, S. 15, Fn. 1-2; vgl. auch Felsch: Petermann, S. 254-255, En. zu S. 106.
494 Vgl. Felsch: Petermann, S. 229 sowie ders. in Der arktische Konjunktiv. Auf der Suche nach dem eisfreien Polarmeer, in: Osteuropa. Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens, 61, 2011, 2-3, S. 9-20. 495 Vgl. Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 239, Sp. 1.
496 Vgl. Felsch: Petermann, S. 107.
497 Vgl. ebd., S. 109.
498 Ebd., S. 110. Vgl. dort auch die unpaginierte Farbtafel.
499 Vgl. ebd., S. 110.
500 Ebd., S. 118.
501 Vgl. ebd., S. 117.
502 Vgl. ebd., S. 122-123.
503 Vgl. Krause Gründungsphase, S. 13-15, Fn 1-2. „Petermanns häufig wiederkehrende Zitate der Parry-Expedition [von 1827, wo sie nördlich von Spitzbergen bis auf 82° 45’ N. gelangte] haben aber nicht den Sinn, die Hypothese vom offenen Polarmeer abzulehnen. Im Gegenteil, sie werden von ihm zur Untermauerung derselben verwendet!“ Ebd., S. 14, Fn. 1-2.
504 Vgl. Felsch: Petermann, S. 128-129.
505 Vgl. ebd., S. 136.
506 Ebd., S. 137.
507 Elisha Kent Kane in den Jahren 1853 bis 1855, Isaac Israel Hayes 1860/61. Vgl. Felsch: Petermann, S. 142-143 u. 145-146.
508 Zitiert nach Felsch: Petermann, S. 142-143. Die von Kane entdeckte Polynya im Smith Sound, die im März, wenn die Fläche offenen Wassers das Jahresminimum erreicht, grösser als die Fläche der Schweiz ist, war ab 1972 Gegenstand eines mehrjährigen Forschungsprojekts der McGill University (Montreal, Kanada) und der ETH Zürich unter Leitung des Schweizer Geografen und Glaziologen Fritz Müller (North Water Project). Vgl. [Quervain]: Water, 4, S. 828, Sp. 1.
509 Zitiert nach Felsch: Petermann, S. 143.
510 Vgl. Felsch: Petermann, S. 150-152.
511 Vgl. ebd., S. 153.
512 Vgl. ebd., S. 152.
513 Vgl, S. 154.
514 Vgl. ebd., S. 156.
515 Zitiert nach Felsch: Petermann, S. 156.
516 Vgl. Felsch: Petermann, S. 157-158. Petermann machte seinem Ärger Luft, indem er nach der ablehnenden Reaktion in den Geographischen Mitteilungen schrieb, dass die Times zu jenen Zeitungen gehöre, „die nur den materiellen Interessen dienen, sich vor dem Mammon in seiner krassesten Form beugen und alle wissenschaftlichen Bestrebungen als unnöthig und lächerlich, weil dem Geldsack nicht förderlich, verwerfen“. Zitiert nach Felsch: Petermann, S. 158.
517 Vgl. Grady: Maury.
518 Vgl. ebd., S. 154.
519 Maury leitete das erste Kapitel mit folgenden, biblisch anmutenden Worten ein: „Ein Strom ist in dem Ocean. Er versiegt nie, wenn sonst Alles verdorrt, er tritt nicht aus seinen Ufern, wenn auch die mächtigsten Fluthen ihn schwellen. Seine Ufer und sein Grund bestehen aus kaltem Wasser, während seine Strömung warm ist. Der Golf von Mexiko ist seine Quelle und seine Mündung liegt in den arktischen Meeren. Es ist der Golfstrom.“ Maury: Geographie, S. 12.
520 Das offene Meer im arktischen Ocean. Vgl. Maury: Geographie, S. 136-141.
521 Maury: Geographie, S. 138. „Diese offene See im arktischen Ocean befindet sich wahrscheinlich eben so wenig, wie der Golfstrom, immer an derselben Stelle. Sie ist wahrscheinlich stets da, wo das Wasser der unterseeischen Strömung an die Oberfläche steigt; dies aber dürfte, wie wir uns denken, davon abhängen, ob der untere Strom freien Zutritt hat. Sein Lauf mag wohl mehr oder weniger von dem Eis an der Oberfläche modificiert sein, ferner von irgend wodurch veranlassten Aenderungen des Laufes und der Geschwindigkeit des obern Stromes; denn offenbar kann die unterseeische Strömung nicht mehr Wasser in das Eismeer hineinbringen, als die Oberflächenströmung wieder als Eis oder Wasser hinausführt.“ Ebd., S. 138. Der in die USA ausgewanderte und dort an der Harvard University lehrende Schweizer Geologe und Zoologe Louis Agassiz stipulierte 1860, dass „[…] everything seemed to indicate the existence of an open Polar Sea; if there is no land there; it’s not probable that here is much ice“. Zitiert nach Holtorf: Polarmeer, S. 154.
522 Vgl. Felsch: Petermannn, S. 162-168.
523 Vgl. ebd., S. 170-175.
524 Vgl. ebd., S. 172.
525 Vgl. ebd., S. 196.
526 Vgl. ebd., S. 198-202.
527 Vgl. ebd., S. 202.
528 Vgl. ebd., S. 204.
529 Zitiert nach Felsch: Petermann, S. 204-205. Koldeweys telegraphisch übermittelte Antwort an Petermann lautete: „Den nach Inhalt unnöthigen nach Form verfehlten Brief vom 14. Juni erhalten. […] Adieu Koldewey.“ Zitiert nach ebd., S. 205.
530 Vgl. Felsch: Petermann, S. 205-206.
531 Vgl. Higgins: Greenland, S. 23, Sp. 1-2. „Although the expedition failed to reach the North Pole or to demonstrate a practical route, it made important geographical discoveries and mapped large parts of the coastal region of East Greenland between 73° and 77° N. Important meteorological, geological, botanical and zoological observations were made.“ Ebd., S. 23, Sp. 2.
532 Vgl. Felsch: Petermann, S. 208-210.
533 „An Geld steuerte Petermann 2000 Taler bei, Graf Wilczek über 1000 Taler, der Kaiser 500 Gulden (= 271 Taler), die Stadt Frankfurt 550 Taler und weitere Institutionen und eine Sammlung erbrachten über 2500 Taler.“ Berger: Payer, S. 81.
534 Vgl. Felsch: Petermann, S. 211-214.
535 Vgl. Berger: Payer, S. 86.
536 Vgl. Felsch: Petermann, S. 213-214. „Die Vorexpedition von 1871 war auf einen überaus milden Sommer getroffen. Daher war die Barentsee weitgehend eisfrei.“ Berger: Payer, S. 87. Seinem obersten Vorgesetzten Feldmarschall-Leutnant August von Fligely schrieb Payer u.a.: „Es ist uns auf diese Art gelungen, nicht allein ein unbekanntes Eismeer von gewaltiger Ausdehnung der Forschung zu erschliessen, sondern auch der ganzen Polarfrage eine andere Wendung zu geben und damit eine neue Basis zur Erreichung des Poles zu entdecken, die, was die Eisverhältnisse betrifft, unerwartet günstige Bedingungen bietet. In wenigen Jahren wird der wissenschaftliche Wetteifer der seefahrenden Nationen diese neue Bahn betreten, - sei es um den Nordpol zu erreichen, Länder im inneren Polarbassin zu entdecken oder das sibirische Eismeer zu erforschen und durch das Beringmeer zu dringen.“ Zitiert nach Berger: Payer, S. 85.
537 „Der Zweck der Expedition ist die Erforschung des unbekannten Gebiets im Norden von Sibirien. Sind die Eiszustände günstig genug, so ist die Erreichung der Bering-Strasse und die Rückkehr durch dieselbe anzustreben. – Ein Versuch gegen den Nordpol selbst darf nur gewagt werden, wenn die Erreichung der Bering-Strasse innerhalb des gegebenen Zeitraums von zwei Wintern und drei Sommern als nahezu gesichert erscheint. […] Die Expedition ist mit Lebensmitteln auf drei Jahre ausgerüstet.“ Zitiert nach Petermanns Geographische Mitteilungen bei Berger: Payer, S. 88.
538 Vgl. Felsch: Petermann, S. 214-215.
539 Zur Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung der Arktis und deren internationale Koordination zwischen 1879 und 1927 vgl. Breitfuss: Rückblick.
540 Vgl. Felsch: Petermann, S. 216-217.
541 Vgl. ebd., S. 218.
542 Vgl. ebd., S. 219 sowie S. 235. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die British Arctic Expedition im Jahr 1875 mit zwei Dampfschiffen unter dem Kommando George Strong Nares in den Smith Sound fuhr, wo die Schiffe auf dem 82. Breitengrad im Eis steckenblieben. Anekdotisch: Lapidar telegraphierte Nares nach seiner Rückkehr nach London: „Arktisexpedition zurückgekehrt. Vier Todesfälle. Unmöglichkeit Nordpol zu erreichen bewiesen.“ Ebd., S. 232-233.
543 Silas Bent zitiert nach Sides: Polarfahrt, S. 122; Felsch: Petermann, S. 238.
544 Sides: Polarfahrt, S. 202.
545 1878 nahm sich Petermann das Leben. Vgl. Felsch: Petermann, S. 239. „Durch seinen Selbstmord blieb Petermann die letzte, und noch besonders grausame Falsifizierung der Theorie vom offenen Polarmeer erspart.“ Ebd., S. 240.
546 Vgl. Sides: Polarfahrt, S. 73.
547 Vgl. ebd., S. 74-77.
548 Ebd., S. 74.
549 Vgl. ebd., S. 113; Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 241, Sp. 1.
550 Vgl. Sides: Polarfahrt, S. 122-123.
551 Vgl. ebd., S. 122-124; Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 239, Sp. 2-S. 240, Sp. 1. Dieser Landmasse gab Petermann seinen eigenen Namen. Vgl. Felsch: Petermann, unpaginierte Farbtafel vor S. 145.
552 Vgl. Felsch: Petermann, S. 240-241.
553 Vgl. Sides: Polarfahrt, S. 535.
554 Von Felsch treffend als Nansens Turn bezeichnet. Felsch: Petermann, S. 242.
555 Das Schiff war ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt konstruiert worden, dass es in offener See schwimmen, im Eis hingegen auf keinen Fall zerdrückt werden konnte. Vgl. Nurminen/Lainema: Arktis, S. 272-273. Nansen ging nie von einem offenen Nordpolarmeer aus. Vgl. Felsch: Petermann, S. 243.
556 Vgl. Tammiksaar/Sukhova/Stone: Hypothesis, S. 241, Sp. 1-2.
557 Vgl. Nansen: Forschung, S. 18. Die Drift mit auf dem Eis erbauten Forschungsstationen wurde 1937 erstmals und zwischen den Jahren 1950 und 1958 von der Sowjetunion genutzt. Vgl. Nurminen/Lainema: Arktis, S. 330, Sp. 2.
558 Breitfuss: Polargebiete, S. 84-88 sowie Nurminen/Lainema: Arktis, S. 330, Sp. 1-2. Die Versuche Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit dem Fesselballon oder mit Luftschiffen von Spitzbergen aus den Nordpol zu erreichen, scheiterten kläglich. Vgl. ebd., S. 274, Sp. 1-S. 278, Sp. 1. Roald Amundsen erkannte das Potential von Flugzeugen in der Arktis schon früh und erwarb 1914 den Pilotenschein. Vgl. Brennecke, S. 141.
559 Aerostatisches, d.h. senkrechtes Aufsteigen und Landen, Halten in der Luft, weitgehende Unabhängigkeit von einer Bodenorganisation, grosse Reichweite sowie grosse Tragfähigkeit. Vgl. Kohlschütter: Bericht, 12 sowie Nansen: Forschung, S. 18-19.
560 Vgl. Kohlschütter: Bericht, S. 14. Eine neue Qualität der Aufklärung aus grosser Höhe ermöglichten ab den frühen 1960er Jahren Satelliten, die Gebiete periodisch überfliegen konnten. Vgl. auch Steffen: Atlas, S. 3 der Abschnitt Satellite observations of sea ice.
561 Vgl. Arktis, 1,1928, S. 47.
562 Auffindung „[…] der Gesetze für die Bewegungen und die Zirkulation unserer Atmosphäre wie auch des Meeres und dadurch die Gesetze für die klimatischen Veränderungen der verschiedenen Teile der Erde […].“ (S. 16); Und weiter: „Als das wichtigste geographische oder sagen wir geomorphologische Problem meldet sich vielleicht zuerst die Frage nach der Verteilung der kontinentalen Landmassen und des Meeres im unbekannten Norden“ (S. 16) sowie meteorologische und ozeanographische Untersuchungen und im Speziellen Aufgaben in der Geologie, Biologie, Erdmagnetismus, Geophysik, Gravitation (S. 18). Nansen: Forschung, S. 16 u. 18.
563 Das publizistische Organ der Gesellschaft, die Vierteljahresschrift Arktis, das 1928 erstmals beim ehemaligen Arbeitgeber August Petermanns, im Verlag Justus Perthes in Gotha, dreisprachig erschien, stellte Ende 1931 sein Erscheinen ein.
564 Krause: Daten, S. 124, En. 20. Krause bezieht sich dabei auf Engels Nachrichten von 1772 und auf die 1777 erschienenen Nachrichten.
565 Vgl. Stuber: Forschungsreisen, S. 179.
566 Die 1777 erschienene Neuauflage der 1765 erschienen Mémoires unter dem neuem Titel Extraits wie auch die 1777 erschienenen Varianten von Neuer Versuch wurden nicht mitgezählt.
567 Essai sur cette Question: Quand et comment l'Amérique a-t-elle été Peuplée d’Hommes et d'Animaux?, Amsterdam 1767. Nach Pulver geht der Titel weit über das hinaus, was er verheisse: Er sei „[…] nichts weniger als der Versuch einer Urgeschichte unseres Erdballs überhaupt, in der das Titelproblem nur geringen Raum einnimmt, was zur boshaften Bemerkung eines Kritikers führte, der Autor beschäftige sich in dem Buch mit allem, ausgenommen mit dem, was er ankündige.“ Pulver: Engel, S. 235. Der Essai umfasst 1’400 Seiten, vgl. ebd.
568 Vgl. Engel: Versuch, S. 19-52 sowie Dörflinger: Diskussion, S. 177-179 u. 184-186/188.
569 Anführungs- und Schlusszeichen von Ernst Plewe.
570 Plewe: Geographie, S. 196.
571 Die beiden Historiker Patrick Kupper und Bernhard C. Schär stellten jüngst fest, dass die Geschichte der Naturwissenschaften sozusagen ein ungeliebtes Kind bei den Schweizer Historikern ist. Vgl. Kupper/Schär: Wissen, S. 274. Der Grund ist wohl darin zu suchen, dass das Aneignen naturwissenschaftlicher Methoden und Theorien oder von technischen Verfahren und Anwendungen für den Historiker aufwändig ist. Ein simples Beispiel für diese Einschätzung bietet der Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz über Auguste Piccard: Dort steht, dass er seine beiden weltweit ersten Stratosphärenflüge mit einem Heissluftballon ausgeführt haben soll; der gleiche Irrtum findet sich in einem anderen Zusammenhang auch im Eintrag über den Geophysiker Alfred de Quervain.
572 Officer/Page: Arktis, S. 132.
573 Daston: Wunder, S. 13.
574 Hirschi: Men, S. 195. „Ein beliebtes Mittel, der doppelten Distanz zu Anwendungs- und Spezialwissen sprachlichen Ausdruck zu verleihen, war die Selbstbezeichnung von Amateuren als philosophers.“ Ebd., S. 196.
575 Ebd., S. 193.
576 Ebd., S. 195.
577 „Raths der Republik Bern, gewesenen Landvoigts der Stadt und Grafschaft Aarberg, wie auch der Stadt Orben und Landschaft Echallens.“ Engel: Nachrichten, Titelblatt.
578 Vgl. Hirschi: Men, S. 196.
579 Engels Urgrossvater, der das Burgerrecht in Bern im Jahr 1616 erworben hatte, war noch Kupferschmied, während es sein 1621 geborener Sohn 1679 schon zum zweit- bzw. dritthöchsten Amt Berns brachte. Vgl. Pulver: S. 13-14.
580 Nach Pulver war Burkhard Engel nur einmal Landvogt (Frienisberg 1712-1718). Vgl. Pulver: Engel, S, 15.
581 „Von den westlichen [Landvogteien] gehörte Grandson zur dritten und die übrigen drei zur vierten […] [Klasse].“ Feller: Geschichte, 3, S. 440. „Mit der Zeit lockte die vierte Klasse immer weniger, vielleicht, weil die Geldentwertung ihren Ertrag herabsetzte. Es kam vor, dass auf den Ruf des Schultheissen niemand sich zum Los meldete.“ Ebd., S. 441.
582 Vgl. Pulver: Engel, S. 374, En. 5. Psychologisch lässt sich die Delinquenz seines erstgeborenen Sohnes dahingehend deuten, dass er den Weg zu gesellschaftlichem Aufstieg und Ansehen sozusagen abkürzen wollte. Oder aber auch, dass er der strengen Erziehung seines Vaters und dem engen Korsett seines Standes entfliehen wollte; dass er es schon kurz nach seiner Ankunft in Surinam zum Verwalter einer Plantage brachte, spricht eher für diese These.
583 Vgl. Pulver: Engel, S. 374, En. 5. Mit dem Tod von Engels Enkel Franz Carl 1870 erlosch das patrizische Berner Geschlecht der Engel. Vgl. ebd.
584 Braun: Schweiz, S. 191.
585 „[Samuel Engels] Familie ist das Musterbild einer im Abwehrkampf stehenden, mittleren patrizischen Bernerfamilie.“ Pulver: Engel, S. 80.
586 Vgl. Pulver: Engel, S. 54.
587 Ebd., S. 54.
588 Vgl. ebd., S. 57 u. 61.
589 Vgl. ebd., S. 162 u. 169.
590 Vgl. ebd., S. 169 u. 172.
591 Vgl. ebd., S. 58 u. 164-165.
592 Vgl. ebd., S. 89-93.
593 Ebd., S. 53 sowie Braun: Schweiz, S. 270-271.
594 Vgl. Pulver: Engel, S. 290-292 sowie Braun: Schweiz, S. 277 u. 282.
595 Vgl. Braun: Schweiz, S. 272-278.
596 „Eine latente Missstimmung, ja Gärung, staut sich in den späten 70er Jahren an […].“ Braun: Schweiz, S. 279.
597 Vgl. ebd., S. 272 sowie S. 278-282.
598 Vgl. Andrey: Chenaux-Handel, S. 329, Sp. 1. Vgl. auch Chronologisches Verzeichnis der Unruhen von 1712-1789 in Felder: Ansätze, S. 385. 

599 Demandt, Alexander: Ungeschehene Geschichte. Ein Traktat über die Frage: Was wäre geschehen, wenn …?, Göttingen 2011.
600 Vgl. Phipps: Nordpol, S. 111-122 sowie Tab. VIII; Savours: Geography, S. 411, Sp. 2-S. 412, Sp. 1.
601 Vgl. Phipps: Nordpol, S. 100 u. 104-107 sowie Tab. V u. VI.
602 Vgl. Engel: Nachrichten, S. 284.
603 Vgl. Savours: Geography, S. 416, Sp. 1-2.
604 Der Beitrag zum Lemma North Water ist zwar nicht mit dem Namenskürzel Marcel de Quervains gekennzeichnet, dürfte aber von ihm stammen.
605 Laut Pulver: Engel, S. 235 umfassen die fünf Bände 1'400 Seiten.
606 Vgl. Chavanne/Karpf/Le Monnier: Literatur, S. 197, Nr. 4248.
607 Keine weiteren Angaben zum Titel.
608 Vgl. Dörflinger: Diskussion, S. 171, Fn. 43.

Bibliographie
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Anhang: Samuel Engels Veröffentlichungen zur Geographie
Die folgenden bibliographischen Angaben beruhen nicht auf Autopsie, sondern auf elektronisch verfügbaren Katalogaufnahmen verschiedener Bibliotheken, welche unterschiedliche Erfassungsstandards anwenden. Nicht völlig auszuschliessen ist, dass noch weitere Druckvarianten oder bisher noch nicht identifizierte Drucke von Samuel Engel existieren.

1735: Lettre à Louis Bourguet sur la sur la prétendue jonction del l’Amérique avec l’Asie, inː Mercure Suisse, Oktober, 1735, S. 49-77.

1755: Remarques curieuses & importantes sur les Découvertes Russiennes concernant le passage au Nord, où l’on examine à fond les divers Mémoires & Cartes de Mrs. De l’Isle & Buache, avec la Lettre de Mr. Dobbs su le même sujet, accompagnée d’une Réponse, par M.S.E.B. d’A, inː Nouvelle Bibliothèque Germanique 16 u. 17, 1755, S. 161-188, 366-401 bzw. 44-109, 364-418.

1764: Carte de la partie septentrionale et orientale de l'Amerique, d'après les rélations les plus récentes, dressée en 1764 par Mr. *** [d.i. Samuel Engel], M. Iaquier. Delin., gravé par I. A. Chovin, [Lausanne]: [Antoine Chapuis], 1764, Karte (Kupferdruck), 48 x 73 cm.

1764: Carte de la partie septentrionale et orientale de l'Asie, qui comprend la grande Tartarie, le Kamschatka et Jesso avec la mer glaciale et ses côtes, dressée en 1764 par Mr. *** [d.i. Samuel Engel], Iaquier del, Chovin sculp, [Lausanne]: [Antoine Chapuis], 1764, Karte (Kupferdruck), 47 x 68 cm.

1765: Mémoires et observations géographique et critiques sur la situation des pays septentrionaux de l'Asie et de l'Amérique, d'après les relations les plus récentes. Auxquelles on a joint un Essai sur la route aux Indes par le Nord, & sur un Commerce très vaste et très riche à établir dans la mer du Sud. Avec deux nouvelles Cartes dressés confornément à ce systême, par Mr. ***, Lausanneː Antoine Chapuis, 1765, XXII, 268 S., [1] Tafel (Karte); 26 cm.

1767: Essai sur cette Question: Quand et comment l'Amérique a-t-elle été Peuplée d’Hommes et d'Animaux? par E. B. d'E [i.e. Engel, bailli d'Echalens], Amsterdam: chez Marc Michel Rey, 1767, 5 Bände [605]. – Eine zweite Auflage erschien im Jahr 1768.[606]

1768: Mémoires & Observations géographiques & critiques […][607], in: Prévost d’Exiles, Antoine François (Ed.): Historie générale des voyages, ou nouvelle collection de toutes les relations de yoyage par mer et par terre, 18, Paris 1768. – Im 25. Band der 1780 in Amsterdam erschienenen erweiterten Neuauflage erneut abgedruckt (S. 162-182).

1771: Nachrichten und geographischkritische Beobachtungen über die Lage der mitternächtlichen Länder von Asien und America. Nebst einem Versuche über den Weg nach Indien durch den Norden, in: Schwabe, Johann Joachim: Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande […], 20. Band, Leipzig 1771. S. 415-439.

1772: Geographische und kritische Nachrichten und Anmerkungen über die Lage der nördlichen Gegenden von Asien und Amerika, nach den allerneuesten Reisebeschreibungen, welchen noch ein Versuch über einen Weg durch Norden nach Indien, und über die Errichtung eines sehr ausgebreiteten und einträglichen Handels in die Südsee beygefüget ist, nebst zwo neuen nach diesem Systeme entworfenen Karten, aus dem Französischen übersetzt von dem Herrn Verfasser selbst sorgfältig und genau durchgesehen, verbessert und mit vielen neuen Zusätzen bereichert, die sich in dem Originale nicht befinden, Mietau, Hasenpoth, Leipzig: 1772, XVI, 368 S. – Ein unveränderter Faksimilereprint erschien 2015 in Saarbrücken.

1776: Asie septentrionale (Geogr.) Recherches sur l‘étendue des parties septentrionales de l’Asie (E), in: Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, Supplément 1, Amsterdam 1776, S. 635, Sp. 1-S. 646, Sp. 1.

1777 a: Asie septentrionale, (E), in: Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers. Par une Société de gens de lettres. Mis en ordre et publié par M. Diderot, et quant à la partie mathématique, par M. d'Alembert. Tome troisième, nouvelle édition, Genève 1777, S. 613, Sp. 1 – S. 630, Sp. 2.

1777 b: Nachrichten und Anmerkungen über die Lage der nördlichen Gegenden von Asia und Amerika, und dem Versuch eines Weges durch die Nordsee nach Indien. Zweyter Theil, mit drey Charten, Basel, bey Carl August, Serini, 1777, 304 S, 3 Karten. – Ein unveränderter Faksimilereprint erschien 2015 in Saarbrücken. Die Ausgaben 1777 c und 1777 d sind, bis auf den Titel, textidentisch mit der Ausgabe 1777 b.

1777 c: Neuer Versuch über die Lage der nördlichen Gegenden von Asia und Amerika, und dem Versuch eines Wegs durch die Nordsee nach Indien. In: Reise nach dem Nordpol. Auf Befehl Ihro Königl. Grossbrittannischen Majestät unternommen im Jahr 1773 von C.J. Phips; aus dem Englischen, mit Zusätzen und Anmerkungen von Herrn Landvogt Engel, mit Kupfern, Bern: bey der typographischen Gesellschaft, 1777, [6], X, 122, 304 S., 8 gefaltete Tafeln, 6 Illustrationen (Kupferstiche), 2 Karten, Tabellen, 26 cm.

1777 d: Neuer Versuch über die Lage der nördlichen Gegenden von Asia und Amerika, und dem Versuch eines Wegs durch die Nordsee nach Indien, nebst denen Schriften so Hr. Daines Barrington in London zu Behauptung eben dieses herausgegeben, oder, Zweyter Theil seiner geographisch-kritischen Nachrichten und Beobachtungen, mit drey Charten, Bern: bey der Typographischen Gesellschaft, 1777, [4], 304 S., [1] Blatt, 3 Tafeln, 3 Karten.

1777 e: Passage par le Nord (Géogr. Comm. Navig.) (E), in: Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers. Supplément 4, Amsterdam 1777, S. 250, Sp. 1-S 254, Sp. 2.

1778: Passage par le Nord, (E), in: Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers. Par une Société de gens de lettres. Mis en ordre et publié par M. Diderot, et quant à la partie mathématique, par M. d'Alembert, tome 24, nouvelle édition, Genève 1778, S. 892, Sp. 1 - S. 900, Sp. 1.

1779: Extraits raisonnés des voyages faits dans les parties septentrionales de l'Asie et de l’Amèrique, ou, Nouvelles preuves de la possibilité d'un passage aux Indes par le Nord, demontrées par Mr. Engel, Lausanne: chez Jules Henri Pott et comp, 1779, [8], XXIV, [1], 268 S., 2 Karten, 27 cm. – Unveränderter Nachdruck der 1765 erschienenen Mémoires.[608]

1779: Mémoire sur la navigation dans la Mer du Nord, depuis le 63e degré de latitude vers le Pôle, & depuis le 10 au 100e degré de longitude, avec une nouvelle carte sur cette étendue, par M. le B[aron] E[ngel], Berne: Impr. chez S. Fetscherin, impr. de la Société typographique, 1779, 29 S., 1 Karte.

1779 : Nouvelle carte des isles de Spizbergue et des environs, depuis le 10. au 95.° de longit. et le 64 au 84.° de latit, pour servir d'éclaircissement à un mémoire nouveau sur la navigation dans les mers arctiques, par Mr. le B. E. d'E. [i.e. Samuel Engel] ; gravé par I. R. Holzhalb à Zuric, [Bern]: [Franz Samuel Fetscherin], 1779, Karte (Kupferdruck), 40 x 55 cm.

1780: Anmerkungen über den Theil von Capitän Cook’s Reiserelation, so die Meerenge zwischen Asia und Amerika angehet, Basel: Serini, 1780 sowie Bern 1780, 30. S.

1781: Remarques sur la partie de la relation du voyage du Capitaine Cook qui concerne le détroit entre l'Asie et l'Amérique, dans une lettre adressée à M. D***par M. le baillif Engel, traduit de l'allemand pouvant servir de suite au Mémoire du même auteur de 1779, Genève: J. E. Didier, 1781, 26 S., illustriert.


Erläuterungen zu den Abbildungen und Nachweise
1 Zusammenkunft in Ikerasak 1909: Alfred de Quervain, August Stolberg und Emil Baebler, phot. Stolberg & Heim, Ansichtskarte, Lichtdruck, Privatbesitz.

2 Samuel Engel, um 1760: Samuel Engel in seiner Zeit als Präsident der Oekonomischen Gesellschaft. Öl auf Karton von einem unbekannten Künstler, Bern um 1760, Ausschnitt, in: Stuber, Martin et. al. (Hg.): Kartoffeln, Klee und kluge Köpfe. Die Oekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern OGG (1759-2009), Bern 2009, S. 126.

3 Place du Château d'Echallens, ca. 1880: Ansichtskarte, Lichtdruck?, http://www.notrehistoire.ch/medias/20759

4 Ehrenmedaille für Engel (1772): Vom Rat in Nyon verliehen, in: Stuber, Martin et. al. (Hg.): Kartoffeln, Klee und kluge Köpfe. Die Oekonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern OGG (1759-2009), Bern 2009, S. 125.

5 Nordpassage und südlicher Seeweg: Verändert nach H.G. Gierloff-Emden, 1980, in: Seibold: Nordostpassage, S. 4.

6 Constantine John Phipps, Gemälde von Ozias Humpry: National Martime Museum, London, in: Lainema/Nurminen, Arktis, S. 246.

7 Die Carcass und Racehorse im Eis nördlich von Spitzbergen: Kupferstich in: Phip[p]s, C.J.: Reise nach dem Nordpol. Auf Befehl Ihro Königl. Grossbrittannischen Majestät, unternommen im Jahr 1773, aus dem Englischen, mit Zusätzen und Anmerkungen von Herrn Landvogt Engel, Bern 1777, http://www.e-rara.ch/doi/10.3931/e-rara-28783

8 The Open water from Cape Jefferson (80. Breitengrad): Arctic Exploration Grinnell Expedition 1853-1854-1855, artist James Hamilton after sketches by Elisha Kent Kane, engraved by R. Hinshelwood, Kane’s Mysterious Waters: Transient Polynyas, Posted by Fran Hennessey on Mar 25, 2014, http://whalingmuseum-arcticvisions.org/kanes-mysterious-waters-transient-polynyas/

9 Weltkarte in Nordpolar-Sternprojektion: Nach einer Idee von Gustav Jäger, erschienen in Petermann’s Geographische Mitteilungen, Ergänzungsband IV, 1865-1867, Tafel 3, in: Lainema/Nurminen, Arktis, S. 258.

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