Freitag, 23. September 2016

INUIT Galerie am Central (Zürich): Newsletter September 2016

Wer sich in der Arktis aufhält, trifft oft auf verschwiegene Menschen. Für Inuit ist Schweigen eine Tugend, die als Respektbezeugung verstanden wird. Dies versteht sich von selbst, denn in einer Gesellschaft, die auf Jagd aufbaut sind schwatzhafte Menschen bedrohlich. Sie vertreiben das Wild und beeinträchtigen damit die Gemeinschaft. Gelegentlich hat die Verschwiegenheit der Inuit aber andere Gründe, die kulturell bedingten Missverständnissen entspringen. Aus ihnen lässt sich lernen.

Inuit verlassen sich auf die Annahme, dass alle Mitglieder einer Gemeinschaft freiwillig ihre Pflichten zum Wohle der anderen wahrnehmen, dies gilt besonders für das Teilen von Nahrung und Unterkunft. In der bedrohlichen Lebensumgebung der Arktis muss darüber nicht gesprochen oder verhandelt werden. ‚Isuma’, der tiefe Respekt vor persönlichen Gedanken und Ansichten jedes einzelnen, hat zur Folge, dass Inuit selten Forderungen aussprechen, andere Ansichten nicht in Frage stellen und keine Meinung äussern! Sie schweigen. Das betrifft auch die Beurteilung ihrer Kunstwerke! In der westlich orientierten Kultur hingegen erlangen Ansichten erst dann Gewicht, wenn sie mit anderen diskutiert wurden. Persönliche Meinungen müssen dazu notwendigerweise ausgesprochen und verhandelt werden. Erst das Äussern von Forderungen und Ansichten führt nach westlicher Auffassung zu gemeinsamen Übereinkommen und bindet die Gemeinschaft unter einem gemeinsamen, wortreich geschlossenen Kompromiss.
Das Aufeinanderprallen dieser beiden gedanklichen Konzepte fordert Inuit und Qablunaat (Weisse) bis in die gegenwärtige Zeit. Die ältere Generation der Inuit begreift westliche Aufforderung zum Austausch von Ansichten und Diskussionen als aggressive Missachtung von Respekt. Um ein Gefecht – und sei es nur ein Wortgefecht – zu verhindern, reagieren Inuit mit 'ilira', einem Verhaltenskodex, der sich in widerstandsloser Zustimmung und schweigender Nachgiebigkeit zeigt. Dies sind alte und sehr effiziente Wege, Konflikte zu vermeiden, besonders jene mit Fremden. Keinen Widerstand zu leisten spart zudem Kräfte, die anderswo besser eingesetzt sind. Diesen weisen Pragmatismus haben Inuit von der unerbittlichen Natur der Arktis gelernt, die ihnen jede Eitelkeit und individualistische Selbstbezogenheit verbietet. Das Zurschaustellen eigener Individualität und persönlicher Meinung gilt dort als Dummheit. Westliche zivilisierte Menschen erachten Individualität und eigene Ansichten als Ausdruck einer ausgeprägten Persönlichkeit und es gilt als Reife. Reden oder Schweigen kann also einen grossen Unterschied machen.

Wer der Denkweise der Inuit auf die Spur kommen möchte, kann dies tun, indem er die leise Sprache ihrer Kunstwerke verstehen lernt! Gelegenheit dazu haben Sie jederzeit in der INUIT Galerie am Central! Sie sind herzlich willkommen!

Jeannine Bromundt, Galerie Central

Mittwoch, 7. September 2016

Die Erforschung der Arktis aus der Luft – Tagung anlässlich des 85. Jahrestages der Arktisfahrt des “Graf Zeppelin” (Donnerstag, 6. bis Freitag, 7. Oktober 2016, Zeppelin Museum, Friedrichshafen)

Lüdecke, C. (2016) Die Erforschung der Arktis aus der Luft 85. Jahrestag der Arktisfahrt des LZ 127 „Graf Zeppelin“. Polarforschung, 86, 2, 131-133. Link

Donnerstag 6.10.2016

13:30-14:00 Registrierung

14:00-14:45 Mit dem Ballon zum Nordpol, Dieter Etling, Hannover

14:45-15:30 Der erste Aufstieg eines Luftschiffes in der Arktis: Die Wellman Chicago Record-Herald Expedition und die Lernersche Photogrammetrie-Expedition nach Spitzbergen 1907, Siegfried Niklas, Frankfurt am Main

15:30-16:15 Der Anfang der Erschliessung der Arktis aus der Luft: Jan Nagórski und die Bedeutung seiner Flüge im Jahr 1914, Erki Tammiksaar, Tartu, Estland

16:15-16:45 Kaffeepause

16:45-17:30 Meteorologische Messungen mittels Luftfahrzeugen im Wirken von Alexander Friedmann, Karl-Heinz Bernhardt, Berlin

17:30-18:15 Lincoln Ellsworth (1880-1951), Rolf Reimann, Gipf-Oberfrick, Schweiz

19:00-20:00 Öffentlicher Abendvortrag Norge, Italia und Graf Zeppelin 1926-1931: Fünf Jahre Luftschiffe in der Arktis, Cornelia Lüdecke, München

Gemeinsames Abendessen im Restaurant des Zeppelin Museums

Freitag 7.10.2016

9:00- 9:45 Walther Bruns und die Internationale Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis mit dem Luftschiff e.V. (Aeroarctic), Diedrich Fritzsche, Potsdam

9:45-10:30 Hugo Eckener und Sven Hedin mit Luftschiff über den Himalaya?, Batkhishig Tserennyam, Hamburg

10:30-11:15 (K)ein ausgezeichnetes Mittel der Forschung? Das tragische Unglück der Italia und die Auswirkungen auf den Einsatz von Luftschiffen in der kosmischen Höhenstrahlungsforschung, Vanessa Cirkel-Bartelt, Wuppertal

11:15-11:45 Kaffeepause

11:45-12:30 Die Aeroarctic und die Arktisfahrt des Luftschiffes LZ 127 „Graf Zeppelin“, Barbara Schennerlein, Dresden

12:30-13:15 Forschungsflugzeug "Falcon" in Spitzbergen im Jahr 1984: Erste gezielte Nadelstiche in die arktische Atmosphäre, Hans Volkert, Oberpfaffenhofen

13:15-13:30 Schlussworte

14:30 Führung durch das Zeppelin Museum

Deutsche Gesellschaft für Polarforschung e.V. (DGP), Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG)

Tagungsausschreibung























Bildnachweis: Mittelholzer, Walter (Hg.): Im Flugzeug dem Nordpol entgegen. Junker’sche Hilfsexpedition für Amundsen nach Spitzbergen 1923. Mit Beiträgen von Kurt Wegener, A. Miethe und H. Boykow. Zürich 1924, Abbildung 7: „Expeditionsmitglieder vor der Junkersmaschine bei der Funkenstation. Von links nach rechts: A. Neumann, H.H. Hammer, F. Duns, W. Mittelholzer. Oben: W. Löwe, Holbein, Wedekind“.