Polarforscher beim "Kaffe-Mik": Stolberg, Baebler, de Quervain sowie Stationsvorsteher Jens Fleischer. Aufnahme von Arnold Heim, Ikerasak, 8. August 1909 (Torm 2012) |
August Stolberg begleitete Alfred de Quervain zweimal auf das Inlandeis Grönlands, 1909 und 1912. Mit Wilhelm Jost überwinterte er 1912/13 auf der Insel Disko. Der 15 Jahre ältere Stolberg, der Grönland bereits im Jahr 1907 bereist hatte, war für Alfred de Quervain wohl Berater und Freund zugleich. Gemeinsam veröffentlichten sie 1911 in der "Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins" einen Aufsatz über die alpinistischen Aspekte der Expedition von 1909 und im gleichen Jahr auch das Buch "Durch Grönlands Eiswüste". Es war ein solcher Erfolg, dass noch im gleichen Jahr eine zweite Auflage gedruckt werden konnte.
In launig gehaltenem Stil berichtete de Quervain in dem Buch über Stolbergs Kochkünste : "Dr. S. kocht fast immer [... und] lehnt ab, sich an bestimmte Beziehungen zwischen der Menge des verwendeten Materials und des Wassers zu halten. Öfters ist die Suppe wässrig - aber man hat Durst; öfters auch der Kakao. Namentlich anfangs musste man seine superiore Behandlungsweise solcher Kochfragen durch starken Milchzusatz korrigieren - es lässt sich überhaupt sagen, dass er in unkontrollierbarer Weise kocht und im Allgemeinen lieber das Minimum von Kochenszeit, Rührenszeit, Knollenzerdrückungszeit anwendet. Hier lässt ihn sein Idealismus "bis zum Ende" [im Original Griechisch] völlig im Stich. Aber die Hauptsache: er kocht und hat von seinem Bedürfnis, es sich unter den gegebenen Umständen doch möglichst bequem zu machen, manchmal erfreuliche Einfälle, und im Allgemeinen einen guten Humor, der auch durch die Kritik des Volkes nicht so leicht erschüttert wird. Das Volk waren Baebler und ich, und wie aus diesem Tagebucherguss ersichtlich, war das Volk zur Kritik manchmal sehr aufgelegt."
Kennengelernt hatten sie sich in Strassburg. Stolberg war beim Atmosphärenforscher Hugo Hergesell am meteorologischen Landesanstalt von Elsass-Lothringen als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Und Alfred de Quervain war von Hergesell als Sekretär der "Internationalen Kommission für wissenschaftliche Luftschiffahrt" angestellt worden.
Nach einer Stippvisite im Verlagswesen hatte Stolberg zuerst Kunstgeschichte in München studiert, dann Geographie und Meteorologie in Strassburg. In Bern promovierte er 1901 mit einer kunstgeschichtlichen Studie über den Schweizer Maler Tobias Stimmer, die vor gut 30 Jahren neu aufgelegt wurde. Ab 1923 war Stolberg dann als Direktor der städtischen Museen in seiner Heimatstadt Nordhausen am Harz tätig.
Die in Nordhausen gezeigte Ausstellung geht auf die Initiative des dänischen Schulleiters und -entwicklers Erik Torm zurück. Sie war im letzten Sommer an der ETH Zürich zu sehen. Erik Torm und Ole Jörgen Hammeken von Uummannaq Polar Institute stiessen bei ihren Recherchen nicht nur auf die bereits bekannten Fotografien Alfred de Quervains und Arnold Heims im Archiv der ETH Zürich, sondern im Arktischen Institut in Kopenhagen auch auf einen Bestand mit 700 Dias von Arnold Heim. Der Geologe Heim bereiste 1909 im Auftrag einer Minengesellschaft die Halbinsel Nuussuaq und die Insel Disko und traf mit Alfred de Quervain, Emil Baebler und August Stolberg am Ende ihrer Expedition zusammen. Die Ausstellung in Norhausen wurde mit persönlichen Gegenständen aus dem Nachlass August Stolbergs ergänzt, der von Hans-Dieter Werther gehütet wird.
Museum Tabakspeicher (Nordhausen am Harz), bis 18. August
http://www.nordhausen.de/news/news_lang.php?ArtNr=19030
Torm, Erik (2012) Schweizimiut Kalaallit Nunaanni. Drei Schweizer Expeditionen in Grönland. Three Swiss Expeditions in Greenland. Tre schweiziske ekspeditioner i Grønland. A Duck Soup Book/KKART. 79 Seiten, reich illustriert. ISBN 978-87-92850-00-3